Die Lokomotivfabrik des Herrn Maffei produzierte im 19.Jahrhundert tausende Lokomotiven, die etwas umständlich vom Betriebsgelände an der Hirschau über Straßen & Brücken in Schwabing durch die Maffeistraße, die heutige Feilitzschstraße, weiter über die Leopoldstraße zum Marsfeld gebracht wurden, wo sie zusammengesetzt wurden und in Betrieb gingen. Das ging solange gut, wie noch keine Oberleitungen in München hingen. Allein schon durch den Treibraddurchmesser von 1.870 mm kam die Lok auf 4,6m eigene Höhe plus die Höhe des Tiefladers, der nochmal einen guten halben Meter dazu brachte. Daher wurde nach Lösungen für dieses Problem des Transportes. So war Maffei sehr an dem Bau einer nördlichen Güterbahnverbindung von Milbertshofen nach Schwabing interessiert.
Das Lokomobile mit einer Dampflok 1900 in der Leopoldstraße.
Dieses Industriegleis wurde 1902 angelegt, als die Eisenbahnstrecke vom Moosach zum Güterbahnhof Schwabing als Güterbahn eröffnet wurde. Der Lokomotiv-Besitzer Maffei ließ sich eine Industriebahn vom Schwabinger Bahnhof zu seinem Werk in der Hirschau durch den Englischen Garten legen.
Die Regierung von Oberbayern erteilte ihm am 9.August 1902 unter der Genehmigungs-Nummer 31203 die verkehrspolizeiliche Genehmigung der Kreuzung mit der Ungererstraße.
Der Gleisplan von 1910 zeigt die Kreuzung des Maffei-Gleises mit der Trambahn. Damit ist auch die Lage klar: die Strecke zur Maffeischen Lokomotivfabrik ging hinter der heutigen Gärtnerei vorbei in Richtung Osten. Der alte Chef der Gärtnerei erinnert sich heute noch an die verlegten Gleise, Lokomotiven auf dieser Strecke hat er nie gesehen.
Über dieses Gleis lieferte Maffei bis ca. 1930, als Maffei seine Fabrik in der Hirschau aufgab und auf das Marsfeld umzog. Dieses „Maffei-Gleis“ hatte natürlich auch eine Kreuzung auf der Ungererstraße, wurde aber ab dann nicht mehr genutzt und ging an den Grundbesitzer, die Staatliche Schlösser- & Seenverwaltung Bayern als Besitzerin des Englischen Gartens über.
Nach dem 2.Weltkrieg blieben diese Schienen der Industriebahn liegen und die Kreuzungen mit der Trambahn wurde aber, Gesetzt ist Gesetz, als Kreuzungen weiterhin abgesichert. 1947 fragte die Tivolimühle an, damals an der Stelle des heutigen Tucherparks, ob sie mit 300m Notgleisen angeschlossen werden könne und mit maximal 2 Güterzügen pro Tag die Trambahn kreuzen dürfte. Am 4. und 8. Oktober 1948 wurde der Kunstmühle Tivoli erlaubt, unter den geltenden Bedingungen und Vorschriften für Straßen- und Trambahnanlagen vom 31.Oktober 1936 kreuzende Industriegleise den Betrieb aufzunehmen.
Es ist leider nicht dokumentiert, ob dieser Verkehr zustande kam, zumindest die Anforderung, ein Posten müsse jederzeit den Bahnübergang absichern, wurde gestellt und als zu personalintensiv gewertet. Die Verwaltung der Gleise und Ansprechpartner war damals die Staatliche Schlösser- und Seenverwaltung, die von dieser Aufgabe überfordert schien.
Da sich später niemand ernstlich für die Bahnstrecke interessiert, bleibt sie offiziell in Betrieb, – ohne einen Bahnbetrieb, nach Osten und Westen gabt es keine Gleise mehr, nur noch die Kreuzung mit der Trambahnlinie 6 in der Ungererstraße bis 1964, als sie für den U-Bahn-Bau verschwand wie die ganze Linie 6. Einer der kuriosesten Kreuzungen im Münchner Trambahn-Netz.
Das alte Umspannwerk in der Hirschau. Hier machte das stangerlgerade Gleis zur Lokomotivfabrik Maffei einen Bogen in die Fabrik. Das Bild ist von 1935, als das Gleis schon nicht mehr genutzt wurde.
Persönliche Anmerkung: ich bin zu meiner Volksschule damals täglich 2x an dieser Kreuzungsstelle vorbeigekommen. Das Bild zeigt den Zustand dieser Strecke 1965, als schon die Fahrdrähte abgenommen waren und der U-Bahnbau begann. Ich habe das Maffeigleis leicht erhellt eingefügt.
Mein Chef-Archivar Klaus Onnich hat einen Traum, das darf ich an dieser Stelle verraten: ein Bild einer der 159 bayerischen S 3/6 Loks, wie sie die Ungererstraße überquert,- und am besten mit einer Trambahn im Hintergrund. Wir haben dieses Bild (noch) nicht, aber Photoshop….