Die Schleife an der Schwanseestraße / Perlacher Forst
In diesem Plan von 1898 sieht man, daß das Gebiet süd-östlich von Giesing weitgehend Weideland und unbebaut war. Weiter draussen lag der Ort Stadelheim.
Stadelheim lockte damals mit einem Gasthaus am Rande des Perlacher Forstes, einer weitläufigen Forstanlage. Es stand etwa auf dem heutigen Parkplatz des Perlacher Friedhofs heute. Dieser Friedhof wurde erst 1928 bis 1931 angelegt. Allerdings entstand auch schon 1896 auf dem ehemaligen Gut Stadelheim ein erster Gefängnisbau.
Im April 1908 gab es einen kühnen Plan: eine Trambahnverbindung zweier Münchner Gefängnisse mit einer Gefängnistram. Die Planung schloss damals die beiden Gefängnisse Neudeck (Mariahilfplatz) und Stadelheim ein. Vorbilder für Gefängnistrambahnen gab es in der Welt verschiedene, unter anderem in Sydney, wo heute noch der Gefängnistrambahn-Wagen im Museum steht. Die Strecke sollte vom Mariahilfplatz, Nockherberg über die Silberhornstraße und die Tegernseer Landstraße und den heutigen McGraw-Graben zur Stadelheimerstraße führen und dann direkt vor das Gefängnistor.
So hätte es fast eine erste Verbindung nach Stadelheim gegeben….
Eine weitere Planung erscheint im Archiv auf Plänen datiert mit Dezember 1905 und Januar 1906: eine Anbindung des Giesinger Bahnhofs durch die Deisenhofenerstraße direkt von der Silberhornstraße. In diesen ersten Jahren der elektrischen Trambahn war man sehr kreativ in Verkehrs-Varianten und weitgehenden Erschließungen der Münchner Stadtteile durch ein sehr engmaschiges Trambahnnetz: bei der Planung musste man nicht auf den Autoverkehr Rücksicht nehmen, da dieser verschwindend gering war und man Pferdefuhrwerken an Schnelligkeit deutlich überlegen war.
Die erste Trambahnanbindung des Giesinger Bahnhofs erfolgte am 1.2.1909 auf der 975m langen Strecke vom St.-Martins-Platz – Eintrachtstraße – Schlierseestraße zum Giesinger Bahnhofplatz nach einer Bauzeit vom 11.1.1909 bis 28.1.1909. Vorläufig gibt es am Giesinger Bahnhof nur ein Stumpfgleis mit Weiche zum Gleiswechsel. Daher konnte die Strecke auch anfangs nur mit Zweirichtungs-Fahrzeugen ohne Beiwagen befahren werden.
Der Betriebshof 7 kurz vor dem Bahnhof Giesing in der Schlierseestraße Nr. 43 – 45 ging am 20.8.1913 in Betrieb und bestand bis zum 27.5.1972.
Durch den Erwerb des ehemaligen Siemens Kriegsmetallwerk an der Stadelheimerstraße (später Ständlerstraße) und dessen Umbau in der Folge zur großen Trambahn-Hauptwerkstätte als Ersatz für die alte Hauptwerkstatt an der Schäftlarn wurde ein Gleisanschluß zu diesem Betriebshof nötig. Am 21.3.1921 ging diese Strecke durch die Schwanseestraße zwischen Giesinger Bahnhofplatz und Chiemgaustraße und weiter durch die Aschauerstraße zur Hauptwerkstätte zuerst als eingleisige Strecke in Betrieb. Dabei erfolgte auch der Umbau der Gleisanlagen vor Giesinger Bhf.
Am 7.7.1924 wird die Strecke vom Giesinger Bahnhof zur Hauptwerkstätte nach einer Bauzeit 27.04.1924 bis 07.07.1924 zweigleisig in Betrieb genommen und der Linienverkehr aufgenommen.
Im Jahr 1928 sind die Zubringer-Trambahnen in der Aschauerstraße angekommen und bringen die Arbeiter in die neue Hauptwerkstätte in der Stadelheimerstraße. Eine Schleife gab es an der Ständlerstr, bzw in der HW nie. Der 27er fuhr mit Solo-Zweirichtungs-Triebwagen, die in der Aschauer Straße über den Gleiswechsel wendeten. Die Personalwagen wendeten in der HW über Gleiswechsel.
Der Name Ständlerstraße wurde erst 1931 für diesen Teil vergeben, – eigentlich gab es auch bis dahin nur einen Feldweg, der zum Fahrweg mit Bahnübergang gewachsen war, wie auch das Bild gut zeigt.
Im Jahr 1925 steht die ehemalige stolze „Restauration Stadelheim“ (siehe Bild weiter oben) etwas abgenutzt als „Waldwirtschaft Alt-Stadelheim“ da mit der Hauptwerkstätte im Hintergrund. Das Haus wurde zum Bau des Friedhofgeländes 1931 abgerissen.
Das Bild vom 14.April 1931 zeigt nicht die Trambahn-Gleisbauten, sondern die Schienen sind Teil eines Industriegleises, das vom Giesinger Bahnhof nach Stadelheim gebaut wurde.
Die Trambahnstrecke zum Friedhof am Perlacher Forst kommt…
Der Friedhof wurde vom damaligen Stadtbaurat Hermann Leitenstorfer geplant und 1931 für Bestattungen freigegeben. Unser Bild zeigt die Bauarbeiten im Jahr 1930.
In diesen Zeiten erfolgte der Bau von Trambahnstrecken oft über unbebautes Land und später erst entstanden dann die mit Trambahnlinien erschlossenen Siedlungen. 1933 gab es die Schwanseestraße noch nicht, nur die Trambahn.
Die Schleife am Friedhof am Perlacher Forst im Rohbau: es scheint, dass der Laternenmast noch heute dort steht. Deutlich sieht man die Schotterung der 360°-Schleife sowie der Hinterstellgleise.
Die Umstellung der Liniengruppe 7 verzögerte sich bis April 1936, da die Winterwitterung den Bau der Verlängerungsstrecke zum Perlacher Forst behinderte. Am 9.4.1936 ging dann die Strecke ab der Abzweigung Schwanseestraße / Chiemgaustraße geradeaus stadtauswärts zur ebenfalls neu gebauten Schleife Schwanseestraße an der Ständlerstraße mit Namen „Friedhof Perlacher Forst“ in Betrieb. Damit war die Schleife am Giesinger Bahnhof ungenutzt und verschwand. Seit dem ist der Giesinger Bahnhof nur noch eine einfache Trambahnhaltestelle.
Unser Bild ist leider nicht aus dem Eröffnungsjahr, sondern 15 Jahre später, als der 2.Weltkrieg beendet war und der K-TW 697 im Jahr 1951 in der Schleife steht.
Die Gleislage beim Bau der Schleife am Friedhof Perlacher Forst war zunächst nur eine reine Schleife mit Hinterstellgleisen. Ein Überholvorgang war somit vorerst nur mit Nutzung der Hinterstellgleise möglich.
Die Wendemöglichkeit am Perlacher Forst wurde erst im Zeitraum 1.3.-5.7.1972 eingebaut. Die Hinterstellgleise wurden dann bei einer Gleiserneuerung im Zeitraum 16.6.-29.7.1982 entfernt.
Die Haltestelle trug von 1936 bis zum ersten MVV-Fahrplan im Mai 1972 die offizielle Bezeichnung Friedhof am Perlacher Forst. Dann benannte man sie in Schwanseeplatz um. Nach einigen Jahren stellte man 1978 fest, dass es diesen Platz gar nicht gibt und benannte die Haltestelle daher seither richtigerweise als Schwanseestraße.
Vom 13.7. bis 18.9.1998 wurde dann die Wendemöglichkeit am Schwanseeplatz durch Entfernung des zurückführenden Gleises beendet.
Unser Museumswagen TW 2412 als Linie E7 ausgezeichnet macht noch eine letzte Vereinsrunde auf den danach entfernten Schienen.
Linienchronik Friedhof Perlacher Forst / Schwanseestraße
Die Linie 7 fuhr ab dem 09.04.1936 vom Ostfriedhof zum Friedhof Perlacher Forst. Der 18.10.1980 war der letzte Tag für die Linie 7 insgesamt und damit auch am Bahnhof Giesing.
Die Schleife Schwanseestraße benutzte die Linie 17 vom 11.12.2011 bis zum 10.12.2017 mit kurzen Unterbrechungen.
Ab dem 10.12.2017 bis heute ist die Linie 18 in der Schleife am Schwanseeplatz zuhause.
Der R2-Redesign TW 2142 an der Chiemgaustaße Richtung Schwanseestraße
Das ist kein planmäßiger Umlauf: der Friedhofsverkehr an Allerheiligen war früher bei der Münchner Trambahn ein Tag der Sonderlinien und Zusatzwagen. So kam auch mal die Linie E20 zum Friedhof Perlacher Forst.
Der M5-Tw 2502 + m5-Bw 3502 an der Endhaltestelle Schwanseestraße am 1.11.1986.
Die Linie 25 verschlug es vom 27.07.1995 bis 31.07.1995 und 11.08.1995 bis 14.08.1995 wegen Bauarbeiten am St. Martins Platz zur Schwanseestraße.
Die Linie 27 fuhr sie vom 01.07.1926 bis 01.04.1936 bis zur Ständlerstraße/HW. Ab dem 28.05.1972 bis zum 21.11.1975 und wieder vom 19.10.1980 bis zum 11.12.2011 wendete die Linie 27 hier in der Schwanseestraße.
der P3-Tw 2005 + p3-Bw 3005 auf der Linie 27 an der Endhaltestelle Schwanseestraße am Allerheiligentag 1.11.1993
Ein echter Spätzünder: ab 16.08.2021fährt die Linie 28 vom Scheidplatz hierher.
Schleife machte die Linie 29 vom 23.11.1975 bis 28.05.1978 an der Schwanseestraße.
Zwei Monate vom 08.06.2015 bis zum 09.08.2015 gabs die Linie 35 als Pendellinie vom Max-Weber-Platz zur Schwanseestraße.
Linie 36 reiht sich ein in die Baustellenlinien mit ihren Besuchen vom 03.04.2009 bis 19.04.2009 und vom 29.05.2009 bis 14.06.2009 vom Romanplatz kommend.
Ausser Konkurrenz steht natürlich auch Wanderbüchereiwagen 24 ab und zu hier wie im August 1962 an der Schwanseestraße im Hinterstellgleis der Schleife
© FMTM e.V.
Diese Dokumentation entstand mit der Unterstützung von Peter Hübner, Klaus Onnich, Dieter Kubisch ✟, Florian Schütz und Frederik Buchleitner sowie dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv, dem Staatsarchiv München und besonders dem Stadtarchiv München. Recherchiert, zusammengetragen & umgesetzt hat diese Seite Reinhold Kocaurek.