Der Betriebshof in der Lindwurmstraße
Lindwurmstraße/Zenettistraße
1884 bis 1894
Seit dem Bau der Sendlinger Linie besaß die Trambahn AG 1882 an der Lindwurmstraße zwischen Adlzreiter- und Schlachthofstraße, heute Zenettistraße, eine angemietete Stallung für 30 Pferde.
Der reine Stall wurde vom 19. Februar bis zum 31. März 1886 durch eine Wagenhalle mit 55 m Zufahrtsgleis und 60 m Remisengleis ergänzt.
Eine geschichtliche Anekdote am Rand des Depot an der Lindwurmstraße: das an das Depot angrenzende Anwesen gehörte damals der Firma Einstein & Cie. 1885 gründete Herr Hermann Einstein eine eigene Fabrik für elektrische Geräte, die Elektrotechnische Fabrik J. Einstein & Cie.
Damals wurde sein Sohn gerade mit 6 Jahren eingeschult und besuchte ab 1888 das Luitpold-Gymnasium. In der Schule war er ein aufgeweckter, bisweilen gar aufrührerischer Schüler, seine Leistungen waren gut bis sehr gut, weniger gut in den Sprachen, aber herausragend in den Naturwissenschaften.
Von den 1902 abgerissenem zurückgesetzten Wohnhaus der Eltern in der Adlzreiterstraße 12 hatte der kleine Albert Einstein beste Sicht auf diesen Betriebshof der Münchner Trambahn.
Im Gleisplan von 1891 ist sogar die Einfahrt in das Depot verzeichnet.
So klein ist die Welt:
Die Straßenansicht des Depot an der Lindwurmstraße, das nie eine Nummer bekam, mit dem großen Schwingtor für die Fahrzeugeinfahrt. Das Anwesen Lindwurmstraße 129 war von Herrn Kissling angemietet, dem auch das schöne Haus gehörte (abgerissen 1900) . Er gründete am 12.12.1898 zwecks Fortbetrieb von seiner Firma „Ludwig Kiessling & Cie“ die „Kommandit-Gesellschaft Steger“ und „Carl Moradelli„, die das „Eisenwerke München AG“ betrieben und stellte eine neue Eisenwerkfabrik in Obersendling auf die Wiese: Das Depot an der Hofmannstraße entstand aus der ehemaligen Fabrikhalle des Eisenwerk München A. G. , der sogenannte Zeppelinhalle an der Hofmannstraße 38, vorher Obersendling 51.
Die Trambahn AG ließ 1894 ihr zu klein gewordenes Depot in der Lindwurmstraße auf und zog mit Wagen und Pferden in den Löwenhof beim Harras um.
Heute sieht man natürlich nichts mehr, was an diesen Betriebshof erinnert, – obwohl: wenn man durch das Tor in die Hinterhöfe geht, erkennt man die geschwungene Baulinie, an deren Grenze damals die Stallungen und die Wagenhalle untergebracht waren.
© FMTM e.V.
Diese Dokumentation entstand mit der Unterstützung von Peter Hübner, Klaus Onnich, Dieter Kubisch, Florian Schütz und Frederik Buchleitner sowie dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv, dem Staatsarchiv München und besonders dem Stadtarchiv München. Zusammengetragen & umgesetzt hat diese Seite Reinhold Kocaurek.