Die Schleife am Hasenbergl
Der Klassiker der Nachkriegszeit schlechthin: der Dreiwagenzug auf dem Achter vom Hasenbergl nach Fürstenried.
Der in der Eiszeit entstandene Lehmhügel, der sich heute westlich der Panzerwiese, zwischen Dülferstraße und Aschenbrennerstraße hinzieht, hieß 1697 Laimpichl. Als hier Kaninchen zur herrschaftlichen Jagd gehegt wurden, änderte sich die Bezeichnung in Küniglberg (1753) und Kaninchenberg (1812). 1809 wurde beim Kaninchenberg die Hasenhütte des Wildhüters erstmals in eine Karte eingezeichnet. Der Name Hasenbergl ist seit ca. 1900 gebräuchlich.
Die unbekannte Vorgeschichte zur Trambahnstrecke zum Harthof und Hasenbergl
Die Arbeit in den Archiven und bringt hinter den verstaubten Aktendeckeln manchmal interessante Dinge zu Tage: nachdem die MTAG eine Strecke über die Belgradstraße hinaus über den Nymphenburger Kanal vorschlug, kam am 24.Januar 1911 vom Magistrat ein eine recht barsche Absage an diese Pläne.
Dabei hatte die MTAG damals versucht, dem Magistrat sogar mit einer Planung der Brücke über den Nymphenburger Kanal schmackhaft zu machen. Es brauchte dann doch nochmal über 50 Jahre, bis diese Strecke gebaut wurde, dann allerdings unter dem Nymphenburger Kanal durch.
Nur ein paar 100 Meter weiter westlich plante man bei der Verlängerung der Linie 8 über den Nymphenburger Kanal nach Milbertshofen durch die Riesenfeldstraße neben einer Brücke für die Überquerung der wilden Wasser auch eine gewagte Brücke für den Bach mit einer Straßen- & Trambahnunterführung. Diese Planung vom 14. August 1911 war damals den Verantwortlichen wohl zu gewagt und so verschwand sie wieder in der Schublade des Planer, bis wir sie jetzt wieder ausgegraben haben.
Die Strecke vom Scheidplatz zum Harthof & Hasenbergl
Die Neubaustrecke Richtung Norden vom Scheidplatz zu den Neubaugebieten wurde versucht auf eigenem Gleiskörper und kreuzungsfrei zu trassieren. Auf diesem Weg wurde die großzügige Untertunnelung des auch gerade erst fertiggestellten Mittleren Rings, dem Petuelring an dieser Stelle geplant. Schmankerl dabei war, dass hier auch der Biedersteiner Kanal unterfahren werden musste.
Einen knappen Kilometer weiter stadtauswärts ging es dann unter dem Frankfurter Ring durch und unter dem Eisenbahn-Nordring.
An der Rathenaustraße verzweigt sich die Strecke rechts seit 1993 zum Harthof und links weiter zu Hasenbergl.
Nachdem die Trambahnstrecke nach Norden 1963 den Harthof erreicht hat, wurde ein Jahr später 1964 die Strecke zum Hasenbergl fertig. Die Umkehrschleife wurde großzügig angelegt und ein Hinterstellgleis in Betrieb genommen.
Das Hasenbergl wuchs als Trabantenstadt wie auch Neuperlach oder Fürstenried in der Nachkriegs-Boomzeit sehr schnell auf 180.000 Einwohner. Da war eine Trambahn-Anbindung nur logisch. Die Strecke wurde fast ausschließlich auf eigenem Gleiskörper verwirklicht mit diversen Ampelkreuzungen.
Am 18 Dezember 1964 fuhr dann die erste Trambahn auf der neuen Strecke: die Linie 8 wurde damit die längste Trambahnlinie in der Geschichte in der Münchner Trambahn.
Die Linienchronik des Schleife Hasenbergl
Die Linie 8 begann am 18.12.1964 mit ihrem Betrieb am Hasenbergl, nachdem sie zuvor schon seit 08.11.1963 über den Scheidplatz hinaus zum Harthof nebenan fuhr. Das Ende der Linie 8 am Hasenbergl war dann mit dem letzter Betriebstag am 22.11.1975
Die Linie 13 fuhr vom 09.05.1972 auf der Strecke Hasenbergl – Oberhofer Platz – Scheidplatz bis zum letzter Betriebstag am 20.11.1993
Die Strecke vom Scheidplatz zum Hasenbergl führte auch die Linie 13 durch den Petueltunnel-Trambahntunnel.
Manfred Neumaier fuhr am Montag, den 2.August 1993 mit dem 13er vom Scheidplatz zum Hasenbergl und zurück.
Der letzte 13er und seine Fahrt am 21.11.1993 war eine kleine traurig Party, hier der Film dazu.
Und was bleibt….
Ich werde immer wieder gefragt, ob es eigentlich Planungen gab, über das Hasenbergl hinaus weiter Richtung Norden einen Trambahn zu planen und zu bauen. Bisher war ich immer davon ausgegangen, netter Gedanke, aber nicht nachweisbar. Inzwischen sieht das anders aus und in den Archiven liegen tatsächlich Ordner mit dem Titel „Projekt Hasenbergl Schleissheim„. Ich veröffentliche gerne Erkenntnisse aus diesem verstaubten Ordner sobald ich ihn recherchiert und aufbereitet habe an dieser Stelle hier.
© FMTM e.V.
Diese Dokumentation entstand mit der Unterstützung von Peter Hübner, Klaus Onnich, Dieter Kubisch, Florian Schütz und Frederik Buchleitner sowie dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv, dem Staatsarchiv München und besonders dem Stadtarchiv München. Zusammengetragen & umgesetzt hat diese Seite Reinhold Kocaurek.