Der Betriebshof an der Äusseren Wienerstraße
Betriebshof 2 (ganz alt) Äußere Wiener Straße Nr.28
1.10.1890 – 1.12.1926
Bau für Pferdebahn
Verfügte über einen Lift für Pferde zu den Stallungen im ersten Stock.
1899 Umbau für elektrischen Betrieb
Nach Auflassung Nutzung als Direktion bis in die 1990er Jahre
Nach Totalumbau heute nur noch Front zur Einsteinstraße erhalten und wird von der Volkshochschule genutzt.
Betriebshof Äußere-Wiener-Straße im Jahr1898
Am 23.Oktober 1888 legt die Münchner Kindl Brauerei der Lokalbaukommission den nebenstehenden Plan vor. Er zeigt die damalige Grundstücks-Situation an der Schloßstraße und Äußeren Wiener Straße. Haidhausen war 1854 eingemeindet worden und bei der Suche nach einem Grundstück für einen weiteren Betriebshof wurde die MTAG hier fündig.
Am 16.09.1882 geht die Strecke Maximilianstraße ab Maxmonument – Maximiliansbrücke – südl. Maximilianeum – Max-Planck-Straße zum Max-Weber-Platz als Pferdebahnlinie in Betrieb. Sieben Jahre später erreicht die Pferdetrambahn den Max-Weber-Platz am 19.10.1889 über die Strecke Am Gasteig und Innere-Wiener-Straße. Die doppelgleisige Strecke hat eine Länge 760 m. Der Max-Weber-Platz ist ein Verkehrsknotenpunkt geworden und es biete sich an, hier einen Betriebshof zu errichten.
Das Gelände für den damaligen Betriebshof für die Pferdebahn wurde 1889 von der 1880 gegründeten Brauerei zum Münchner Kindl abgekauft.
In diesem Depot für die Pferdebahn waren natürlich die Pferde die Hauptpersonen. Das neue Verwaltungsgebäude übernahm einige Aufgaben im administrativen Bereich.
Vom 14.7.1896 bis 18.7.1896 findet ein Umbau/Einbau der Weichen zur Verlängerung der Trambahn durch die Ismaninger Straße statt und deren Anschluss an der Max-Planck-Straße statt. Jetzt war der Max-Weber-Platz mit seinem danebenliegenden Depot endgültig großer Verkehrsknotenpunkt.
Im Jahr 1899 erfolgte der komplette Umzug der Verwaltung in die Äussere Wienerstraße. Dafür wurde der Betriebshof an der Thierschstraße aufgegeben.
Auf der Rückseite des Depots an der Äusseren Wienerstraße nach Süden entstand auf dem durch die Stadt aufgekauften Gelände eine neu städtische Bebauung: ein Städtisches Wannen- und Brausebad und ein integriertes Feuerhaus an der Kirchstrasse in München-Haidhausen „erbaut von Professor Carl Hocheder daselbst 1899„.
Der Hauptgrund für den Ausbau des Pferdebahn-Depots an der Äusseren Wienerstraße war die Einführung des elektrischen Betrieb, der wiederum ein viel umfangreicheres Streckennetz ermöglichte. Und die Entwicklung geht weiter.
Es ist nicht immer einfach, sein Hirn um die Jahrhunderte zu wickeln, aber ich versuche es immer wieder gerne mit der Verbindung alter Gleispläne, die 1898, mit der aktuellen Bebauung.
Am 2.9.1907 ist mit der Eröffnung der Strecke Richtung Steinhausen über die Einsteinstraße (Äußere-Wiener-Str.) zwischen Max-Weber-Platz und Grillparzerstraße mit einer Länge von 731 m der vorläufige Maximalausbau des Max-Weber-Platz erreicht. Allerdings wird der Betriebshof an der Äußeren Wienerstraße langsam zu eng für die neuen Triebwagen, die auf den vielen neuen Strecken eingesetzt werden.
Die Umgebung des Betriebshofs 2
Zwischen diesen Bildern liegen 100 Jahre: Anfang des 20.Jahrhunderts war das Gelände nördlich des damaligen Äusseren Wienerstraße (Straße nach Wien) und heutigen Einsteinstraße das Armenviertel „Grube“. Es verschwand erst zur Erweiterung des Krankenhauses Rechts-der-Isar Anfang des 20.Jahrhunderts.
Zwei Bilder mit den typischen Giebel des Trambahn-Gebäudes im Hintergrund. Die Häuser hatten weder Wasser/Abwasser noch stabile Energieversorgung.
Gruppenbild der Schaffnerinnen 1917 im Betriebshof Äussere Wienerstraße: während des 1. Weltkrieges wurden vermehrt Schaffnerinnen eingestellt.
Am 18.Dezember 1917 reichte die Verwaltung der Trambahn einen Erweiterungsplan beim Bauamt ein. Auf diesem Plan kann man die Komplexität des Betriebshofs gut erkennen. Da allerdings alle Wagen mit einem Transporteur, also einer Schiebebühne auf die Abstellgleise gebracht werden mussten, war dieser Gleisplan betriebswirtschaftlich nicht mehr zeitgemäß. Schon 1900 hatte man zum Beispiel in der Hauptwerkstätte in der Schäftlarnstraße die Schiebebühnen durch Gleisharfen ersetzt. Dieser Umbau war aber wegen der Platzverhältnisse hier nicht möglich.
Es gab zu diesem Zeitpunkt eine Triebwagenhalle südlich des Transporteurs für 36 Triebwagen, nördlich davon eine Beiwagenhalle für 10 Beiwagen und eine zweite Beiwagenhalle von der Stichstrecke aus der Schlossstraße her angefahren für weitere 10 Beiwagen. Der Werkstattbereich umfasste 2 längere Gleise und konnte einfachere Reparaturen ausführen. Dazu kamen Schreinerwerkstätten und die Wagenwäscherei.
1919 reichte die Trambahn-Verwaltung Umbaupläne für das Verwaltungsgebäude an der Äußeren Wienerstraße ein.
Diese Pläne sahen auch einer Veränderung der Fassade vor, keine Türmchen mehr und das Verschwinden der waagrechten Balkenoptik im Erdgeschoß.
Zudem sollte eine neue Wagenhalle und erweiterte Abstellmöglichkeiten direkt aus der Äußeren Wienerstraße die Kapazität des Betriebshof erweitern.
Der Betriebshof 2 war vor allem auch Standort für die Verwaltung der Münchner Trambahn. Von hier sind alle Briefe der MTAG mit Absender versehen und hier wurden die Entscheidungen für die Münchner Trambahn getroffen. Eine der Entscheidungen war auch, nach dem 1.Weltkrieg und der Weltwirtschaftskrise 1923 ordentlich in das Streckennetz zu investieren und über 100 neue Triebwagen und Beiwagen der Serie E und F anzuschaffen. Spätestens mit dieser Entscheidung war klar, dass der Betriebshof viel zu klein ist. Man suchte nach neuen Standorten und wurde unweit der Depots an der Seeriederstraße fündig.
Ein Blick in das Personalbüro 1926 im Verwaltungsgebäude an der Äusseren Wiener Straße. Die Verwaltung verblieb noch viele Jahrzehnte in dem alten Gebäude.
Im Kriegsjahr 1944 wurde der Betriebshof 2 bei Bombenangriffen schwer beschädigt. Das traf hauptsächlich die Verwaltung und verschiedene noch untergebrachte Werkstätten. Zu dieser Zeit waren hier keine Triebwagen mehr untergestellt.
Die beiden Schuster können wir im Oktober 1950 rechts in der Schusterwerkstatt der Stadtwerke sehen: damals wurde von Uniformen über Gleisbau bis Oberleitungsbau alles in eigener Regie bei den Stadtwerken Verkehrsbetrieben geleistet. Das ermöglichte schnelle Umsetzung nach den eigenen Vorstellungen. Unten ein gemeinsamer Schreibtisch der Werkstattleiter im Betriebshof 2.
Der Fotograf der Stadtwerke/Verkehrsbetriebe machte 1960 ein paar Bilder in der Verwaltung des Unternehmens. Schreibmaschinen und Telefone waren die angesagten Kommunikationsmittel dieser Zeit. Es gab die klare Rollenverteilung: Männer = Führungskraft, Frau= Sekretärin.
Im Jahr 1962 wagte ein Mitarbeiter der Stadtwerke/Verkehrsbetriebe einen Blick mit seiner Kamera aus seinem Bürofenster auf die Einsteinstraße stadteinwärts Richtung Max-Weber-Platz. Gerade kommt ein Heidelberger-Dreiwagenzug der Linie 19 zum Max-Weber-Platz. Die Einsteinstraße war damals recht schmal und wurde erst später hier enorm nach Norden erweitert.
Als 1926 die Trambahnwagen in den neuen Betriebshof in der Seeriederstraße umzogen, wurde der Platz für Busse genutzt. In dieser Zeit wurde der Busverkehr in München von der Politik forciert und die neuen Wagen mussten untergestellt werden. So baute man zur Schloßstraße hin neue Abstellanlagen.
Auf diesem relativ jungen Bild vom März 1971 kann man diese Hallen noch am rechten Bildrand sehen. Bemerkenswert: das Gebäude im Vordergrund wurde nach der Kriegsbeschädigung aufgestockt um ein Stockwerk später wieder fast in die alte Bauform überführt.
Der Hinterhof in der Einsteinstraße 28 wurde auch als Garagenplatz genutzt. Das Bild ist mit 1971 datiert. Hier waren die alten Wagenhallen.
Auf den nun von der Trambahn nicht mehr genutzten Flächen war nun auch Platz für die verschiedenen Einsatzfahrzeuge der Stadtwerke/Verkehrsbetriebe vom Unfallwagen bis hin zum Turmwagen und Eingleisungs-Kommando.
Am 28.2.1986 kommt auf der Linie 29 der Tw 2656 + Bw aus der Schloßstraße auf den Max-Weber-Platz. Zu dieser Zeit standen noch die Bushallen in der Schloßstraße, die allerdings anders genutzt wurden. Heute sind dort die neuen Erweiterungsgebäude der Volkshochschule.
Da liegen 140 Jahre zwischen den Bildern und die Situation hat sich wenig verändert: seit 1955 heißt die Äußere Wienerstraße schon Einsteinstraße und die Trambahn fährt inzwischen elektrisch.
1968 ist das westliche Gebäude, das im Krieg schwer beschädigt wurde, nur einfach hergestellt, allerdings um ein Stockwerk höher als der Originalbau. Lediglich das unversehrte Untergeschoß deutet noch auf die alte Bebauung hin. Gott sei Dank wurde der ursprüngliche Zustand des Gebäudes wiederhergestellt.
© FMTM e.V.
Diese Dokumentation entstand mit der Unterstützung von Peter Hübner, Klaus Onnich, Dieter Kubisch, Florian Schütz und Frederik Buchleitner sowie dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv, dem Staatsarchiv München und besonders dem Stadtarchiv München. Zusammengetragen & umgesetzt hat diese Seite Reinhold Kocaurek.