Arbeitstriebwagen ATw 24 (Wanderbücherei)

Die Wanderbücherei TW 24 vom Typ WB 1.3 


Gebaut von: Rathgeber München, Fahrgestell MAN (1912), Umbau Verkehrsbetriebe 1927/28,    Fahrgestell Böker Remscheid  ab 1959

In den Jahren 1927/28 bauten die Städtischen Straßenbahnen München ihren Triebwagen Nr. 495, den sie im Jahr 1912 von der Fa. MAN erhalten hatten, komplett zu einem besonderen Spezial-Triebwagen um: der weltweit ersten Straßenbahn-Wanderbücherei.

Am 3. Januar 1921 wurde Hans Ludwig Held erster hauptamtlicher Bibliotheksleiter der „Bibliothek des Stadtrats“, des Vorläufers der Münchner Stadtbibliothek und 1925 deren Direktor. Unter seiner Leitung entstand die größte musikalische Volksbibliothek Europas und er richtete, da ihm das Volksbildungswesen besonders am Herzen lag, eine Wanderbücherei im Trambahnwagen ein, er spannte ein Netz von Volksbüchereien und richtete sogar Kinderlesehallen ein.

In den Jahren 1927/28 bauten die Städtischen Straßenbahnen München ihren Triebwagen Nr. 495, den sie im Jahr 1912 von der Fa. MAN erhalten hatten, komplett zu einem besonderen Spezial-Triebwagen um: der weltweit ersten Straßenbahn-Wanderbücherei.

Man modernisierte den Wagen ähnlich dem Typ D und baute im Wageninneren Bücherregale sowie Blechtafeln in die Fensteröffnungen ein. Ab dem 13. Februar 1928 fuhr das nun mit der Nr. 24 bezeichnete Fahrzeug für die Städtische Leihbücherei und hatte auf Abstellgleisen in mehreren weiter außen liegenden Stadtvierteln regelmäßige Bücherausgabezeiten. Die Standzeiten betrugen in der Regel zwei Stunden. Das Konzept, die Bücher mit der Trambahn zum Leser zu bringen, war damals eine vielbeachtete Neuheit, es fanden sich jedoch nur in Budapest (1945-1969) und dem kanadischen Edmonton (1941-1956) Nachahmer.

Zunächst war der Triebwagen 24 im Stil der damaligen Trambahnlackierungen in der Fensterzone grau gestrichen, darunter dunkelblau, Anfang der 1930er Jahre erhielt der Triebwagen sein vertrautes weiß-blaues Farbkleid. Den Krieg überstand das Fahrzeug unbeschadet und so konnte es bereits im September 1945 wieder seine Runden drehen. In den 1950er Jahren erfuhr der Triebwagen einige Modernisierungen (z.B. moderne Lampen im Wageninneren, gummigefasste Sicherheitsverglasungen und einen Scherenstromabnehmer), dennoch nagte der Zahn der Zeit an dem in seiner Grundsubstanz ja aus dem Jahr 1912 stammenden Triebwagen. In den folgenden Jahren gesellten sich noch fünf Wanderbüchereien in Omnibussen dazu, die wie der Triebwagen 24 im Trambahndepot an der Westendstraße beheimatet waren, in dem sich auch eine Außenstelle der Stadtbücherei befand.

Die Wanderbücherei hatte bei ihrer Erstpräsentation im MVG-Museum im Oktober 2015 die große Ehre, ganz vorne zustehen, wo sonst immer der A-Wagen steht.

Die Wanderbücherei hatte bei ihrer Erstpräsentation im MVG-Museum im Oktober 2015 die große Ehre, ganz vorne zustehen, wo sonst immer der A-Wagen steht.

Nachdem Ende 1969 einerseits umfangreiche Reparaturarbeiten anstanden, andererseits zunehmend die Abstellgleise an den Endstationen aus Kostengründen zurückgebaut worden waren, entschloss man sich, das Fahrzeug außer Dienst zu nehmen und durch einen Gelenkbus zu ersetzen. So verabschiedete man den Wagen am 5.4.1970 im Rahmen einer Feier und stellte ihn zunächst im Betriebshof ab. Im Sommer 1973 fand sich das damals im Aufbau befindliche „Deutsche Straßenbahnmuseum“ aus Sehnde bei Hannover als Käufer für den historisch bedeutsamen Einzelgänger und so reiste der Triebwagen im August 1973 per Bahn in den hohen Norden.

In Hannover verschlechterte sich der Zustand dieses wertvollen Fahrzeugs, an eine zeitnahe Restaurierung war wegen dringenderer Projekte nicht zu denken. Daher war es ein großer Glücksfall, dass es dem FMTM im Sommer 2015 gelang, in einer spektakulären Tauschaktion den Wanderbüchereiwagen zusammen mit dem ebenso einmaligen P 1.65 102 nach München zurück zu holen. Hier ist das Fahrzeug wenigstens vor weiterem Verfall gesichert. Die ausstellungsgerechte Aufarbeitung wird allerdings eine sehr große Aufgabe. Daher sind Spenden für die Restaurierung immer sehr willkommen!

Nachdem Ende 1969 einerseits umfangreiche Reparaturarbeiten anstanden, andererseits zunehmend die Abstellgleise an den Endstationen aus Kostengründen zurückgebaut worden waren, entschloss man sich, das Fahrzeug außer Dienst zu nehmen

Ein richtiges Filmschmankerl: die Wanderbücherei 1932 unterwegs. © Pathe/ YouTube

Die Wanderbücherei in der Freimanner Schleife. © BR Alpha

Die Wanderbücherei zu Betriebszeiten und der Innenraum heute: die Regale sind gut erhalten, allerdings hat die Außenhaut schwer unter der langjährigen Aufstellung ohne Überdachung gelitten.
Die Wanderbücherei zu Betriebszeiten und der Innenraum heute: die Regale sind gut erhalten, allerdings hat die Außenhaut schwer unter der langjährigen Aufstellung ohne Überdachung gelitten.

Die Wanderbücherei zu Betriebszeiten und der Innenraum heute: die Regale sind gut erhalten, allerdings hat die Außenhaut schwer unter der langjährigen Aufstellung ohne Überdachung gelitten.

Nachdem Ende 1969 einerseits umfangreiche Reparaturarbeiten anstanden, andererseits zunehmend die Abstellgleise an den Endstationen aus Kostengründen zurückgebaut worden waren, entschloss man sich, das Fahrzeug außer Dienst zu nehmen

Ein kleiner Portraitfilm unserer Wanderbücherei.

Technische Daten des WB 1.3

  • Gesamtlänge: 10,00 m;
  • Breite: 2,10 m; Höhe: 3,29 m;
  • Gewicht: 15,3 t; 
  • ​Wagennummern: 24;
  • Anzahl: 1 Stück.

Dieser Wagen steht im

Die Wanderbücherei stand 1930 noch vor der HW in der Ständlerstraße und heute genau 50 Meter weiter im MVG-Museum, wer hätte das gedacht.

Die Wanderbücherei stand 1930 noch vor der HW in der Ständlerstraße und heute genau 50 Meter weiter im MVG-Museum, wer hätte das gedacht.

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