Als Fußgängerbrücke eigentlich außer Konkurrenz, ist der Schmederersteg doch eine kleine Berühmtheit in München: es ist die älteste Brücke. Nebenbei ist diese Brücke auch ein echter Hingucker. Es ist eine Eisenkonstruktion, die auf zwei Pfeilern ruht und beidseitig auf Widerlagern.
Gebaut wurde diese Brücke 1869 von der Nürnberger Firma Klett & Co. die später als MAN bekannt wurde. Sie entstand dem damaligen Baustandart nach mit 3 Einfeldträger mit 10,21 m, 10,21 m und 10,21 m Länge, die als genietete Eisenfachwerkträger ausgeführt wurden. Die gesamte Länge der 2,36 m breiten Brücke beträgt somit 30,63 m.
Aus dem Baubericht dieser Brücke:
„Die selbe besteht aus drei Oeffnungen von je 10,215m Lichtweite, wobei die Widerlager sich an den oberen Böschungskanten de Einschnittes befinden, während die beiden Pfeiler an den Kanten der Fahrbahnkrone stehen. Der
Oberbau besteht au zwei Fachwerk trägem im lichten Abstande von 2,356′“, geländerartig mit schwachem Bandeisen au gefüllt, mit Gurtungen au Winkeleisen und äusseren Absteifungen, welche an den verlängerten, in den Knotenpuncten angelegten Quertträgern angebracht sind. Letztere tragen das Dielenbeleg.
Die Kosten für diesen Fussteg berechnen ich:
1) für Erd-, Maurer- und Steinhauerarbeiten auf 10290 fl.
2) für die Eisenconstruction auf 2510 fl.
3) für das Holzbeleg auf 400 fl.
zusammen auf 13200 fl.„
Im September 1916 wurden Planungen beauftragt, die Verbindung Bahnhof München-Ost und Hauptbahnhof auf 4-gleisig zu erweitern. Wie so viele Planungen wurde sie aber wegen der 1.Weltkriegs nicht umgesetzt.
Entsprechend den Bestimmungen der 1919 beschlossenen Weimarer Verfassung gingen die früheren Länderbahnen mit Wirkung zum 1. April 1920 in den Besitz des Reichs über. Dazu wurde auch vom Schmerersteg am 10.Januar 1920 eine neue Zeichnung angefertigt.
Nachdem Im Januar 1937 der Führer seine Pläne zum Ausbau des Münchner Schienennetzes incl. neuem Hauptbahnhof bekanntgab, begannen die Planungen, den Giesinger Einschnitt mal wieder zu verbreitern, um 2 Fernbahngleise, 2 S-Bahngleise und 2 Breitspurbahngleise aufzunehmen. Anlass genug für die Planenden, nochmal den Schmederersteg zu dokumentieren, bevor er weichen musste.
Wir sind im Jahr 1991. Romantiker und Gutachter unterscheiden sich grundlegend bei der Wahrnehmung von Dingen. Der eine sieht eine wundervolle historische alte Brücke, der Gutachter dokumentiert vor allem eines: ein hoher Arbeitsaufwand, um diese Brücke von Grund auf zu sanieren. Die Holzbohlen wurden zwar öfter schon gewechselt, aber der Unterbau ist rostig und das Mauerwerk stark angegriffen.
So beginnt eine umfangreiche Sanierung und es wird nicht die letzte an dieser Brücke sein. Da freut sich wieder Romantiker, denn der Schmederersteg ist die romantischste Brücke in München.