Die Transportwagen der Münchner Trambahn
Heute sieht man keine Transportwagen mehr zwischen die Linienwagen im Münchner Trambahnnetz. Aber vor Einführung der Gelenktriebwagen waren oft Transportwagen draußen auf der Strecke unterwegs und auch in den Betriebshöfen. Generell war neben dem Thema Personentransport mit der Trambahn schon seit Einführung der Pferdetram auch der Güterverkehr Thema. Je nach der Lage im Lande wurden auch Güter transportiert, die Post sowieso, aber in Kriegszeiten auch andere Güter und es gab viele Gleise zu Fabriken. Bei Kraftstoffknappheit gab es auch Schleppzüge, also Trambahnwagen zogen LKW-Konvois durch die Straßen. Aber man experimentierte auch mit Pferdewagen an elektrischen Trambahnen leicht versetzt gewogen, damit die Wagen nicht in die Rillenschienen kamen.
- Transportwagen/Niederbord
- Typ: q 1.41
- Betriebsnummer: 21-23,26,27,30
- Letzte Betriebsnummer: 61-67
- Stückzahl: 7
- Hersteller: Rathgeber
- Baujahr: 1883
- Umbau: 1904/05 aus p 1.41
- bis 1924
Aus ehemaligen geschlossenen Beiwagen des Typs a 1.41 (ex Pferdebahnwagen) wurden 1904/1905 bei Rathgeber die ersten Niederbordwagen p 1.41 aufgebaut. Ab 1924 als q 1.41 bezeichnet, besaßen die Wagen 61 – 65 ein Dach. Alle q 1.41 wurden dann bis etwa 1926 ausgemustert.
- Transportwagen
- Typ: q 1.53
- Betriebsnummer: 86,87
- Betriebsnummer bis 1954: 902,903 / 859,860
- Letzte Betriebsnummer: 2859,2860
- Stückzahl: 2
- Hersteller: Städtischer Strassenbahn Betrieb
- Baujahr: 1923 aus I 1.32/l 1.53
Mehrmals umgezeichnet wurden die beiden Schienentransportschemelwagen, die neu als l 1.32 im Jahr 1923 von der Städtischen Straßenbahn selbst erbaut wurden. Ab 1924 als l 2.53 bezeichnet wurden sie schließlich 1930 zu q 1.53 umbezeichnet. Beide wurden dann 1957 ausgemustert.
- Transportwagen/Niederbord
- Typ: q 2.52
- Betriebsnummer: 71-77
- Betriebsnummer bis 1954: 861-867
- Letzte Betriebsnummer: 2862-2864
- Stückzahl: 7
- Hersteller: Rathgeber
- Baujahr: 1883
- Umbau: 1910 aus ehem. offenen Dampfbahnanhängern
Der recht einfach Aufbau ist gut im Bauplan des Wagens zu erkennen: er hatte keine Bremsen und wurde sicher nur für kurze Wege genutzt.
Auch mehrmals umgezeichnet wurden die 1910 vermutlich auf Fahrgestellen zweiachsiger, offener Sommerbeiwagen der Dampfbahn aus der Nummernreihe 356 -375 von der Städtischen Straßenbahn erbauten Niederbordwagen p 2.51. 1924 in q 2.51 umgezeichnet wurden sie 1930 nochmal in q 2.52 umgezeichnet. Die Wagen 861 und 865 schieden als Kriegsverluste bis 1950 aus. Die Wagen 2862 und 2864 wurden 1956 und der Wagen 2863 dann 1959 ausgemustert.
866+863 Typ q 2.1 am 16.08.1929 am Authariplatz
- Transportwagen/Niederbord
- Typ: q 3.1
- Betriebsnummer: 78
- Betriebsnummer bis 1954: 868
- Stückzahl: 1
- Hersteller: Bergische Stahlindustrie
- Baujahr: 1898/1899
- Umbau: 1922
1922 erbaute die Städtische Straßenbahn einen vierachsigen Niederbordwagen, diesmal auf zwei Reservedrehgestellen von A 1.1 Triebwagen. Aus diesem Fahrzeug wurde dann 1934 der Arbeitstriebwagen Q 1.1 Nr. 29 umgebaut, jedoch schon 1940 wieder zu einem Niederbordbeiwagen q 8.1 Nr. 890 umgebaut.
- Transportwagen/Niederbord
- Typ: q 4.2
- Betriebsnummer 869,870
- Stückzahl: 2
- Hersteller: Hawa
- Baujahr: 1899-1902
- Umbau: 1928
1928 erbaute die städtische Straßenbahn nochmals auf Reservedrehgestellen von A 2.2 Triebwagen zwei vierachsige Niederbordwagen vom Typ q 4.2.
Der Wagen Nr. 870 wurde jedoch schon 1930 ausgemustert, der Wagen 869 wurde 1943 im Krieg zerstört.
- Transportwagen/Niederbord
- Typ: q 5.50
- Betriebsnummer: 871, 872
- Letzte Betriebsnummer: 2871, 2872
- und später 3921, 3922
- Anzahl: 2
- Hersteller: Rathgeber
- Baujahr: 1929
- Transportwagen/Niederbord
- Typ: q 5.50
- Betriebsnummer 873-875
- Letzte Betriebsnummer: 2874-2875
- und später 3923, 3924
- Hersteller: Hawa
- Baujahr: 1929
1929 wurden bei Rathgeber zwei neue Niederbordtransportwagen vom Typ q 5.50 gebaut. Der Wagen 872 / 2872 wurde bis 1953 immer wieder als Behelfsturmwagen für Unterführungen eingesetzt.
Der Wagen 3922 wurde 1973 an das Straßenbahn-Museum Hannover abgegeben.
Er konnte vom FMTM nach München zurück geholt werden, wurde 1993 zerlegt und wartet jetzt auf seine Restaurierung. Auf unserem Bild rechts ist der Wagen auf den Kopf gedreht, – nur zu Erklärung.
Der Wagen 871 / 2871 / 3921 wurde ab 1960 zum Unkrautvertilgungswagen umgebaut und ist als solcher heute im MVG Museum zu besichtigen.
Unterwegs mit dem Unkrautvertilgungswagen: ein seltener Film von einem Arbeitseinsatz.
- Transportwagen/Fahrdrahttrommel
- Typ: q 6.50
- Betriebsnummer: 886,887
- Letzte Betriebsnummer: 2886,2887
- Stückzahl: 2
- Hersteller: Rathgeber
- Baujahr: 1930
- Umbau: 2886 seit 1957 Niederbord-Transportwagen
1930 wurden bei Rathgeber zwei neue Fahrdrahttrommelwagen q 6.50 beschafft. Der Wagen 2886 wurde 1957 in einen Niederbordwagen für die Schreinerei der HW umgebaut. Der Wagen 2887 wurde 1961 und der Wagen 2886 1969 ausgemustert.
In der Bauskizze kann man die Details des Wagens nochmals gut sehen. Heute braucht man diese Kabeltrommelwagen nicht mehr, weil Oberleitungs-Neubauten generell an Fremdfirmen vergeben werden.
- Transportwagen/Niederbord
- Typ: q 7.25
- Betriebsnummer: 888,889
- Letzte Betriebsnummer: 2888,2889
- Stückzahl: 2
- Hersteller: Rathgeber
- Baujahr: 1897
- Umbau: 1942
1942 mußten die Verkehrsbetriebe wegen der Kriegsereignisse auf zwei Fahrgestellen zweiachsiger offener Beiwagen des Typs ö 1.25 für den elektrischen Betrieb Niederbordtransportwagen q 7.25 aufbauen. Beide wurden schon 1954 ausgemustert.
Die Bauzeichnung dieses Wagens zeigt, dass zumindest eine Handbremse verbaut war.
- Transportwagen/Niederbord
- Typ: q 8.1
- Betriebsnummer: 890
- Letzte Betriebsnummer: 2890
- Stückzahl: 1
- Hersteller: Bergische Stahlindustrie
- Baujahr: 1898/1899
- Umbau: 1940
Schon 1940 hatten die Verkehrsbetriebe den Arbeitstriebwagen Q 1.1 Nr 29 wieder in einen vierachsigen Niederbordtransportwagen q 8.1 umgebaut. Er wurde 1954 ausgemustert.
- Transportwagen/Niederbord
- Typ: q 9.26
- Betriebsnummer: 2501-2520
- Letzte Betriebsnummer: 2502-2520
- Stückzahl: 20
- Hersteller; Böker, MAN, Rathgeber
- Baujahr: 1910-1913
- Umbau: 1944 im RAW Neuaubing
1944 baute das RAW Neuaubing neben kriegszerstörten Trieb- und Beiwagen auch Transportwagen auf. Auf Fahrgestellen kriegszerstörter c Beiwagen entstanden die q 9.26 Niederbordwagen. Aus dem Wagen 2517 entstand 1958 der Turmwagen 2900. Ein besonderes Schicksal hatte der Wagen 2501. Er wurde 1952 nach Nürnberg im Tausch gegen deren Pferdebahnfahrgestell abgegeben. Aus dem Nürnberger Pferdebahnfahrgestell wurder dann der Münchner Pferdebahnwagen 58 (heute 273) rekonstruiert. Der Münchner Tranportwagen 2501 wurde in Nürnberg als Arbeitswagen A 413 eingesetzt. Nach seiner dortigen Ausmusterung gelang es dem FMTM das Fahrgestell des 2501 zurück zu holen. Es ist das einzig erhaltene Fahrwerk eines c Beiwagens und soll später Grundlage für die Rekonstruktion eines solchen frühen Beiwagens dienen. Das Fahrgestell ist heute im MVG Museum zu besichtigen.
Dieser Wagen steht im
- Transportwagen / Niederbord-Kipper
- Typ: q 10.26
- Betriebsnummer: 2526-2540
- Stückzahl: 15
- Hersteller: Böker, MAN, Rathgeber
- Baujahr: 1910-1913
- Umbau: 1944 im RAW Neuaubing
Auch 1944 baute das RAW Neuaubing auf Fahrgestellen kriegszerstörter c-Beiwagen die Niederbord-Kippbeiwagen q 10.26 auf. Sie wurde alle 1956 verkauft.
- Transportwagen / Niederbord-Kipper
- Typ: q 10.48
- Betriebsnummer: 2530-2532
- Letzte Betriebsnummer: 3926-3928
- Stückzahl: 3
- Hersteller: MAN
- Baujahr: 1926
- Umbau: 1965
Auch für diesen Wagentyp können wir mit einer Bauskizze helfen. Diese Wagen waren gebremst und hatten sogar eine Schienenbremse nachgerüstet bekommen.
Das gibt es nur in Bayern:
- Fe 1.48 Festwagen
Wagen 3927 erlebte noch eine kurze Karriere im hohen Rentenalter als Blasmusik-Beiwagen 3951 umgebaut zur 100-Jahrfeier der Münchner Tram 23.10.1976, um dann auch verschrottet zu werden.
Dieser Wagen dürfte die kürzeste Lebensdauer aller Münchner Beiwagen gehabt haben. Aber in unserem Archiv haben wir die Bauskizze für diesen Wagen, der nur für ein Ereignis gebaut wurde, gefunden.
- Transportwagen/Niederbord
- Typ: q 11.2
- Betriebsnummer: 2551-2553
- Letzte Betriebsnummer: 2552,2553
- Stückzahl: 3
- Hersteller: Bergische Stahlindustrie
- Baujahr: 1899-1902
- Umbau: 1944 durch RAW Neuaubing
1944 baute das RAW Neuaubing auch auf Rahmen und Fahrgestellen kriegszerstörter A 2.2 und A 4.2 Triebwagen der Nr. 228, 229 und 277 die vierachsigen Transportwagen q 11.2 auf. Der Wagen 2551 wurde 1952 und die restlichen 1954 ausgemustert.
- Transportwagen/Niederbord
- Typ: q 12.32
- Betriebsnummer: 2561
- Stückzahl: 1
- Baujahr: 1944
- Umbau aus ex Mailand
1944 bauten die Verkehrsbetriebe auf dem Fahrgestell eines Mailänder Beiwagens den Niederbord-Transportwagen auf. Er wurde 1949 an Mailand zurück gegeben.
- Transportwagen /Mastentransportschemmel
- Typ: q 12.
- Betriebsnummer: 2566
- Stückzahl: 1
- Hersteller: Bergische Stahlindustrie
- Baujahr: 1898-1902
- Umbau: 1952
Aus dem Drehgestellen eines A-Triebwagens wurde von den Verkehrsbetrieben 1952 ein Mastentransportschemelwagen umgebaut und als 2566 umgenummert. Hochinteressant ist das Bild des Mastentransportschemmels q 12. 2566.
Dabei handelt es sich offensichtlich um Umbauten aus Typ .1 Drehgestellen ehemaliger A 1.1-Triebwagen. Da man aber gleich große Achsen einbauen wollte, um die Fahrwerke gleichmäßig in der Mitte zu belasten, hat man von den Typ .1 Drehgestellen die Achshalter der kleinen Laufachsen abgetrennt und je zwei Stück an eine neue Rahmenverbindung angenietet. So baute man aus acht ehemaligen Typ .1 Maximumdrehgestellen zwei symmetrische Drehgestelle für den Mastentransportschemmel. Schon toll, wie früher solche Großbetriebe gebrauchte Teile sinnvoll wiederverwertet haben!
Umbau von Drehschemmeln für den q 12 Nr. 2566 aus alten Typ A 1.1 Drehgestellen
- Transportwagen Schienentransportschemmel
- Typ: q 12.
- Betriebsnummer: 2567,2568
- Letzte Betriebsnummer: 2567,2568
- Stückzahl: 2
- Hersteller: Bergische Stahlindustrie
- 1898-1902
- Umbau: 1954
1954 entstanden ebenfalls aus den Drehgestellen von A-Triebwagen die zwei Schienentransportschemmelwagen 2567 und 2568. Die Wagen 2567 und 2568 wurden 1957 ausgemustert.
- Transportwagen/Niederbord
- Typ: q 13.28
- Betriebsnummer: 2571-2573
- Stückzahl: 3
- Hersteller: Union E.G.
- Baujahr: 1895
- Umbau: 1944
1944 wurden von den Verkehrsbetrieben auf den Fahrgestellen der im Krieg zerstörten Arbeitstriebwagen W 4.28 ( Nummernreihe 53 – 56, 58) die Niederbord-Transportwagen 2571 – 2573 aufgebaut. Die Wagen 2571 und 2573 wurden 1954 und der 2572 dann 1956 ausgemustert.
- Typ: y 1
- Betriebsnummer: 809 – 811
- Stückzahl: 3
- Hersteller: unbekannt
- Umbau: eigene Werkstätte
- ehemalige Stettiner Sommerbeiwagen 701 – 703
1943 wurden die Stettiner Sommerbeiwagen 701 – 703 als Aushilfe für kriegszerstörte Wagen nach München geliefert.
1943 wurden die Stettiner Sommerbeiwagen 701 – 703 als Aushilfe für kriegszerstörte Wagen nach München geliefert. Sie wurden sofort in Niederbordwagen 809 – 811 umgebaut. Der Wagen 809 schied schon 1945 als Kriegsverlust aus. Der Wagen 810 wurde 1948 in einen Behelfsturmwagen umgebaut (siehe auch unter Turmwagen). Der Wagen 811 wurde 1954 ausgemustert.
Y1 809, 811 ex Sommerwagen Stettin (Rekonstruktion)
Das Bild vom Original des Stettiner Sommerwagens von 1898 soll auch nicht fehlen.
- Transportwagen/Niederbord
- Typ: y 2 / y 3
- Betriebsnummer: 2701-2711
- Stückzahl: 11
- Baujahr: 1912
- Umbau: 1944 aus ex Mailand
1944 nummerierten die Verkehrsbetriebe die Mailänder Arbeitsbeiwagen als y 2 Nr. 2701 – 2711 ein. Es handelte sich um Niederbordwagen. 1945 wurden sie in y 3 umbezeichnet. Der Wagen 2710 fiel 1945 dem Krieg zum Opfer. Die restlichen Wagen wurden 1949 nach Mailand zurück gegeben.