Isarwerke GmbH

In diesem Artikel gehen wir auf den Teil der Geschichte der Isarwerke GmbH ein, die mit dem Sendlinger Oberfeld und dessen Entwicklung in Zusammenhang steht. Diese Erschließung ist für uns Trambahner insofern interessant, weil dort auch zuerst ein Trambahnbetriebshof an der Tölzerstraße, also vor dem Bahnübergang, geplant war, dann die Isarwerke die Unterführung an der heutigen Boschetsriederstraße finanzierten und letztlich der Trambahn-Betriebshof an der Hofmannstraße auch dort gelegen war und eng mit der Entwicklung dieses Bereiches der Stadt zusammenhängt. Außerdem ich hier ein wichtiger Teil der Geschichte der Elektrifizierung unserer Stadt München dokumentiert.

„Bereits Ende der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts beschäftigen sich die späteren Gründer der Isarwerke mit den Möglichkeiten der energiewirtschaftlichen Nutzung der Isar. Im rohstoffarmen Bayern, fern von den Kohlerevieren und Küsten Deutschlands und durch den Transport von Nord nach Süd mit hohen Frachtkosten belastet, steht preiswerte Energie bislang nicht zur Verfügung. Allein die damals ausreichend verfügbare Wasserkraft scheint in der Lage, den wachsenden Energiebedarf zu decken. Nach einer Reihe von Jahren, in denen sich die Technik der Stromerzeugung und -verteilung rasch weiterentwickelt, können die Pläne für eine Nutzung der Wasserkraft allmählich umgesetzt werden.“ (Text: Festschrift Isar-Amperwerke AG)

Schon sehr früh begannen die Isarwerke die Kraft der Isar wie hier bei Höllriegelskreuth zum Bau von Elektrizitätswerken zu nutzen.

Schon sehr früh begannen die Isarwerke die Kraft der Isar wie hier bei Höllriegelskreuth zum Bau von Elektrizitätswerken zu nutzen.

„Die späteren Gründer der Isarwerke, Wilhelm von Finck, Mitinhaber des
Münchner Bankhauses Merck, Finck & Co., der Ingenieur und Baumeister Kommerzienrat Jacob Heilmann und das Vorstandsmitglied der Bank für Handel und Industrie, Exc. Dr. Johannes Kaempf, der spätere Präsident des Reichstags, beantragen am 19. August 1889, in Höllriegelskreuth an der Isar eine Wasserkraftanlage von 1.000 PS zur Stromerzeugung zu bauen. Die behördliche Genehmigung wird 1890 erteilt. Das Kraftwerk Höllriegelskreuth soll die Stadt München mit Strom versorgen. Der Stadt wird angeboten, sich an dem Kraftwerk zu beteiligen oder das betriebsbereite Werk käuflich zu übernehmen. Da sich die Stadtväter „wegen des hohen Risikos“ hierzu nicht entschließen können, entsteht der Plan einer Überlandversorgung der Umgebung Münchens.“ (Text: Festschrift Isar-Amperwerke AG)

Wilhelm von Finck

Wilhelm von Finck

Jacob Heilmann

Jacob Heilmann

Dr. Johannes Kaempf

Dr. Johannes Kaempf

Als erste größere Wasserkraftanlage für die Überlandstromversorgung entstand von 1890 bis 1892 das Isarkraftwerk Höllriegelskreuth (Lkr. München) mit 1.400 kW Ausbauleistung. Es wurde von der Firma Isarwerke GmbH gebaut und betrieben.

„Am 31. Oktober 1894 wird die Isarwerke GmbH, München, ins Handelsregister eintragen. Es folgt bald der Anschluss der Ortschaften Obersendling, Prinz-Ludwigs-Höhe, Pullach, Solln, Forstenried, Fürstenried, Neufriedenheim, Laim, Baierbrunn, Großhadern, Planegg und Pasing. Der Stromabsatz im Jahr 1894 beträgt 180.000 Kilowattstunden (kWh)“. (Text: Festschrift Isar-Amperwerke AG)

Als erste größere Wasserkraftanlage für die Überlandstromversorgung entstand von 1890 bis 1892 das Isarkraftwerk Höllriegelskreuth (Lkr. München) mit 1.400 kW Ausbauleistung. Es wurde von der Firma Isarwerke GmbH gebaut und betrieben.

Es bedarf großer Anstrengungen, weitere Absatzmärkte für den Strom zu finden. Aus diesem Grund erschließen die Isarwerke ab 1895 ihr Gelände in Obersendling, bauen neue Straßen, Wasserleitungen und auch eine fünf Kilometer lange Bahnstrecke mit Anbindung an den Bahnhof Mittersendling. In der Folge lassen sich immer mehr Fabriken in diesem Gebiet nieder. Ähnlich erfolgt die Erschließung des Industriegebiets Höllriegelskreuth. (Text: Festschrift Isar-Amperwerke AG)

Anzeige vom 17.Mai 1895 „Allgemeine Zeitung“.

Das klingt alles viel zu schön, um wahr zu sein und so gibt es natürlich auch deutliche Kritik an diesem Geschäftsmodell. Man muss den Grund in Obersendlung den Isarwerken abkaufen, deren Strom beziehen und nach deren Vorgaben Fabrikationsanlagen betreiben. Viele kritische Stimmen bezweifeln, dass dieser Abzug der Gewerbebetriebe aus der Stadt München vor die Tore der Stadt für die Stadt schädlich sei. Außerdem sind die neu angesiedelten Gewerbebetriebe den Isarwerken praktisch ausgeliefert.

Weiter gibt es eine große Diskussion, wie man mehreren Zeitungsartikeln dieser Jahre 1894 bis 1896 entnehmen kann, ob Wasserkraft zur Stromerzeugung überhaupt geeignet sei, gerade an einem so launischen Gebirgsfluss wie der Isar. Um dem vorzubeugen, hatten die Isarwerke eine Dampfkraftwerk angeschlossen, das eine konstante Stromlieferung garantieren sollte. Im Rückblick gab es damals ähnliche Argumente, die heute bei Wind- und Solarkraft gerne gebracht werden.

Ein weiterer Grund für eine angeregte Diskussion sind die Strompreise. Den Fabrikanten auf dem Sendlinger Oberfeld wird ein Strompreis von 10Pfennigen/Pferdekraftstunde berechnet. Den anderen Konsumenten wurde allerdings ein höherer Strompreis angerechnet. Somit ist die Diskussion um billigen Industriestrom heutzutage nicht unbedingt neu.

Es wird vorgerechnet, dass Gasmotoren oder Dampfmaschinen bei weitem teurer in der Anschaffung und Betrieb sind und Elektromotoren sicherer und kleiner sind und einfacher zu bedienen. Man muss anerkennen, dass diese Idee eines Industriegebietes mit Bahnanschluss und Grundstücken mit Stromversorgung ziemlich clever ist, zumal die Inhaber der „Isarwerke“ zufällig auch Bankiers sind, die Finanzierungen anbieten und Bauunternehmer, die Fabrikhallen und Werkstätten bauen können.

Quelle: „Handelsblatt“ vom 20.11.1894)

Anzeige in der Ausgabe vom 23.8.1898 der „Allgemeinen Zeitung“

Die Pferdekraftstunde

Das 19.jahrhundert, in dem wir uns hier bewegen, hatte eine Vielzahl an Maßen und Einheiten, die zwar von Bezirk zu Bezirk den gleichen Namen hatten, aber verschiedene Werte. Das galt vor allem für Längenmaße und Volumenmaße sowie Gewichten. Oft wurden dabei die Verpackungsgrößen genommen, also ein Sack Getreide und so weiter. Die Währungen waren obendrein verschieden, sodass es in diesen Zeiten sehr schwer ist, Einheiten auf die heute bei uns üblichen Einheiten umzurechnen. Dazu kommt, dass man zum Beispiel den Wert des Geldes realer weiser mit den aktuellen Stundenlöhnen messen müsste, es allerdings die meisten Berufe von damals nicht mehr gibt oder völlig andere Dimensionen haben. Mit der Entstehung des Deutschen Reiches 1871 wurde zwar viel, wie zum Beispiel die Währung vereinfacht, aber erst nach und nach die die unterschiedlichen Maße. Zudem kamen neue Technologien wie Dampfmaschine und Elektromotoren, Dynamos und Licht dazu, die erst irgendwie in Einheiten gefasst werden mussten. Dabei orientierte man sich an den bekannten Einheiten und bei der Leistung von Motoren, Dampfmaschinen und Dynamos war das die Pferdestärke. Wie groß ist also eine in den damaligen Berichten sooft genannte „Pferdekraftstunde“?

Urteil Kantonalgericht Glarus zu Pferdekraftstunden vom 10.Juli 1912

Kunden an diesem Industriegleis war auch die Firma Arthur Michaelis an der Hofmannstraße 52. Die Firma war spezialisiert auf die Herstellung jeglicher Art von Waschmaschinen für Großkunden wie Hotels, Wäschereien oder Krankenhäuser.

Kunden an diesem Industriegleis war auch die Firma Arthur Michaelis an der Hofmannstraße 52. Die Firma war spezialisiert auf die Herstellung jeglicher Art von Waschmaschinen für Großkunden wie Hotels, Wäschereien oder Krankenhäuser.

Das elektrische Thalkirchen

Außergewöhnlich war, dass Thalkirchen seit 1891 eine elektrische Straßenbeleuchtung hatte. Dazu gehörten 3 Bogenlampen, 1.132 Glühlampen, drei Motoren mit zusammen 14,5 PS und eine elektrische Heizung.

Dieses Bild mit dem Blick von Schmiedberg runter auf das Dorf Sendling von 1898 zeigt die Stromleitungen, die dort schon die Häuser verbanden, Werkstätten versorgten und die Straßen beleuchteten. Dieses Bild ist auch insofern sehr interessant, weil man im Hintergrund das gerade neu errichtete Kraftwerk an der Schäftlarnstraße erahnen kann.

Dieses Bild mit dem Blick von Schmiedberg runter auf das Dorf Sendling von 1898 zeigt die Stromleitungen, die dort schon die Häuser verbanden, Werkstätten versorgten und die Straßen beleuchteten. Dieses Bild ist auch insofern sehr interessant, weil man im Hintergrund das gerade neu errichtete Kraftwerk an der Schäftlarnstraße erahnen kann.

Dieses Bild mit dem Blick von Schmiedberg runter auf das Dorf Sendling von 1898 zeigt die Stromleitungen, die dort schon die Häuser verbanden, Werkstätten versorgten und die Straßen beleuchteten. Dieses Bild ist auch insofern sehr interessant, weil man im Hintergrund das gerade neu errichtete Kraftwerk an der Schäftlarnstraße erahnen kann.

Der Strom wurde von den Isarwerken geliefert, mit denen Thalkirchen bereits 1890 einen Versorgungsvertrag abschlossen. Auf dem Bild der Kirche sieht man links auch eine Straßenlaterne. Auch München hatte 1891 Versuche mit der elektrischen Straßenbeleuchtung gestartet, „die aber einen Abbruch fanden, da umgehend Kälte und ein niedriger Wasserstand die Wasserkraft lahmlegte und wenige Tage nach Fertigstellung die schöne elektrische Beleuchtung wieder verschwand.“ („Handelsblatt“ vom 20.11.1894)

Das Stromnetz von München von 1930 ist ein Verbund der Lechwerke, Amperwerke, Stadtwerke und Isarwerke

Das Stromnetz von München von 1930 ist ein Verbund der Lechwerke, Amperwerke, Stadtwerke und Isarwerke

Wenn Sie uns fördern möchten, Abwechslung vom Alltag suchen, sich für Trambahnen und deren Geschichte interessieren oder einfach nette Leute mit einer gemeinsamen Motivation kennenlernen wollen, dann sind Sie bei uns richtig. Wir freuen uns über jede Art der Unterstützung.

Laden Sie den Mitgliedsantrag herunter, füllen ihn aus und schicken Sie ihn an uns

Werden Sie Mitglied in unserem  Verein

EUR 48,- für Erwachsene
EUR 24,- für Jugendliche / Studenten / Schüler
EUR 60,- für Familienmitgliedschaft (unter gleicher Postanschrift)

Freunde des Münchner Trambahnmuseums e.V. Postfach 210225;  80672 München oder per Mail direkt an:  fmtm@tram.org 

error: Content is protected !!