Die Trambahn erreichte am 09.12.1878 auf der Strecke durch die Leopoldstraße über die Verlängerung von der Hohenzollernstraße die Münchner Freiheit . Mit der Inbetriebnahme dieser Pferdebahnlinie ging es erstmals bis zum Großen Wirt, wo man ab 1.7.1986 auf die schon elektrische Ungererbahn umsteigen konnte. Ab dem 17.07.1895 ging dann die Trambahn weiter durch die Ungererstraße zuerst zur Soxhletstraße als Pferdebahn, dann elektrisch bis zum Nordfriedhof.
Das Stationshaus am Feilitzschplatz, dann Danziger Freiheit und heute die Münchner Freiheit hat eine kleine Vorgeschichte, die wir dank der besten Dokumentation des Stadtarchiv München hier ausführlich präsentieren können.
Der Plan vom April 1902 zeigt den möglichen Standort für dieses Gebäude.
Der erste Entwurf für so ein Stationshaus zeigt schon, dass aus Platzproblemen auf dem Feilitzschplatz die Toilettenanlage unterirdisch ausgeführt werden könnte. Das quadratische Häuschen an der Oberfläche wurde relativ klein gehalten.
Im November 1902 wurde vom Stadtbauamt schon eine Raumerweiterung eingeplant.
Der Plan ein paar Monate später vom 17.Dezember 1902 mit der schwungvollen Unterschrift des Trambahndirektors Dix plant schon mit einem größeren Raumangebot oberirdisch.
Schließlich ist am 31.März 1903 der später auch umgesetzte Bauplan fertig: der Zeichner hat fein mit Wasserfarben den Entwurf koloriert mit Schattenwurf und die genau Konstruktion und Aufteilung der einzelnen Stockwerke ist gut erkennbar.
Zu diesem Entwurf gab es noch 2 schematische Skizzen um die genaue Ausgestaltung des Äußeren und der Umgebung dieses Stationshauses, bei dem besonders die beiden Säulen an der Südseite auffallen.
Aus dem Fundus von Klaus Onnichs Postkartensammlung darf ich die beiden Bilder von der Münchner Freiheit präsentieren.
Dieses Bild des repräsentativen Gebäudes an der Münchner Freiheit stammt aus dem Jahr 1906. Markant ist der säulengestützte Vorbau.
Schon 1908 erfolgt die erste Erweiterung: nach Norden wird eine hölzerne Erweiterung um einen Raum geschaffen, im Plan rot eingezeichnet.
Im Jahr 1915 stellen sich die Schaffnerinnen zu einem Gruppenbild an der Münchner Freiheit zusammen. Das hatte keinen romantischen Grund oder betont die Frauenrecht, sondern wegen des 1.Weltkriegs wurden viele Frauen als Schaffnerinnen ausgebildet, – also ein rein praktischer Grund.
Suche den Unterschied: Ende der 20er-Jahre war das Stationshaus schon wieder zu klein: am 21.10.1910 kam an der Münchner Freiheit auch noch die Strecke durch die Leopoldstraße über den Parzivalplatz zum Kölner Platz dazu. Bei diesem Umbau wurden die Räumlichkeiten nach Süden zwischen den Säulen erweitert.
Das Stationshaus an der Münchner Freiheit bekam im Juni 1940 Besuch vom Hausfotografen, der uns den folgenden Bilderbogen rund um das Stationshaus an der Münchner Freiheit ablichtete.
Das Stationshaus vor dem 2.Weltkrieg aus der Feilitzschstraße am Schwabingerbräu vorbei gesehen.
Den Krieg überstand das Stationshaus an der Münchner Freiheit fast unbeschadet, wie das Bild vom 19.September 1959 zeigt.
Anfang der 60er-Jahre stand das Stationshaus an der Münchner Freiheit einigen städtebaulichen Planungen etwas im Weg: das alte im Krieg völlig zerstörte Schwabingerbräu wurde geräumt und die Baulinie deutlich nach Osten zurückgezogen.
Das alte Stationshaus, rechts im Anschnitt zu sehen, schaute auf einen gründlich veränderten Platz: das neue 1964 eröffnete Hertie-Hochhaus prägte das Ensemble und München plante einen U-Bahnbau.
Aus der Ungererstraße kommen die letzten Wagen der Linie 6 aus Freimann: die Münchner Freiheit wird bald erster Münchner U-Bahn-Knotenpunkt.
1967 knabbert die U-Bahnbaustelle und die vorgelagerten Leitungsverlegungen und Straßenbaumaßnahmen ganz gewaltig an der Münchner Freiheit und seinem alten Stationshaus.
Die Linie 6 fährt nun nicht mehr durch die Ungererstraße, sondern über die Johann-Fichte-Straße und Belinerstraße, ab 1969 nur noch über den Parsivalplatz. Dem Stationshaus droht der Abriß, das ist unser letztes Bild mit ihm.
Kühnes Vergleichsfoto von 2018 im selben Winkel: inzwischen wendet wieder eine Trambahn nach der Einstellung 1971 an der Münchner Freiheit unter dem neuen Dach.
1968 wird das alte Stationshaus abgerissen und die große Baugrube für den U-Bahnhof Münchner Freiheit entsteht.
Der Ordnung halber sei verraten, dass in der Zeit ohne Trambahn auf der Münchner Freiheit 1972 ein wabenförmiges Dach für den Busbahnhof entstand.
Auf diesem Bild von 1988 steht auch noch der schwarze Turm des Hertie-Hochhauses neben dem Busbahnhof mit seinem Wabendach. Er wurde bald modifiziert in den heutigen Zustand.
Als Stationshaus geht dieses moderne Bauwerk nicht mehr durch, eher noch als moderne Wartehalle: der Ausgangspunkt der Linie 23 an der Münchner Freiheit zu ihrer Fahrt in den Norden Schwabings.