Die geschlossenen Münchner Pferdebahnwagen
Der Pferdebahnbetrieb wurde 1876 mit einem Bestand von 8 Wagen aufgenommen. Diese gehörten zur geschlossenen Bauart, waren 5 m lang, weißblau lackiert und trugen die Aufschrift „Münchener Tramway Ed. Otlet“. Als Beleuchtung dienten Petroleumlampen. Die Bremse wurde durch einen Fußhebel betätigt und wirkte über ein nicht übersetztes Gestänge nur auf die Räder einer Achse. Als bei der 1878 vorgenommenen Probefahrt auf der neu gebauten Strecke über den Rosenheimer Berg der Wagen mit der hohen Prüfungskommission ins Rutschen kam. und nicht angehalten werden konnte, mußten in die Fahrzeuge für diese Strecke Spindelbremsen, die auf beide Achsen wirkten, eingebaut werden. Anläßlich der Eröffnung der Verlängerung von Strecken beschaffte man eine entsprechende Anzahl neuer Wagen, die ebenso wie die Erstausstattung von der belgischen Firma Henry Plas in Curegham bei Brüssel gebaut wurden. Die Übergabe der Fahrzeuge am 25.Februar 1878 vom Unternehmen Otlet an die Societe Anonyme des Tramways de Munich.
Nach Gründung der Münchener Trambahn-Aktiengesellschaft im Jahre 1882 wurden die Aufträge für neue Wagen an deutsche Firmen vergeben. Auf den blau lackierten Streifen zwischen, dem Dach und den Fenstern malte man in roter Farbe „Münchener Trambahn“. Die Fensterrahmen und -Stege waren weiß. Die Seitenwände hatten unter den Fenstern eine Reihe blauer und darunter weiße Felder, die mit schwarzen Zierleisten eingefasst und mit goldfarbenen Streifen umrandet waren. Die blauen Mittelfelder trugen auf der einen Wagenseite das Münchner-Kindl-Wappen und auf der anderen Seite Bayerns weißblaues
Rautenwappen. Die Abschlusswände der Plattformen waren blau mit goldfarbenen Umrandungen.
Die Wagennummern wurden in goldgelber Farbe aufgetragen und rot gehöht(das heißt: ein Schatten in Rot so aufgetragen, als wäre die Ziffer plastisch aufgesetzt und von links oben beleuchtet). Im Laufe der Zeit gab es drei Arten von Richtungsschildern auf den Dächern der Pferdebahnwagen. Jeder Linie war eine andere Farbe zugeteilt. Einim Jahre 1887 vorgenommener Versuch, eine schwefelgelbe, schwarz abgesetzte Lackierung entsprechend den Münchener Stadtfarben einzuführen, scheiterte am lautstarken Protest der Bürger. Bemerkenswert sind auch einige Rationalisierungsmaßnahmen aus der Pferdebahnzeit: Die ursprünglich zur Federung der Wagen verwendeten Gummizylinder wurden schnellhart, weshalb man von 1885 bis 1886 Spiralfedern einbaute. Die Kosten für die Schmierung der Achslager konnten ab 1885 durch den Übergang von gereinigtem Rüböl auf Mineralfett ganz erheblich gesenkt werden. Die „unhygienischen und unpraktischen Polstersitze“ wurden von 1885 bis 1888 gegen „amerikanische Holzsitze“ ausgetauscht. Um die Fahrgeräusche zu verringern, probierte man bei einigen Wagen von 1888 bis 1890Holzringe zwischen Radreifen und Radkranz nach dem System Arbel, was jedoch nicht den gewünschten Erfolg brachte. Da vereiste Trittbretter öfter Unfälle verursachten, konnten nach langen Versuchen im Jahre 1893 durch die Verwendung von gerippten und gelochten Blechen die Gefahren ganz erheblich vermindert werden.
Bei allen geschlossenen Pferdebahnwagen wurden von 1892 bis 1898 Abschlussgitter neuer Bauart, Dachrinnen und Regenablaufrohre eingebaut sowie bei einem Teil dieser Wagen die Plattformen und Vordächer vergrößert. Ab 1894 vorgenommene umfangreiche Versuche mit Wagenheizungen wurden 1897 aufgegeben, nachdem keine der probierten Vorrichtungen ganz befriedigte. Auf Grund des Betriebsvertrages vom 17. 2. 1892 zwischen der Stadt und der Trambahn Aktiengesellschaft wurden von der Stadt 30 geschlossene und 35 offene Pferdebahnwagen für die städtischen Linien beschafft.
2 geschlossene Pferdebahnwagen wurden 1899/1900 zu Akkutransportwagen umgebaut, die die Akkuloks im Betrieb rund um den Odeonsplatz mit Reserveakkus versorgten.
Der Anhängewagen 103 wurde nach einem schweren Unfall 1899 ausser betrieb genommen und verschrottet.
Der geschlossene Anhängewagen 112 wurde 1903/1904 zu einer Schienenschleifwagen umgebaut.
Die Pferdebahn-Wagen waren noch lange im Münchner Stadtbild anzutreffen, wenn sie nun statt hinter Pferden hinter den elektrischen Triebwagen der A-Serie hingen. Die ersten Typ-Z-Treibwagen waren zu schwach, um auch noch Anhänger ziehen zu können.