Die Schleife am Giesinger Bahnhof
Am 10. Oktober 1898 entsteht der Bahnhof Giesing an der neuen Bahnstrecke nach Deisenhofen und Kreuzstraße vom Ostbahnhof kommen. Stolz steht die Bahnhofs-Mannschaft 1900 vor der Kamera. Der Bahnhof blieb vollständig erhalten und wird noch heute als Kulturzentrum betrieben und hat sich richtig gut gehalten.
In diesem Plan von 1898 sieht man, dass das Gebiet süd-östlich von Giesing weitgehend Weideland und unbebaut war. Weiter draußen lag der Ort Stadelheim.
Stadelheim lockte damals mit einem Gasthaus am Rande des Perlacher Forstes, einer weitläufigen Forstanlage. Es stand etwa auf dem heutigen Parkplatz des Perlacher Friedhofs heute. Dieser Friedhof wurde erst 1928 bis 1931 angelegt. Allerdings entstand auch schon 1896 auf dem ehemaligen Gut Stadelheim ein erster Gefängnisbau.
Wir haben mal die zukünftige Trambahnstrecke etwas heller markiert und den Ostfriedhof sowie (zukünftige) Lage des Giesinger Bahnhofs eingezeichnet, – damals fehlt die Bahnstrecke noch. Diese Grundkarte war 1890 eine Planungsunterlage für die künftige Erschließung Giesings mit großzügigen Straßen, – umgesetzt wurde es doch nie.
Eine erste Planung erscheint im Archiv auf Plänen datiert mit Dezember 1905 und Januar 1906: eine Anbindung des Giesinger Bahnhofs durch die Deisenhofenerstraße direkt von der Silberhornstraße. In diesen ersten Jahren der elektrischen Trambahn war man sehr kreativ in Verkehrs-Varianten und weitgehenden Erschließungen der Münchner Stadtteile durch ein sehr engmaschiges Trambahnnetz: bei der Planung musste man nicht auf den Autoverkehr Rücksicht nehmen, da dieser verschwindend gering war und man Pferdefuhrwerken an Schnelligkeit deutlich überlegen war.
Die erste Trambahnanbindung des Giesinger Bahnhofs erfolgte am 1.2.1909 auf der 975m langen Strecke vom St.-Martins-Platz – Eintrachtstraße – Schlierseestraße zum Giesinger Bahnhofplatz nach einer Bauzeit vom 11.1.1909 bis 28.1.1909. Vorläufig gibt es am Giesinger Bahnhof nur ein Stumpfgleis mit Weiche zum Gleiswechsel. Daher konnte die Strecke auch anfangs nur mit Zweirichtungs-Fahrzeugen ohne Beiwagen befahren werden.
Der Betriebshof 7 kurz vor dem Bahnhof Giesing in der Schlierseestraße Nr. 43 – 45 ging am 20.8.1913 in Betrieb und bestand bis zum 27.5.1972.
Durch den Erwerb des ehemaligen Siemens Kriegsmetallwerk an der Stadelheimerstraße (später Ständlerstraße) und dessen Umbau in der Folge zur großen Trambahn-Hauptwerkstätte als Ersatz für die alte Hauptwerkstatt an der Schäftlarn wurde ein Gleisanschluß zu diesem Betriebshof nötig. am 21.3.1921 ging diese Strecke durch die Schwanseestraße zwischen Giesinger Bahnhofplatz und Chiemgaustraße und weiter durch die Aschauerstraße zur Hauptwerkstätte zuerst als eingleisige Strecke in Betrieb. Dabei erfolgte auch der Umbau der Gleisanlagen vor Giesinger Bhf.
Am 7.7.1924 wird die Strecke vom Giesinger Bahnhof zur Hauptwerkstätte nach einer Bauzeit 27.04.1924 bis 07.07.1924 zweigleisig in Betrieb genommen.
Im Jahr 1928 sind die Zubringer-Trambahnen in der Aschauerstraße angekommen und bringen die Arbeiter in die neue Hauptwerkstätte in der Stadelheimerstraße. Eine Schleife gab es an der Ständlerstr, bzw in der HW nie. Der 27er fuhr mit Solo-Zweirichtungs-Triebwagen, die in der Aschauer Straße über den Gleiswechsel wendeten. Die Personalwagen wendeten in der HW über Gleiswechsel.
Der Name Ständlerstraße wurde erst 1931 für diesen Teil vergeben, – eigentlich gab es auch bis dahin nur einen Feldweg, der zum Fahrweg mit Bahnübergang gewachsen war, wie auch das Bild gut zeigt.
Am 9.4.1936 ging dann die Strecke ab der Abzweigung Schwanseestraße / Chiemgaustraße geradeaus stadtauswärts zur ebenfalls neu gebauten Schleife Schwanseestraße an der Ständlerstraße mit Namen „Friedhof Perlacher Forst“ in Betrieb. Damit war die Schleife am Giesinger Bahnhof ungenutzt und verschwand. Seit dem ist der Giesinger Bahnhof nur noch eine einfache Trambahnhaltestelle.
Im Vergleich zu früher war der heutige Vorplatz des Giesinger Bahnhofs auch schon mal etwas grüner, wie unser Foto von Peter Hübner beweist.
Linienchronik Giesinger Bahnhof
Die Linie 7 fuhr ab dem 09.04.1936 vom Ostfriedhof weiter über den Bahnhof Giesing zum Friedhof Perlacher Forst. Der 18.10.1980 war der letzte Tag für die Linie 7 insgesamt und damit auch am Bahnhof Giesing.
Die Linie 7 mit M5-Tw 984 an der Haltestelle Giesing Bahnhof auswärts im Dezember 1968, links noch das Kino am Giesinger Bahnhofsplatz zu sehen.
Die Haltestelle Giesing Bahnhof besuchte die Linie 17 vom 11.12.2011 bis zum 10.12.2017 mit kurzen Unterbrechungen.
Ab dem 10.12.2017 bis heute ist die Linie 18 auf der Fahrt zum Giesinger Bahnhof.
Das ist kein planmäßiger Umlauf: der Friedhofsverkehr an Allerheiligen war früher bei der Münchner Trambahn ein Tag der Sonderlinien und Zusatzwagen. So kam auch mal die Linie E20 zum Friedhof Perlacher Forst.
Der M5-Tw 2502 + m5-Bw 3502 an der Endhaltestelle Schwanseestraße am 1.11.1986.
Die Linie 25 kennt den Giesinger Bahnhof vom 27.07.1995 bis 14.08.1995 und vom 23.06.1997 bis zum 25.07.1997.
Premiere ab ersten Betriebstag mit der Linie 27 ab dem 01.02.1909 bis 03.09.1939. Davon fuhr sie vom 01.07.1926 bis 01.04.1936 bis zur Ständlerstraße/HW. Ab dem 28.05.1972 bis zum 21.11.1975 und wieder vom 19.10.1980 bis zum 11.12.2011 waren weitere Gastspiele der Linie 27.
Vom 08.03.2021 bis zum 24.05.2021 und wieder vom 07.06.2021 bis zum 20.06.2021 kam auch die Baustellenlinie 38 am Giesinger Bahnhof vorbei.
U-Bahnhof Giesinger Bahnhof
Der Bahnhof Giesing im gleichnamigen Stadtteil ist ein Umsteigebahnhof zu den S-Bahn-Linien in Richtung Kreuzstraße und Deisenhofen/Holzkirchen. Seit 1854 gehört Giesing zu München, die früheste urkundliche Erwähnung als „Kyesinga“ geht aber bis ins Jahr 790 zurück. In seiner Gestaltung liegt er nahe am Normaltyp der 1980 eröffneten Bahnhöfe der U8/1, eine Besonderheit sind die Durchbrüche zum Sperrengeschoß in der Bahnsteigdecke. Der Bahnsteig ist über die gesamte Länge gerade und hat an beiden Enden sowie in der Mitte Aufgänge zum Sperrengeschoß. Große, vertikale angeordnete Wandpaneele sind in Gruppen zusammengefasst und mit abgerundeten Ecken an den Bahnsteigwänden gruppiert. Die Böden sind mit Isarkiesel-Kunststeinen ausgelegt, die Decken mit Aluminium-Lamellen verblendet. Zwei Lichtbänder ziehen sich über die ganze Länge des Bahnsteiges, die Säulen sind mit braunen Fliesen verkleidet. Über dem Bahnsteig zieht sich über die komplette Länge ein ausgedehntes Sperrengeschoß, von dem man auf den Bahnsteig hinab blicken kann. Von hier aus führen außerdem Treppen direkt auf den Bahnsteig der S-Bahn Richtung Deisenhofen/Holzkirchen und Kreuzstraße. Ein nachträglich eingebauter Aufzug führt vom U-Bahnsteig über das Sperrengeschoß direkt auf den S-Bahnsteig, ein weiterer Aufzug führt vom Sperrengeschoß an die Oberfläche. Die Wandmosaikfelder im Fußgängergeschoss des Bahnhofs wurden von Elisabeth Segieth gestaltet. Am Bahnhofsvorplatz befindet sich außerdem ein Busbahnhof. Aufgänge führen sowohl an der Ost- wie auch der Westseite der Gleisanlagen der Deutschen Bahn an die Oberfläche.
© Text/Bilder: Florian Schütz | https://www.u-bahn-muenchen.de/
S-Bahnhof Giesing
Der S-Bahnhof besitzt vier Gleise, wovon eines ohne Bahnsteig für den Güterverkehr und zwei für den S-Bahn-Verkehr genutzt werden. Das vierte Gleis mit Bahnsteig dient als Ausweichgleis und wird gelegentlich für Sonderzüge genutzt. Eine Besonderheit des Bahnhofs ist, dass die Strecke zwischen dem Ostbahnhof und der Abzweigung am Friedhof am Perlacher Forst im Linksverkehr, und nicht wie bei der Deutschen Bahn üblich im Rechtsverkehr betrieben wird. Dies geschieht, da die S-Bahnen am Ostbahnhof ihre Richtung wechseln müssen, und somit ein zeitaufwändiges Wechseln der Gleise vermieden werden kann.
© FMTM e.V.
Diese Dokumentation entstand mit der Unterstützung von Peter Hübner, Klaus Onnich, Dieter Kubisch, Florian Schütz und Frederik Buchleitner sowie dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv, dem Staatsarchiv München und besonders dem Stadtarchiv München. Zusammengetragen & umgesetzt hat diese Seite Reinhold Kocaurek.