Eine die Trambahnstrecke vom Hauptbahnhof bis zum Ostfriedhof zu verlängern, musste man erst eine Trasse finden. Die Humboldstraße gab es noch nicht und die provisorische Wittelsbacherbrücke war der 1871 nach dem Bau der Braunauer Brücke wiederverwendete Baustellen-Hilfssteg. Dass am späteren Kolumbusplatz eine Brücke war, ist dem Auer Mühlbach zu verdanken, der hier von der Bahn überquert wurde. Um die Humboldstraße bauen zu können, mussten umfangreihe Grundstücksankäufe durch die Stadt getätigt werden. Außerdem stand das alte Schulhaus frontal im Weg. Es wurde abgerissen und neu nebenan aufgebaut.
Der Giesinger Berg war weder für Fuhrwerke und schon gar nicht für schwere Triebwagen nutzbar und musste erst reguliert werden.
Da haben wir mal wieder einen seltenen alten Plan aus dem Archiv gezogen: die Brücke über den Mühlbach bei ihrer Erweiterung zur Nutzung auch als Brücke über die Straße und schon mit der Trambahn eingezeichnet. Bei dieser Zeichnung ging es um die Anbringung von Schutzbrettern zwischen der Oberleitung und der Stahlbrücke.
Die ersten Planungen dieser Strecke unter der Bahn durch und den Giesinger Berg hinauf zum Ostfriedhof begannen 1894. Damals war aber dieser auch später regulierte Berg nicht mit Pferdebahnen zu bezwingen. So wagte man zwar den Durchbruch der neuen Humboldstraße und regulierte den Giesinger Berg, allerdings endete die Pferdebahn direkt unter der Eisenbahnbrücke. Damals wartete man recht weitsichtig auf den elektrischen betrieb, um dann weiter den Berg zum Ostfriedhof zu bezwingen.
Am 1. September 1895 fuhr die erste Pferdetram bis zum Kolumbusplatz am Fuße des Giesinger Berges. Am 23. Oktober des gleichen Jahres konnte der elektrische Betrieb der Strecke vom Hauptbahnhof über den Goetheplatz zum Kolumbusplatz beginnen. Am 1.9.1896 geht die bereits elektrische Strecke vom Kolumbusplatz über den Giesinger Berg und die Tegernseer Landstraße zur St. Bonifatiusstraße und Ostfriedhof in in Betrieb.
Unser Bild und der Gleisplan sind aus dem Jahr 1905. Das Haus am Berg wurde im 2.Weltkrieg zerstört.
Blick in die Humboldstraße 1934.
Betrieb auf der Eisenbahnbrücke am Kolumbisplatz vor dem 2.Weltkrieg. Auf der in den 20er-Jahren elektrifizierten Strecke kommt gerade der Orientexpress vorbei.
Eisenbahnromantik einmal anders. Das Signalwärter-Haus oberhalb des Kolumbusplatzes noch vor der Elektrifizierung. Im Hintergrund die Schmederer-Fußgängerbrücke.
1934 wurde der Giesinger Berg verbreitert und die Schienenlage verändert und damit auch gleich die Kompletten Schienen ausgewechselt.
Das Jahr 1941 machte am Kolumbusplatz eine Regulierung des Auer Mühlbaches nötig. Das erinnert an die erste Funktion der Brücke 1871, den Auer Mühlbach zu überbrücken. Aber seit dem ist den Mühlbach viel Wasser hinunter geflossen.
Der 2.Weltkrieg ist vorbei und die Linie 17 bleibt dem Kolumbusplatz treu. Es gab sehr weitgehende Zerstörungen am Kolumbusplatz, aber die Bomben, die wohl die Bahnstrecke und ihre Brücken treffen sollten verfehlten ihr Ziel und zerstörten das Schulgebäude komplett, wie man im Hintergrund sieht. Die Brücken blieben erhalten. Wegen der geringen Höhe der Brücke wurde sie von den Amerikanischen Truppen weiß markiert und die Pfeiler schraffiert. So fuhren ab dem 6.Oktober 1947 wieder Trambahnen unter den Brücke am Kolumbusplatz.
In den 60er-Jahren wurde die damals 90 Jahre alte Stahl-Brücke durch eine Betonversion ersetzt und die Durchfahrtshöhe vergrößert. In den 70er-Jahren kam dann die große Münchner U-Bahnplanung und sowohl der Kolumbusplatz als auch die Silberhornstraße waren als U-Bahn-Höfe geplant. Die Betriebszeit für die Trambahn hier war gezählt.
Der Kolumbusplatz im Jahr 1992, wo gerade die BR140 409 über die Brücke rumpelt. So eine Ansicht ist heute nicht mehr möglich, da seit etwa einem Jahr oben auf beiden Seiten der Brücke Lärmschutzwände verlaufen.
Bild © Georg Sattler doku-des-alltags.de
Die letzte Trambahn fuhr an 28.05.1983 über den Giesinger Berg: die U-Bahnlinie U2 übernimmt ab 18. Oktober 1980 den Personentransport auf diesem Verkehrsast.
Erst ab 1993 wurden dann die Schienen am Giesinger Berg entfernt und die Straße und Fahrbahnbelag zurück gebaut (Bild: Peter Franz).