Kochel-Bräu

Leider müssen wir an dieser Stelle Wikipedia widersprechen. Das Kochelbräu besteht schon seit 1868 am Standort Sendling in der damals noch voll ausgeschriebenen Version der Schmied-von-Kochel-Straße 9. Eröffnung war 22.November 1868. Erster Besitzer vom neuen Kochelbräu war Konrad Grimm.

Eine Maß kostete 6 Kreuzer, also ein Kreuzer hatte einen Wert von knapp 1,30 Euro, also fast 8 € / Maß, wobei man die damaligen Löhne zugrunde legen muss. Und noch ein Aspekt ist wichtig: damals gab es kein sauberes Trinkwasser, Bier und Wein waren die einzigen Getränke, die bedenkenlos als sauber konsumiert werden konnten.

Zu Weihnachten 1868 wird freundlichst ins Kochelbräu in Sendling eingeladen.

Für Sonntag, den 4.Juli 1869 war Harmonie-Musik im Kochelbräu angesagt. Der Chronist vermerkte: „Das Frühjahr aber war sehr rau und kalt, welches auch bis Juli fortdauerte„.

Anscheinend brachten auch Veranstaltungen wie diese keinen guten Gewinn für die neue Kochelbrauerei.

Am 29.März 1871 berichten die Münchner Neuesten Nachrichten“, dass schon wieder Schluss mit Konrad Grimm und seiner Kochel-Brauerei ist und das Anwesen samt Brauerei und Gastwirtschaft zum Verkauf steht. Dabei wären die Zeichen nicht schlecht gestanden, denn es wurde die Simbacher Bahnstrecke gebaut und der Thalkirchner Bahnhof wäre nicht weit weg.

Unterdem neuen Besitzer geht es dann mit der Kochelbräu in Sendling weiter. Eine Anzeige aus den „Münchner Neuesten Nachrichten“ für den 5.Juni 1871.

Die Lokalbaukommission hat ein Dokument mit dem Datum 27. Februar 1877 angelegt, in dem Erweiterungsbauten für die Brauerei und die angrenzende Gastwirtschaft beantragt und genehmigt werden. Für die Brauerei unterschrieb ein Herr Baumann.

In der Anfangszeit betrug die Produktion der Brauerei etwa 4.000 Hektoliter jährlich.

In der Zeitschrift „Der Zeitgeist : Organ für das arbeitende Volk“ in der Ausgabe vom 20.08.1877 gibt es bittere Beschwerden über die Bierqualität von Kochelbräu.

Erstaunliches rund ums Kochelbräu: der Besitzer Ernst Erich betrieb einen gewissen Namenskult und so war auf den meisten Schriftzügen seiner Brauerei auch sein Name verewigt, egal ob auf Krügen oder später auch den Eisenbahnwagen.

Ein Merkmal des abgebildeten Bierkruges ist, dass er nur für 0,3 Liter ausgelegt war.

Ein Merkmal des abgebildeten Bierkruges ist, dass er nur für 0,3 Liter ausgelegt war.
Ein Merkmal des abgebildeten Bierkruges ist, dass er nur für 0,3 Liter ausgelegt war.

Den Schmied von Kochel als Werbeträger postum nach der Schlacht von 1705 als Namensvetter zu verwenden, zeugt vom Geschäftssinn der ersten Brauereibesitzer. Die Kochelbräu firmierte unter der Adresse Schmied-Kochel-Straße 7 und 8.

Und gleich wurde auch mit Prominenten geworben, was ja heute auch noch durchaus üblich ist: „Tafelgetränk der königlichen Hoheit des Herzogs von Sachsen-Coburg und Gotha“. Prost!

Im Jahr 1885 beantrag der Pächter der Gastwirtschaft „Zum Kochelbräu“ Jakob Ullmann nicht zum letzten Mal Umbauten und Erweiterungen für den Gasthausbetrieb.

Dabei wird dokumentiert, dass die Schmied-von-Kochel-Straße nun die Schmied-Kochel-Straße wurde und neue Hausnummern bekommen hat. Eigentlich zu vernachlässigen, bei uns Historikern sind solche Hinweise Gold wert, um Akten aus den Archiven zu tauchen, die bis dahin unter anderen Hausnummern abgelegt wurden.

Große Erweiterungen der Bauereianlagen werden schon 1890 geplant. Im Mai 1890 kommen die ersten Pläne bei der Lokalbaukommission zur Vorlage.

Große Erweiterungen der Bauereianlagen werden schon 1890 geplant. Im Mai 1890 kommen die ersten Pläne bei der Lokalbaukommission zur Vorlage. Sie zeigen die Ansicht von Süden her, also im rechten Teil die Frontalansicht und links etwas verzerrt, weil im 30°-Winkel, die Fassade zur Aberlestraße. Dieses Gebäude wurde dann im Herbst 1890 auch so gebaut.

In diesem Gebäude, hier die Schnittzeichnung, sind die Lagerkeller untergebracht.

In diesem Gebäude, hier die Schnittzeichnung, sind die Lagerkeller untergebracht.

Daneben wurde die neue Mälzerei geplant, in unserer Zeichnung vom 30.Mai 1890 sehen wir die Ostfassade.

Daneben wurde die neue Mälzerei geplant, in unserer Zeichnung vom 30.Mai 1890 sehen wir die Ostfassade.

Die Fassade in Richtung Norden zur Schmied-Kochel-Straße war nicht weniger imposant.

Durch diese Massive Erweiterung der Brauereigebäude konnte bis 1897/98 die Produktion von 4.000 Hektoliter Bierausstoß auf sehr ansehnlich auf 75.000 Hektoliter gesteigert werden.

Durch diese Massive Erweiterung der Brauereigebäude konnte bis 1897/98 die Produktion von 4.000 Hektoliter Bierausstoß auf sehr ansehnlich auf 75.000 Hektoliter gesteigert werden.

Für den Betrieb einer so großen Brauerei wurde ein enormer Lieferverkehr nötig, den man damals schon ab 1890 so gut wie möglich über einen Gleisanschluss über den Südbahnhof abwickelte. Damals ist die spätere Implerstraße noch als projektierte Straße vermerkt.

Für den Betrieb einer so großen Brauerei wurde ein enormer Lieferverkehr nötig, den man damals schon ab 1890 so gut wie möglich über einen Gleisanschluss über den Südbahnhof abwickelte.
Bilder aus dem Jahr 1890: das Hofbräuhaus und der Nockherberg, die damals angesagtesten Bierhallen der Stadt München.

Bilder aus dem Jahr 1890: das Hofbräuhaus und der Nockherberg, die damals angesagtesten Bierhallen der Stadt München.

Bilder aus dem Jahr 1890: das Hofbräuhaus und der Nockherberg, die damals angesagtesten Bierhallen der Stadt München.

Wer so groß investiert, kümmert sich auch um den Absatz des Bieres. Der Inhaber von Kochelbräu Ernst Erich verstand sich schon Ende des 19.Jahrhunderts auf Marketing, wie man heute sagen würde, und so belieferte er Lokale in ganz Deutschland, der Schweiz und angrenzende Länder. In München war damals 1890 das Hofbräuhaus in der Krise, weil es zu wenig Platz bot und man überlegt, die Brauerei von hier zu verlegen, um mehr Platz für Gäste zu schaffen. Auf dem Nockherberg als Bierkonsum-Veranstaltung war alles noch recht übersichtlich und die weiteren großen Bierkeller wie der Münchner Kindl Keller oder Bavariakeller zeigten, dass sich hier noch einiges verbessern lassen musste. Da auch so weit außerhalb Münchens gelegene Gaststätten wie die im Volksgarten in Nymphenburg gut liefen und in der Lindwurmstraße gerade die Pferdebahn bis fast vor’s Haus fuhr, legte der findige Brauereibesitzer Ernst Erich 1890 Pläne für einen eigenen Bierpalast vor.

Der erste Biergarten 1890 auf dem neu geschaffenen Gelände des Volksgarten in Nymphenburg, gut mit der Dampftrambahn erreichbar.

Der erste Biergarten 1890 auf dem neu geschaffenen Gelände des Volksgarten in Nymphenburg, gut mit der Dampftrambahn erreichbar.
Diese Kochelbräu-Bierhalle wurde nie gebaut, - vielleicht sollte man ein "leider" anfügen. Anachronie der Geschichte: der Bauplatz sollte genau dort sein, wo seit 10 Jahren das "Sendlinger Loch" ist, eine Planungsruine erster Güte.

Diese Kochelbräu-Bierhalle wurde nie gebaut, – vielleicht sollte man ein „leider“ anfügen. Anachronie der Geschichte: der Bauplatz sollte genau dort sein, wo seit 10 Jahren das „Sendlinger Loch“ ist, eine Planungsruine erster Güte.

Diese Kochelbräu-Bierhalle wurde nie gebaut, - vielleicht sollte man ein "leider" anfügen. Anachronie der Geschichte: der Bauplatz sollte genau dort sein, wo seit 10 Jahren das "Sendlinger Loch" ist, eine Planungsruine erster Güte.

Um die Jahrhundertwende fiel der Hektoliterausstoß der Kochelbräu wieder auf etwa 30.000 Hektoliter. Es mussten neu Wege für die Kochelbräu nach dem ersten Höhenflug gefunden werden.

1906 wurde die Brauerei von der Klosterbrauerei AG übernommen. Der gesamte Braubetrieb fand nun auf dem Gelände des Kochelbräu statt. Bis 1918 war ein jährlicher Ausstoß von bis zu 120.000 Hektoliter zu verzeichnen. 

Das Bild von 1912 zeigt links die heutige Aberlestraße, die Brauerei und den Bahnbetrieb auf dem Gelände.

Das Bild von 1912 zeigt links die heutige Aberlestraße, die Brauerei und den Bahnbetrieb auf dem Gelände.

Die Wagen der Kochelbräu haben es auch im Spur-N-Format in die Modellbahnläden geschafft (Minitrix # 15039).

Das Bild ist mit 1905 datiert. Die Wagen wurden über eine Drehscheibe zum Brauhaus gezogen. Auf diesem Bild kann man auch ein Zugpferd sehen, das vor einem der Bierwagen steht.

Das Bild ist mit 1905 datiert. Die Wagen wurden über eine Drehscheibe zum Brauhaus gezogen. Auf diesem Bild kann man auch ein Zugpferd sehen, das vor einem der Bierwagen steht.

Kochelbräu unterhielt in der Kaufingerstraße 28 ein Lokal.
Kochelbräu unterhielt in der Kaufingerstraße 28 ein Lokal.

Kochelbräu unterhielt in der Kaufingerstraße 28 ein Lokal.

Es gab auch in Berlin und anderen Orten bis in die Schweiz Lokale mit Kochelbräu-Ausschank aus München.

Es gab auch in Berlin und anderen Orten bis in die Schweiz Lokale mit Kochelbräu-Ausschank aus München.

Der Biergarten an der Reitmorstraße mit Kochelbräu-Ausschank

Der Biergarten an der Reitmorstraße mit Kochelbräu-Ausschank

Am 2.August 1919 brannte ein großer Teil der Kochelbräu zwischen Aberle- und Implerstraße ab. Ein Brauereibetrieb an dieser Stelle war nicht mehr möglich.
Am 2.August 1919 brannte ein großer Teil der Kochelbräu zwischen Aberle- und Implerstraße ab. Ein Brauereibetrieb an dieser Stelle war nicht mehr möglich.

Am 2.August 1919 brannte ein großer Teil der Kochelbräu zwischen Aberle- und Implerstraße ab. Ein Brauereibetrieb an dieser Stelle war nicht mehr möglich.

Nach der Übernahme der Aktienmehrheit des Kochelbräu durch die Hackerbräu AG 1918 fusionierten 1920 die beiden Unternehmen. Dieser letzte Schritt war auch diesem Brand in der Brauerei geschuldet. Damit war dieser Standort geschlossen und Kochel-Bräu Geschichte.

Allerdings wurde das wertvolle Gelände natürlich weiter genutzt.

Am 2.August 1919 brannte ein großer Teil der Kochelbräu zwischen Aberle- und Implerstraße ab. Ein Brauereibetrieb an dieser Stelle war nicht mehr möglich.
Bei Luftangriffen mit Brandbomben vom 6.-7.September 1943 wurde das Gelände der ehemaligen Kochelbräu nochmals schwer beschädigt.

Bei Luftangriffen mit Brandbomben vom 6.-7.September 1943 wurde das Gelände der ehemaligen Kochelbräu nochmals schwer beschädigt.

Bei Luftangriffen mit Brandbomben vom 6.-7.September 1943 wurde das Gelände der ehemaligen Kochelbräu nochmals schwer beschädigt.
So ein komplexes und massives Gebäude verschwindet natürlich nicht. Diese Bilder aus dem Jahr 1977 zeigen den Hof der ehemaligen Brauerei und die Straßenansicht der damals noch erhaltenen Rückwand des Brauereigebäudes an der Aberlestraße.

So ein komplexes und massives Gebäude verschwindet natürlich nicht. Diese Bilder aus dem Jahr 1977 zeigen den Hof der ehemaligen Brauerei und die Straßenansicht der damals noch erhaltenen Rückwand des Brauereigebäudes an der Aberlestraße.

So ein komplexes und massives Gebäude verschwindet natürlich nicht. Diese Bilder aus dem Jahr 1977 zeigen den Hof der ehemaligen Brauerei und die Straßenansicht der damals noch erhaltenen Rückwand des Brauereigebäudes an der Aberlestraße.

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