Der Betriebshof 2 an der Seeriederstraße
Betriebshof 2 (alt) Äußere Wiener/Seeriederstraße Nr. 54 –58
1.12.1926 – 21.9.1963
Eine dreischiffige Wagenhalle für 80 neue Dreiwagenzüge (Typen E und F)
Werkstatt, zur Äußeren Wiener Straße Abschluss durch 5 dreistöckige Wohnhäuser mit Räumen der Verwaltung mit zwei Tordurchfahrten für die Ein- und Ausfahrtsgleise.
Starke Schäden durch Luftangriffe 1943/44, Wiederaufbau nach dem Krieg
Die Auflassung erfolgte, da nur noch wenige Gleise mit M-Zügen genutzt werden konnten und eine Erweiterung und Modernisierung räumlich nicht möglich War. Daher erfolgte ein Neubau des Bahnhofs 2 neu in der Einsteinstraße.
Von 1963 bis 1982 Nutzung durch die Fahrleitungswerkstätte, dann Räumung des Geländes.
Im Jahre 1924 kaufte die Stadt ein 14 700 qm großes Grundstück zwischen Kirchen-, Seerieder- und Äußerer Wiener Straße, da für den völlig veralteten Bahnhof 2 an der Äußeren Wiener Straße No. 28 als erstes Ersatz geschaffen werden musste.
Es wurde ein 3D-Modell erstellt, um die Stadtväter und -Mütter von dem Projekt zu überzeugen
Anfang Juni 1925 wurde mit dem Bau des neuen Betriebshofes 2 an der Äußeren Wiener Straße No. 54-58 begonnen. Im Hintergrund kann man die alte Haidhauser Kirche an der Kirchenstraße sehen, was einem einen einigermaßen genauen Überblick über die Ausmaße dieser Baustelle gibt. Rechts verläuft die Seeriederstraße.
Die Fundamente und Gebäudesockel waren aus Stampfbeton, die Wände aus Ziegelmauerwerk und der Dachstuhl aus Holz hergestellt. Seitliche Holzrahmenfenster und kittlose Satteloberlichte sorgten für genügend Helligkeit im Inneren. Eine zweigleisige Werkstätte mit Anbau für Nebenräume (Wasch-, Umkleide- und Kantinenräume) schloss sich östlich daran an und grenzte an den Haidhauser Friedhof.
Zuerst wurde das Fundament gelegt und anschließend die Verschalungen für das Gießen der Stützen der Wagengruben erstellt.
Die Böden der Wagenhalle sind fast schon fertig und die späteren Gruben für die Fahrzeuge zu erkennen. Auch die Säulen für das Dach sind gegossen und stehen schon.
Das Dach wurde mit viel Lichthöfen konstruiert, damit das Tageslicht eine angenehme Beleuchtung der Halle liefert.
Aus städtebaulichen Gründen war an der Äußeren Wiener Straße eine aus fünf dreistöckigen Häusern bestehende Wohnhausgruppe vorgelagert. Sie enthielt 55 Wohnungen sowie im Erdgeschoß des Mittelhauses und in einem in den Hof vorspringenden kleinen Flügel die Bahnhofsverwaltung.
Dieses Foto ist eine große Rarität und zeigt die Bauarbeiten auf der Einsteinstraße für dieses Wohngebäude, das dem Betriebshof aus städtebaulichen Gründen vorgelagert war. Dieses Bild einer alten Glas-Platten-Kamera, das unglücklicherweise auch noch einen Wasserschaden erlitt, ist natürlich nicht in Farbe, sondern von uns nachcoloriert worden.
Am 1. Dezember 1926 konnte er seiner Bestimmung übergeben werden. Die dreischiffige Wagenhalle war 105 m lang und 67 m breit und bot auf 21 Gleisen Raum für 80 neue Dreiwagenzüge. Der Bahnhof war nach modernen Gesichtspunkten als Durchgangsbahnhof erbaut; das Zufahrtsgleis führte durch die Seerieder- und Kirchenstraße von hinten in den Betriebshof, durch zwei Tor-Durchfahrten im Wohngebäude konnten die Wagen ausrücken. Die Anlage wurde nach Plänen von Beblo und Meitinger vom Hochbauamt ausgeführt und kostete 1900 000 RM.
Die soeben fertiggestellten Gebäude des Betriebshofs 2 an der Seeriederstraße wurden fotografisch begleitet. Dabei kann man auch einmal einen seltenen Blick in den Hinterhof des Gebäudekomplexes werfen.
Die Wohnhäuser mit Tor-Durchfahrten an der Einsteinstraße sind noch heute vorhanden. Auch die Figuren des „Signalwärters“ und der „Trambahnritzenreinigungsfrau“ an den Hausecken sind noch heute vorhanden und weisen auf die frühere Nutzung hin.
Die Einsteinstraße war damals eine recht schmale Straße, nicht zu vergleichen mit der heutigen Breite.
Der Gleisplan von 1927 des Betriebshof 2 an der Seeriederstraße: die Einfahrt der Trambahnwagen erfolgt durch die zwei Häusertore und auf dem östlichen Umfahrungsgleis. Um betriebstechnisch flexibel zu sein, erfolgte ein weiterer Gleisanschluss durch die namensgebende Seeriederstraße.
Wenn man einen so großen und modernen Betriebshof baut, holt man auch den Werksfotografen, damit er das Gebäude von außen und innen ablichtete. Hier kann man die Großzügigkeit gut erkennen, nachdem man ein paar Hausnummern weiter unten in der Äußeren Wienerstraße so beengt war. Die ab 1926 angeschafften E- und F-Wagen waren zudem etwas länger und somit waren hier ideale Bedingungen für die Abstellung der Fahrzeuge und eine Werkstatt.
Kombiniert mit der heutigen Bebauung der Schienenplan des Betriebshofs an der Seeriederstraße. Die Einsteinstrasse hieß damals noch Äußere Wienerstraße.
© GoogleEarth, Simulation Reinhold Kocaurek
Durch den Luftangriff am 20. 9. 1943 ging die Omnibushalle und die angrenzende Straßenbahnhalle 2 verloren. Durch einen weiteren Angriff‘ am 13. 7. 1944 wurde der Bahnhof nochmals schwer getroffen.
Nach Beendigung der Kampfhandlungen waren noch 45% der Hallenfläche überdacht. Noch im Jahre 1945 erhielt die Omnibushalle wieder ein Dach, die Hallen 2 und 3 wurden im Jahre 1948 wieder hergestellt.
Im Gleisplan kann man auch gut die Veränderungen im Gleisplan der Depoteinfahrten nach dem Krieg erkennen: nicht mehr Zugänge von allen Gleisen wurden gelegt, sondern der Betriebshof hat eine eindeutige Fahrtrichtung: ankommende Wagen werden durch die Seeriederstraße und die Kirchenstraße in den Betriebshof geführt und die Ausfahrt ist durch die Häuserdurchfahrten in die Äußere Wienerstraße, ab 1955 in die Einsteinstraße. Diese Namensänderung ist auf unserem Plan auch so vermerkt,
Obwohl im Mai 1956 die Tore an der Nordseite für Großraumwagen verbreitert wurden, waren wegen der engen Ausfahrten nur 8 Hallengleise für M-Wagen befahrbar. Der Bahnhof war auch nicht erweiterungsfähig; an drei Seiten ist er durch Straßen und an der vierten durch den Haidhauser Friedhof begrenzt. Für eine moderne Wasch- und Wartungshalle war also kein Platz vorhanden. Deshalb beschloss man, einen neuen Bahnhof 2 in Steinhausen zu bauen. Nach dem Umzug in den neuen Bahnhof wurde der alte am 21. September 1963 aufgelassen.
© FMTM e.V.
Diese Dokumentation entstand mit der Unterstützung von Peter Hübner, Klaus Onnich, Dieter Kubisch, Florian Schütz und Frederik Buchleitner sowie dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv, dem Staatsarchiv München und besonders dem Stadtarchiv München. Zusammengetragen & umgesetzt hat diese Seite Reinhold Kocaurek.