Der Trambahnverkehr zur Theresienwiese war schon immer ein zentrales Element der Münchner Trambahngeschichte. Die Gedanken, die Theresienwiese an das Trambahnnetz anzuschließen, galten aber nicht nur dem Oktoberfest, sondern vielen anderen Veranstaltungen, die auf der Theresienwiese abgehalten wurde wie das Bundesschießen, Landwirtschafts-Leistungs-Schauen und ein Hangar für einen Zeppelin gab es auch mal, zu dem tausende Münchner strömten. Ab 1908 war auch das direkt hinter der Bavaria anschließende Ausstellungsgelände um eine Verkehrsanbindung dankbar.
Man kann den 6.Oktober 1877 durchaus als ersten Betriebstag einer Pferdebahn zur Theresienwiese bezeichnen, damaliger Endpunkt war in der Bayerstraße. Allerdings gab es auch ein anderes Projekt, von Osten her über die Kobellstraße mit einer Stichlinie zum heutigen Esperantoplatz zu fahren und sogar weiter bis zu einer Schleife unterhalb der Bavaria. Planungs-Name dieser Haltestelle war „Ausstellungsgelände“.
1853 lag die Theresienwiese westlich vor den Toren der Stadt München und wurde überwiegend als Rennbahn genutzt, daher auch die Rennbahnstraße, die von der Landstraße nach Landsberg abbog, die spätere Martin-Greiff-Straße ab 1910.
Die Lerchenstraße wurde gerade in Schwanthalerstraße umbenannt und der erste Bahnhof der neuen Eisenbahn München-Augsburg lag etwas nördlich auf dem Marsfeld.
Ab dem 06.10.1877 fährt nun die Linie 3 der Pferdebahn von Schwabing kommend zuerst von der Kreuzung Nikolaistraße/Leopoldstraße, später von der Münchner Freiheit bis zur Festwiese mit dem Endpunkt an der Rennbahnstraße ab Beginn Oktoberfest bis 15.10.1877 eingleisig, danach wird sie nochmal kurz stillgelegt für den Umbau auf ein zweites Gleis, das ab 15.11.1877 in Betrieb genommen wird.
Unser Gleisplan ist mit Oktober 1885 datiert.
Gegenüber auf der Bahnhofsseite der Bayerstraße wird gerade das neue Hacker-Bräuhaus gebaut.
Fundstück aus den Tiefen des Stadtarchivs: am 9. März 1892 entsteht diese handgezeichnete Ideen-Skizze einer besseren Trambahnanbindung an die Theresienwiese von einem Zirkusbesitzer, der für seinen Zirkuszelt (rund eingezeichnet) diesen Service vorschlägt.
Ab dem 25.11.1888 wird die Strecke von der Bayerstraße ab Martin-Greif-Straße über die Landsberger Straße bis Trappentreustraße als Pferdebahnlinie mit einer Länge von 850 m in Doppelspur bis zur Bergmannstraße und weiter über 750 m eingleisig bis zur Barthstraße. Die Bauzeit ging vom 22.8.1888 bis zum 4.11.1888.
Der 19.2.1900 ist der Start des elektrischen Betriebs auf der Strecke durch die Bayerstraße zwischen Hauptbahnhof und Martin-Greif-Straße und weiter zur Barthstraße nach dem Baubeginn am 9.6.1899.
In der Bauzeit vom 7. Juni 1892 – 24. Juni 1906 entstand die Paulskirche. Unsere Aufnahme entstand im Jahr 1900.
Zur Wies’n im Jahr 1900 wird rechtzeitig zum 15.9.1900 die kleine Wies´n-Schleife über die Martin Greif Straße, Schwanthalerstraße und durch die Hermann Lingg Straße zurück zur Bayerstraße eröffnet.
Diese Schleife ist für den Betrieb gegen den Uhrzeigersinn im Mai 1899 schon für den elektrischen Betrieb geplant worden.
Die hier schon eingetragene Strecke durch die Martin-Greif-Straße mit der Abzweigung aus der Bayerstraße zur Theresienhöhe bis zum alter Messeplatz wird am 2.9.1907 in Betrieb genommen.
Der Gleisplan der Trambahn von 1920 zeigt, dass die Fahrtrichtung für die Befahrung dieser Wiesn-Schleife gedreht wurde.
Hintergrund war der einfachere Verkehrsfluss, wenn die Fahrgäste zur Theresienwiese in der Schwanthalerstraße aussteigen konnten und den durchgehenden Trambahnverkehr zur Theresienhöhe nicht störten.
Das Portrait-Foto des Eckhauses Schwanthalerstraße mit der Hermann-Lingg-Straße zeigt auch die Schienen der ersten Wiesn-Schleife an dieser Straßenkreuzung.
Da scheint etwas schief gelaufen zu sein: die Schleife in der Hermann-Lingg-Straße ist andersherum befahrbar. Trambahnunfall in der Bayerstraße Ecke Hermann-Lingg-Straße und der Fotograf war da.
Am 18.9.1926 geht dann die große Wies’n-Schleife in Betrieb und ersetzt die Trambahnanbindung der Theresienwiese
Dokumente aus dem Jahr 1936: Die große Wiesn-Schleife ist zur Befahrung gegen den Uhrzeigersinn konstruiert und hat ein Hinterstellgleis in der Schwanthalerstraße, um Wagen zu wenden oder für den Abtransport der Münchner zu sorgen.
Die Schwanthalerhöhe und dahinter die Theresienhöhe sahen 1936 noch völlig anders aus. Im Hintergrund sieht man die alte Schießstätte. Allerdings wird gerade die Straße verbreitert und bald dann auch die Schienen geändert in die neue Straßenmitte verlegt und der Gleisplan abermals verändert.
Der Weichenplan ist datiert mit dem Jahr 1945 und zeigt sowohl eine kurze Kehrmöglichkeit aus der Stadt kommend über die Schwanthalerstraße als auch die große Schleife am Brausebad vorbei mit allen Hinterstellmöglichkeiten in der Schwanthalerstraße.
Zu dieser Zeit war die Abzweigung natürlich 2-gleisig im Gegensatz zu heute, wo hier ein einfaches Gleisdreieck angelegt ist.
Über die Nachkriegsjahre wurde diese Schleifer mehrmals vereinfach und war zuletzt nur noch ohne den Abschnitt in der Schwanthalerstraße befahrbar. Allerdings ist in diesem Plan auch eine Befahrmöglichkeit für Wagen eingezeichnet, die von der Theresienhöhe kommend wenden möchten. Am 2.Oktober 1983 verkehrt letztmals eine Tramlinie zur Wiesn. Ab dem nächsten Jahr übernimmt die U-Bahn diese Aufgabe.
Das Brausebad am Bavaria-Ring
Der Bau wurde 1894 am nördlichen Rand der Theresienwiese nach Plänen des Münchner Architekten und Bauamtmanns Hans Grässel errichtet. Ursprünglich diente der Bau als Volksbrausebad. Den Bewohnern der im Zuge der Industrialisierung schnell wachsenden Arbeiterviertel auf der Theresienhöhe, deren Wohnungen selten Badezimmer aufwiesen, wollte der Magistrat der Stadt München so die Möglichkeit zu regelmäßiger Körperpflege bieten.
Dem oktogonalen Hauptbau setzte Grässl an der Stirnseite einen mächtigen Portikus vor. Den Innenraum gestaltete Grässel dagegen äußerst funktional. Um eine Heizanlage in der Mitte des Gebäudes ordnete er im Kreis die einzelnen Duschzellen an. Nachdem das Brausebad aufgelöst worden war, entschied sich die Stadtverwaltung für eine Weiternutzung der sanitären Anlagen und funktionierte den Bau in eine öffentliche Bedürfnisanstalt um. Zeitweise wurde das Gebäude auch als Trambahnschaffnerhäuschen genutzt.
Zum Betrieb der Wies’nschleife gibt es natürlich auch einen Film.
Und was blieb…
Wie das zur Freude der „Lost Tracks“ immer so ist: die Gleise bleiben erstmal liegen und verschwinden nach und nach, wenn es Straßenbaumaßnahmen, Kanalbauarbeiten oder andere Baustellen gibt, denen die alten Gleise im Weg sind. Hier haben sich die Gleise noch bis 2019 gehalten.
© FMTM e.V.
Diese Dokumentation entstand mit der Unterstützung von Peter Hübner, Klaus Onnich, Dieter Kubisch ✟, Florian Schütz und Frederik Buchleitner sowie dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv, dem Staatsarchiv München und besonders dem Stadtarchiv München. Recherchiert, zusammengetragen & umgesetzt hat diese Seite Reinhold Kocaurek.