Betriebshof 3 (neu) Westendstraße
Betriebshof 3 (neu) Westendstraße Nr. 200
1.4.1934 – 20.11.1993
- Letzter Neubau vor dem Krieg
- Zwei Wagenhallen für 104 Dreiwagenzüge mit Werkstatthalle
- Vier zweistöckige Wohnhäuser an der Ecke Zschokke- / Westendstraße
- Schon 1942 erstmal teilweise durch Bombenangriff zerstört, aber noch mal aufgebaut
- 1944 wieder stark durch Bombenangriff zerstört.
- Bis 1948 weitgehend wieder aufgebaut
- Kleine Halle bis 1962 als Bushalle genutzt.
1964 Inbetriebnahme der neuen Wasch- und Wartungshalle. Gleichzeitig Inbetriebnahme der neuen Ausfahrt Zschokke – / Hans-Thonauer-Straße über Gleisdreieck in die Betriebsstrecke Zschokke- / Siglstraße, die heute von der Linie 18 genutzt wird.
Wegen angeblich zu hohem Modernisierungsbedarf und ausreichender Betriebshofkapazität im Bahnhof 2 wurde der Betriebshof aufgegeben. Während Gleisbauarbeiten an der Linie 18 wurde der Betriebshof 3 aber 1997 nochmals zur Abstellung der für die Ersatzlinie 18 vom Gondrellplatz bis zur Westendstraße U eingesetzten M5-Solotriebwagen genutzt.
Unser Verein konnte Teile des Betriebshofs viele Jahre als Lager und Werkstatt nutzen, bis der Umzug in die Ständlerstraße notwendig wurde.
Heute nichts mehr vorhanden, derzeit provisorische Abstellfläche für MVG Busse und Flüchtlingsunterkünfte
Bilder aus dem Jahr 1935 des Bahnhof 3 an der Westendstraße.
Wir schreiben das Jahr 1926: München ist auf der Suche nach einem Standort für ein neues Trambahndepot im Westen der Stadt. Es gibt zwei mögliche Varianten.
Unsere Bildmontage zeigt in schwarz-weiss den Plan von München 1926. Es gab damals wenig Bebauung, Feldwege und Bachläufe, nichts stand damals einer Bebauung im Weg.Der verworfene Stadtort für den Betriebshof (blau markiert) lag zwischen der heutigen Tübingerstraße und dem AUDI-Dome, vielen vielleicht noch als Rudi Sedlmayerhalle bekannt. In Farbe und weiss sind die wichtigsten heutigen Verkehrsführungen überblendet zur besseren Orientierung.
Und rot markiert, der dann auch bis 1933 fertiggestelle neue Betriebshof 3 an der Westendstraße.
Grafik: Reinhold Kocaurek
Ein Blick über das weite Land damals in den Westen mit der Bavaria im Vordergrund und dem Standort des zukünftigen Betriebshofs.
Diese beiden Bilder zeigen den großzügigen Ausbau des Betriebshofs 3 an der Westendstraße. Fast alle Gleise hatten Gruben. Hier konnten über 300 Fahrzeuge, Triebwagen und Beiwagen, abgestellt werden.
Der erste Gleisplan des Betriebshofs 3 ist grundsätzlich ähnlich dem Nachkriegsplan. Allerdings war anfangs die Einfahrt ausschließlich stadtauswärts aus der Westendstraße am nördlichen Punkt des Betriebshofs. Trotzdem ist die erst am 19.10.1958 eröffnete Strecke zum Gollierplatz schon gestrichelt eingezeichnet.
Durch den Fliegerangriff vom 20. 9. 1942 wurde der Bahnhof 3 zum ersten Mal schwer getroffen; die Werkstätte und die kleine Halle 1, in welcher in den ersten Kriegsjahren eine Omnibuswerkstätte eingerichtet worden war, wurden zerstört. Sie konnten jedoch im Jahre 1943 noch einmal aufgebaut werden. Die Omnibuswerkstätte wurde in den Ausstellungspark verlegt und nach der Zerstörung der Hauptwerkstätte im Oktober 1943 kamen Teilbetriebe davon zum Bahnhof 3.
In den letzten Kriegsjahren wurde der Bahnhof erneut schwer getroffen (25. 4. 1944); bei Kriegsende waren nur mehr 37% der Gebäude unter Dach. Noch im Jahre 1945 wurde in der kleinen Halle 1 zunächst in provisorischer Weise eine Omnibuswerkstätte eingerichtet, da der Ausweichbetrieb im Ausstellungspark ebenfalls zerstört war.
Ein beliebtes Trambahn-Motiv für die Fotografen: die Unterführung unter der Eisenbahn an der Westendstraße. Links die ersten Aufnahmen von 1930 und zwei Nachkriegsbilder noch mit der alten Pflasterung, die dann der Teerdecke wich und heute sind hier bis auf das Wende-Dreieck an der Zschokkestraße keine Gleise mehr zu sehen.
Der Gleisplan des Bahnhof 3 an der Westendstraße in den 1980er-Jahren: die Zschokkestraße ist wegen des U-Bahn-Baus trambahnfrei und nur notdürftig wegradiert erkennt man noch die ehemalige Umkehrschleife Würzburger Straße, die beim Neubau des Ein- und Ausrückdreiecks im Jahr 1979 entfernt wurde.
Erinnerungen an den Bahnhof 3 an der Westendstraße sind in unserem Verein, der dort lange zeit seine Basis hatte und gerne auch dort das Münchner Trambahnmuseum gesehen hätte, immer mit unterschiedlichen Emotionen verbunden.
© GoogleEarth, Simulation Reinhold Kocaurek
Die Geschichte des Niedergangs des Betriebshofs 3 an der Westendstraße ist ein für unseren Verein besonders grausame Geschichte: hier „wohnte“ der Verein der Freunde des Münchner Trambahnmuseums quasi, er restaurierte Wagen und sammelte Trambahn-Ersatzteile sowie andere Ausstellungsstücke, um auf dem ab 1993 aufgelassenen Betriebshof ein Münchner Trambahnmuseum zu errichten.
Die Unterstützung der Stadt München schien gewiss, bis plötzlich der Betriebshof als einsturzgefährdet deklariert wurde und ein Abriss einer Sanierung vorangestellt wurde. So kam es anfang der 2000er-Jahre zu einem überstürzten Auszug aus dem Bahnhof 3 in die Ständlerstraße. Anachronie der Geschichte: die Hallen der Ständlerstraße wurden 2018 als einsturzgefährdet deklariert und jetzt wird wieder geräumt….
Das sind dann immer die bitteren Bilder vom Ende eines Betriebshofs. Diese Bilder hat unser Freund Peter Hübner mit einer Träne im Auge gemacht: eigentlich war hier ein Trambahnmuseum geplant, es wurden Wagen gesammelt, restauriert und plötzlich ist alles aus wird abgerissen. Um so bitterer ist hier die Geschichte, da man heute weiß, dass dieser Abriss und Umwidmung des Geländes einer der größten Fehler der Münchner Trambahn-Nachkriegsgeschichte ist. Genau hier bräuchte man heute (2024) einen Betriebshof dieser Größe mit diesem Gleisanschluss. Die vor Jahrzehnten geplanten Wohnungen sind auch nicht entstanden und so verwaist das Gelände als Abstellplatz.
© FMTM e.V.
Diese Dokumentation entstand mit der Unterstützung von Peter Hübner, Klaus Onnich, Dieter Kubisch, Florian Schütz und Frederik Buchleitner sowie dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv, dem Staatsarchiv München und besonders dem Stadtarchiv München. Zusammengetragen & umgesetzt hat diese Seite Reinhold Kocaurek.