Als die Trambahnstrecke durch die Leonrodstraße, die spätere Schwere-Reiter-Straße, 1928 gebaut wurde, mussten zuerst die Baulinien der Straße verändert werden. Hier kann man gut erkennen, wie die neu verlegten Schienen der Trambahn auf das Hindernis stoßen. In unserem Fall hat der Fotograf dabei gleich die Doppelgleis-Kreuzung mit der Versorgungsbahn in das Kasernengelände südlich dokumentiert. Rechts kann man die Kasernenbaracken sehen, die im 1.Weltkrieg hier schon mal mit der Lazarett-Trambahn über Notgleise angeschlossen waren.
Am 9.Februar 1934 gab es einen schweren Trambahnunfall auf der Höhe dieser Gleiskreuzung. Danach verschärfte man die Sicherheitsregeln hier.
Die Kreuzung der Trambahnlinie 22 in der Schwere-Reiter-Straße mit der Trambahn besteht seit 4.12.1928. Diese Kreuzung war damals noch in der Leonrodstraße (Schwere-Reiter-Straße ab 1938) und die einzige Kreuzung einer zweigleisigen Trambahnstrecke mit einer zweigleisigen Eisenbahnstrecke. Hier war zuerst die Bahnstrecke vorhanden. Sie versorgte die Militäreinrichtungen im nördlichen Schwabing seit dem 19.Jahrhundert und führte nach einer letzten Erweiterung zum 1.Weltkrieg bis über die Lothstraße ins Stadtgebiet.
Am 19.März 1936 hat man diese Gleiskreuzung mit der Trambahn schon mit besonderen Sicherheitsvorschriften belegt.
Nach dem 2.Weltkrieg nutzten die Amerikanischen Truppen die Militäranlagen entlang der Dachauerstraße als „Indiana-Depot“ und es gab erhöhten Eisenbahnverkehr.
Hinter dem offiziellen Namen „Headquarter Military Goverment Detachment Fl F3, 3rd ECAR“ agiert der Captain CAC Louis D. Wosk als Transportation Officer. Sein offizieller Ansprechpartner ist der Baudirektor Dr. Kirchbach, der für die Wochen und Monaten nach Kriegsende im Mai 1945 von den Amerkanischen Besatzungstruppen für die Funktion der Übernahme der Interessen der Verkehrsbetriebe eingesetzt wurde. Die beiden Akteure versuchten in einem fast täglichen Schriftwechsel den Trambahn- und Busverkehr in München einigermaßen wieder in Gang zu bringen und Probleme aus der Welt zu schaffen.
Die Nachkriegszeit in München hatte viele gravierende Probleme und unendliche Schwierigkeiten, da scheint dieses Problem der Besetzung der Posten an dieser zweigleisigen Industriebahn-Kreuzung noch ein eher geringeres.
Schon am 25.Januar 1946 wurde deshalb eine elektrische Warnanlage an der Schwere-Reiter-Straße installiert.
Die Signalanlage an der Kreuzung der Trambahn mit der Versorgungsbahn ins Militärquartier wurde ab 5.Oktober1950 von der Deutschen Bundesbahn betrieben.
Bei der Aufzählung der schienengleichen Kreuzungen von Eisenbahn und Trambahn vom 20.November 1950 ist die amerikanische Armee nicht mehr verzeichnet. Über die Jahre nahm der Eisenbahnverkehr auf dieser Strecke deutlich ab und die alten Gebäude wurden privat vermietet. 1968 verschwand diese Kreuzung aus dem Münchner Schienen-Netz durch den Bau des Olympiageländes und des Mittleren Rings.
Das einzige Bild aus der Vergangenheit von diesem Übergang, das wir bisher gefunden haben, ist vom September 1959. Da sind die Tore bereits fest verschlossen und es sieht nicht nach einem lebhaften Bahnverkehr aus.
Dieses Luftbild ist aus dem Jahr 1965 und zeigt die weitverzweigten Gleisanlagen auf dem ehem. Amerikanischen Militärgelände zu den verschiedenen Einrichtungen und rechts oben den Bahnübergang über die Trambahnstrecke der Linie 22 in der Schwere-Reiter-Straße.
Die Gleisverzweigung am unteren Bildrand erscheint schon 1917 auf einer Postkarte der Kaserne des 1. kgl. bay. Eisenbahn Bataillon. Das große Hauptgebäude stehen übrigens heute immer noch und beherbergt an der Hedwig-Dransfeld-Allee 7 das Berufsförderwerk der Bundeswehr.
Besuch Mai 2014
Im Jahr 2014 waren bei meinem Besuch die alten Gebäude an der ehemaligen Bahnstrecke als Ateliers genutzt und die Rillenschienen der Zufahrtsgleise lagen noch im Pflaster. Das ist vermutlich aber nur noch eine Frage der Zeit…