Die Schleife am (alten) Messegelände
Ab 1900 wurde von Gabriel von Seidl das Gesamtkonzept dieses Ausstellungsparks entwickelt, zum 750-jährigen Stadtjubiläum im Jahre 1908 wurde er eröffnet. Ein Jahr später wurde ein Vergnügungspark als Sommernutzung eröffnet, der 1934 wieder geschlossen wurde. 1922 wurde hier die Deutsche Gewerbeschau München durchgeführt. In den Jahren 1925 (Deutsche Verkehrsausstellung 1925) und 1953 fanden große deutsche Verkehrsausstellungen auf dem Gelände statt, 1965 die erste Weltausstellung des Verkehrs.
Ein Bild aus dem Eröffnungsjahr 1908 des Messeparks oberhalb der Bavaria. Heute ist hier das Verkehrszentrum des Deutschen Museums, – fast unverändert.
Klar, dass man die vielen Besucher am besten mit einer Trambahn dorthin befördern sollte. Seit 1908 gibt es daher schon eine gute Trambahn-Anbindung des Messegeländes.
Kleines Vereinsdetail am Rande: am 10 Juli 2016 fuhren wir mit unserer Pferdetram genau an diesem Platz vor dem jetzigen Verkehrszentrum des Deutschen Museum unsere Runden, um einen Vortag unseres Archiv-Chefs Klaus Onnich zur Pferdetram im Saal des Verkehrszentrum zu unterstützen.
Die Erschließung des 1908 eröffneten Ausstellungsgeländes war zwar unverzichtbar, aber über die Strecken & Schleifen dazu wurde viel diskutiert: es gab die Version einer Schleife an der Ganghoferstraße und einer an der Bavaria, die man auch für den Oktoberfestverkehr und das Bundesschießen auf der Theresienwiese nutzen könnte. Es gab sogar durchkalkulierte Planungen, diese beiden Schleifen miteinander zu verbinden, was aber aus Kostengründen verworfen wurden. Nicht vernachlässigen darf man, dass soeben die MTAG in die städtische Trambahn übergegangen war und es Unsicherheiten gab.
Unsere Streckenkarte von 1920 zeigt ein enges Trambahnnetz rund um das Messegelände: vor der Bavaria besteht eine Trambahnschleife und die erste Messeschleife entsteht am 16.5.1908 in der Ganghoferstraße Ecke Ridlerstraße als Neubau mit Hinterstellgleis.
Am 23.3.1920 beginnt der Betrieb der Linie 22 durch die Gangoferstraße und daher muss die Schleife an der Ganghoferstraße / Ridlerstraße umgebaut werden mit Durchfahrtsgleisen wie in dem Gleisplan eingezeichnet.
Diese Schleife besteht dann noch bis zum 4.5.1964 und wird dann aufgelassen wegen der Umgestaltung der Straße und der Inbetriebnahme der neuen größeren Schleifenanlage zur 1. Weltausstellung des Verkehrs im Jahr 1965.
Blick aus dem Ballon mit Fotoapparat auf das Messegelände und die Theresienwiese davor: Teile der Theresienwiese sind Schrebergärten noch aus der Zeit des 1.Weltkriegs, deutlich die Trambahnschleife vor der Bavaria zu erkennen und oben kann man die Schleife an der Ridlerstraße / Ganghoferstraße erahnen.
Sonderlinien Deutsche Gewerbeschau
13.05.1922
Die Deutsche Gewerbeschau eröffnet in München und brachte für die Straßenbahn eine Verkehrserweiterung. Die Linie 3 fuhr bis 31. Oktober vom Feilitzschplatz bzw. Nordfriedhof über den Stachus – Prielmayerstraße – Arnulfstraße – Unterfahrt – Martin Greif Straße – Theresienhöhe zur Ganghofer-Schleife. Außerdem wurden Sonderlinien mit Buchstabenkennung von 12°° bis 21°° eingesetzt.
- A Ostbahnhof oder Talschleife – Ausstellung
- D Sendlingertorplatz – Bavariaschleife
- E Schwabing – Ausstellung
Lageplan der Deutschen Gewerbeschau 1922 mit der Trambahnstrecke und Ganghoferschleife mit Hinterstellgleisen.
Vom Mai bis Oktober 1925 fand auf der Theresienhöhe die deutsche Verkehrsausstellung statt. Das war eine Bewährungsprobe für die Münchner Trambahn. Der Mathias-Pschorr-Ring, heute im Ostteil teilweise die Heimeranstraße, ist deutlich als Allee mit der Trambahnstrecke zu erkennen, die von der damaligen Strecke durch die Kazmairstraße, die am Messeplatz westlich führt, abzweigt.
Auf der Deutschen Verkehrsausstellung 1925 gab es eine eigene Ausstellungshalle VIII für Strassenbahnen
Die legendäre Linie 22 in der Ganghoferstraße mit dem K1-Tw 688 an der Haltestelle Messe West im Jahr 1953
Nach dem 2.Weltkrieg bestand die alte Messeschleife gleich neben dem Zufahrtsgleis zum Messegelände. Das Zufahrtsgleis in das Messegelände wurde nun von der Deutschen Bundesbahn betrieben. Das Foto zeigt einen K-Triebwagen mit k-Beiwagen im Messebetrieb am 30.September 1962 mit dem Zufahrtsgleis im Vordergrund. Damals fand die 4. Internationale Kolonialwaren- und Feinkost-Ausstellung IKOFA 21.-30.September 1962 auf dem Messegelände statt.
40 Jahre später gibt es die nächste Verkehrsausstellung
Die Schleife an der Ganghoferstraße / Ridlerstraße wird 1965 zur 1, Weltausstellung des Verkehrs in München nach größeren Umbauten mit der Inbetriebnahme der neuen Messeschleife / Heimeranschleife ersetzt. Es erfolgt der Einbau eines Doppelgleisdreiecks als Zufahrt. In dem Wendeschleifenbereich mit Überholgleis werden Hinterstellgleise in Betrieb genommen.
Die UFA-Wochenschau gibt uns einen kurzen Überblick über den Stand der Verkehrstechnik 1965
Auf der Linie 2 kommt im August 1965 zur IVA der D6-TW 497 vom Westen her auf den Messeplatz gefahren.
M3-Tw 869 auf der Linie 27 in der neuen Schleife Messegelände im Juni 1967
Zu den Olympischen Spielen 1972 startete die Olympialinie X von hier zur Ackermannschleife.
Linie 16 mit dem P3-Tw 2005 + p3-Bw in der Schleife Messegelände im November 1977
Am 2.10.1978 wird die Strecke Bavariaring (Brausebad) – Theresienhöhe bis alter Messeplatz stillgelegt wegen U-Bahnbau Bhf. Schwantalerhöhe (früher Messegelände). Erst am 22.9.1979 wird auf der Strecke Heimeranstraße zwischen alter Messeplatz und Ganghoferstraße nach U-Bahnbau Bhf. Schwanthalerhöhe (früher Bhf. Messegelände) der Betrieb wieder aufgenommen.
Ab dem 11.3.1984 wird die Strecke Heimeranstraße zwischen alter Messeplatz und Ganghoferstr für den Linienverkehr stillgelegt und nur noch als Betriebsgleis verwendet.
U-Bahn-Baustelle am Heimeranplatz im Oktober1979
Die Auflassung dieser Strecke in der Heimeranstraße zwischen alter Messeplatz und Ganghoferstraße erfolgte dann am 23.5.1993. Damit war auch die Messeschleife vom Trambahnnetz abgehängt.
Im April 2001 erfolgte dann in dieser Schleife der Rückbau der Gleise ohne Zufahrtsweichendreieck wegen der Umgestaltung zu der heutigen Grünanlage mit Spielplatz Freundorferplatz.
© FMTM e.V.
Diese Dokumentation entstand mit der Unterstützung von Peter Hübner, Klaus Onnich, Dieter Kubisch ✟, Florian Schütz und Frederik Buchleitner sowie dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv, dem Staatsarchiv München und besonders dem Stadtarchiv München. Recherchiert, zusammengetragen & umgesetzt hat diese Seite Reinhold Kocaurek.