Maffei Lokomotivfabrik Hirschau

Joseph Anton Ritter von Maffei (* 4. September 1790 in München; † 1. September 1870 in München) war ein deutscher Unternehmer in der Maschinenbau-Industrie. Neben Joseph von Baader (1763–1835) und Theodor von Cramer-Klett (1817–1884) gilt Maffei als einer der drei wichtigen Wegbereiter der Eisenbahn im Königreich Bayern. Außerdem war er 1836–1848 Mitglied des Bayerischen Landtags sowie ab 1863 Mitglied des Reichsrats auf Lebenszeit. 1835 gehörte Maffei zu den Gründungsaktionären der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank. Er machte sich u. a. um den Bau des berühmten Hotels Bayerischer Hof verdient. Er war 1843 erster Präsident der Handelskammer zu München. Er war Aktionär der Maxhütte. 1853 gründete er in Regensburg auf der Unteren Wöhrd die Maffei’schen Werkstätten, eine Werft und Brückenbauwerkstätte, die insbesondere für die Bayerische Ostbahn die Donaubrücke in Regensburg, die Innbrücke in Passau und eine Reihe weiterer Eisenbahnbrücken herstellten.

In der Hirschau bestand am Eisbach die bayerische Hofhammerschmiede. Das Werk wurde vom Hofhammerschmied Lindauer im Jahr 1814 errichtet. Dabei leistete der Hofgartenintendant und Gestalter des Englischen Gartens Friedrich Ludwig von Sckell (1750–1823) erbitterten, aber erfolglosen Widerstand. 1837/38 übernahm Joseph Anton von Maffei (1790– 1870) den Lindauer’schen Hammer, führte die Firma als Eisenwerk Hirschau weiter und entwickelte daraus die Lokomotiv- und Maschinenfabrik J. A. Maffei.

Das Eisenwerk Hirschau, ab 1870 die Lokomotiven- und Maschinenfabrik J.A. Maffei, kurz J.A. Maffei, war ein deutsches Unternehmen mit Sitz in München, das von 1838 bis 1930 Lokomotiven, Schiffe und Maschinen herstellte. Nach dem Konkurs des Unternehmens wurden die Geschäftstätigkeit und der Name von Krauss & Comp übernommen, woraus Krauss-Maffei entstand. Die Reste des Unternehmens firmierten noch bis 1944 als Industriewerk Hirschau AG.

Das Eisenwerk Hirschau im Jahr 1860: in den Werkshallen gab es schon hoch-mechanisiert Betriebsabläufe.

Der Ort für das Fabrikgelände wurde wegen der Triebkraft des dort verlaufenden Bachs gewählt und der Lage außerhalb des Burgfrieden Münchens, was durchaus steuerliche und organisatorische Vorteile mit sich brachte. Allerdings waren Anlieferung und der Transport der fertigen Maschinen und Lokomotiven extrem schwierig.

Der Zeichner hat sich 1840 das Eingangstor des Eisenwerks in der Hirschau als Motiv ausgesucht. Das Tor war ungefähr bei dem heutigen Biergarten „Hirschau“ situiert.

Die „Allgemeine Zeitung“ berichtet vom 14. Oktober 1841, der ersten Fahrt der 1.Lokomotive von Maffei aus dem neuen Werk an der Hirschau.

Der Münchner war die erste Lokomotive aus dem Eisenwerk Hirschau. Sie wurde 1841 in der Hirschau bei München gebaut und gehört wie der Adler zur Bauart der Patentee (1833 für Robert Stephenson patentiert). Die Lok wurde von der München-Augsburger Eisenbahn-Gesellschaft erprobt und später von den Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen angekauft. Dort wurde sie in die Gattung A I eingereiht und mit der Inventarnummer 25 versehen.

Die Maschine leistete etwa 77 kW bei einer Geschwindigkeit von 30 km/h und 170 t Gewicht des Zuges.

In den „Allgemeinen Nachrichten“ vom 7.Februar 1843 erscheint eine Anzeige von F.A. Maffei. Er bietet den vollen Umfang sein Leistungen an und bittet um Aufträge.

Die „Allgemeine Zeitung“ berichtete am 17.April 1844 über die Lokomotivfabrik Maffei. Da kann man schon eine Menge Stolz und Begeisterung spüren, die von dieser Fabrik ausging und der Fortschrittsglaube in dieser Zeit der großen Umbrüche in technischer Sicht und sozialen Bereichen spiegelt sich hier gut.

Der Artikel vom 29.Mai 1844 zeigt, dass Maffei clever sehr raffiniert damals schon Pressekampagnen mit Besichtigungen startete

Drehen zu Beginn am Beispiel der Maschinenbauanstalt Maffei“ im Jahr 1849 ist dieses Bild überschrieben. Maffei entwickelte nicht nur Lokomotivtechnik, sondern auch Fertigungstechniken für seine Patente und Umsetzungen. Diese Maschinen baute er praktischerweise gleich selber, alles aus einer Hand. Die Konkurrenz im Staat im Lokomotivbau war groß.

Am 27.September 1851 feierte Maffei ein rauschendes Fest mit seinen Mitarbeitern. Der Bericht darüber fällt entsprechend euphorisch aus.

Maffei baute Loks für viele verschiedene Bahngesellschaften. so verkaufte er auch Lokomotiven an die in Wien ansässige Nordbahn. Da es aber keine direkte Bahnverbindung von Bayern nach Österreich gab, musste die Lieferung über große Umwege nach Leipzig, Dresden und Prag gemacht werden. Bericht vom Dezember 1852.

In der Zeitungsausgabe vom 10 Juli 1852 wird das volle von Maffei angebotene Liefersortiment aufgezeigt. Neben Lokomotiven fertigte er auch noch Schiffe, Dampfmaschinen und Metallbauteile, auch für die 1853 gebaute Schrannenhalle.

1853 lieferte J.A. Maffei auch die Bauteile für die neue Schrannenhalle an der Blumenstraße, den ersten Eisenbau, der von Karl Muffat geplant wurde. Die Schrannenhalle hatte eine Länge von 430 Metern. Sie bestand aus Gusseisenträgern und einem Dach mit angesetzten Oberlichtern. Zunächst waren die Seiten offen, erst 1871 wurden sie mit Glas versehen. Die Konstruktion aus Glas- und Eisenmaterial galt als technisches Meisterwerk.

In der Ausgabe der „Allgemeinen Zeitung“ vom 1.Mai 1861 wird wieder einen Lokomotiv-Lieferung angekündigt und für Schaulustige der Lieferroute genannt. Zu dieser zeit wurden die Lokomotiven noch mit langen Pferdegespannen gezogen. Erst ab 1863 wurde ein eigens konstruiertes Lokomobile eingesetzt.

Der Bericht darüber erfolgt ein paar Tage später in der Zeitung.

Ausgabe der „Allgemeinen Zeitung“ vom 1.Juni 1864.

Ausgabe 1.Juni 1864 der „Allgemeinen Zeitung“.

Die königlich privilegierte Actiengesellschaft der bayerischen Ostbahnen – kurz auch: Bayerische Ostbahn – (B.O.B.) wurde 1856 gegründet. Sie baute in nur zwei Jahrzehnten ein umfangreiches Eisenbahnnetz in Nordost-Bayern und betrieb es. Sämtliche angeschafften Lokomotiven wurden von J. A. Maffei in München gebaut, da der Firmenchef am Grundkapital der Ostbahn maßgeblich beteiligt war.

Bereits am 26.November 1868 lieferte Maffei die 2.Lokomotive für seine eigene Ostbahn ab.

„Allgemeine Nachrichten“ vom 17.11.1859

Halle des Bahnhofs der Ostbahn 1860
Sie stand an der heutigen Arnulfstraße nördlich des Centralbahnhofs.

Am 17.Januar 1867 begibt sich der Monarch in die Niederungen seiner Untertanen und besucht die Maschinenfabrik des H. Maffei. Damals ist Bayern noch ein Königreich, erst 1871 kommt das Deutsche Reich. Daher sind auch die Währungen noch der bayerische Gulden, Fl abgekürzt für „Florin“.

Zwischen 1860 bis 1869 wurde diese Personenzuglokomotive in der Hirschau gebaut.

Ebenfalls von 1860 ist diese Lokomotive auf dem Werksgelände

Auch eher unbekannt in der Münchner Geschichte: der erste Tierpark Münchens war in der Hirschau gleich neben der Lokomotiv-Fabrik in der Hirschau: Werbung vom 12.August 1874.

Der Artikel vom 17.Oktober 1874 gibt eine gute Aufstellung der Geschichte der bisher in der Hirschau gebauten Lokomotiven.

 Der Fabrikbesitzer Maffei hatte eine eigene kleine Stadt in der Hirschau errichtet. Außerdem baute er bereits 1850 eine eigene Kranken- und Verletzten-Versorgung auf mit Betriebsärzten. Dazu gab es eine „Krankenunterstützungs- und Sterbekassenverein von Arbeitern des Eisenwerkes Hirschau von Maffei’sche Fabrik„.

Das bis heute erhaltene Ärztehaus auf dem Gelände des ehemaligen Fabrikgeländes an der Hirschau, heute ein Wohnhaus im Englischen Garten an der Gyßlingstraße.

Der Transport der Loks

Die Lokomotivfabrik des Herrn Maffei produzierte im 19.Jahrhundert tausende Lokomotiven, die etwas umständlich vom Betriebsgelände an der Hirschau über Straßen & Brücken in Schwabing durch die Maffeistraße, die heutige Feilitzschstraße, weiter über die Leopoldstraße zum Marsfeld gebracht wurden, wo sie zusammengesetzt wurden und in Betrieb gingen.

Dazu wurden lange Pferdegespanne eingesetzt, die spezielle Transportwagen zogen.

Doch ab 1863 baute sich H. Maffei eigens für diesen Zweck ein Lokomobile und testete es am 8.August 1863 gleich.

Am 14.August zog dann das Lokomobile die erste Lok an Stelle der Pferde on der Hirschau zum Centralbahnhof.

Das ging solange gut, wie noch keine Oberleitungen in München hingen. Allein schon durch den Treibraddurchmesser von 1.870 mm kam die Lok auf 4,6m eigene Höhe plus die Höhe des Tiefladers, der nochmal einen guten halben Meter dazu brachte. Daher wurde nach Lösungen für dieses Problem des Transportes. So war Maffei sehr an dem Bau einer nördlichen Güterbahnverbindung von Milbertshofen nach Schwabing interessiert.

Der Transport der Loks in der Ludwigstraße und der Akademiestraße.

In der Ausgabe vom 31.Oktober 1900 erscheint ein Artikel über die Pläne des Herrn Maffei, einen anderen Weg für die Auslieferung seiner Lokomotiven von der Fabrik in der Hirschau auf die Staatsbahngleise zu finden als über die Münchner Straßen. Dort hängen inzwischen Oberleitungen, die den Transport enorm erschweren. Dazu wählt Maffei den kürzesten Weg zu einem Gleisanschluss, das war damals der Südbahnhof. Damals lag der Bahnhof Moosach noch weiter entfernt und den Eisenbahn-Nordring gab es noch nicht. So unterstützte der umtriebige Fabrikant die Planung einer Güterbahn von Moosach über Milbertshofen nach Schwabing und weiter zu seiner Fabrik in der Hirschau.

Am 9.März 1902 berichten die „Münchner Neuesten Nachrichten“ von dieser neuen Güterbahn von Moosach bis zur Hirschau: Herr Maffei bekommt einen eigenen Schienenanschluss für seine Lokomotiv-Ablieferungen.

Baustellenbesuche sind keine Damensache: der Zeitungsartikel vom 9.Januar 1902 beschreibt die Baustelle zu diesem Zeitpunkt.

Am 11.April 1902 erscheint in den „Münchner Neuesten Nachrichten“ eine Anzeige Maffeis zur Planeinsicht seines Projekts einer Bahnstrecke durch den Englischen garten, hier die Brücke über die „Schwarze Lacke“, das ist der Bach neben der heutigen Osterwaldstraße.

Diese Strecke durch den Englischen Garten musste 3 Bäche überqueren: den Oberjägermeisterbach, den Schwabingerbach und die sogenannte „Schwarze Lacke“, für die J.A.Maffei am 2.Mai 1902 die Genehmigung zum Brückenbau durch den Magistrat bekam.

Am 15.Februar 1902 rollt eine erste Lok über die Strecke des Industriegleises durch den Englischen Garten, am 9.März erfolgte die Anbindung an die Staatsbahn.

Ab 1902 gab es ein direktes Bahnanschlussgleis durch den Englischen Garten über den Schwabinger Güterbahnhof zum Bahnhof Milbertshofen. Dabei kreuzte die Industriebahnstrecke die Trambahn in der Ungererstraße.

1921 plante Maffei eine Kleinhaus-Kolonie für Maffei-Arbeiter und bekam dafür Hypotheken-Darlehen für das Bauprojekt Osterwaldstraße – Helgolandstraße.

Die Bayerischen Geschützwerke München Krupp, aus denen später das riesige Bahnausbesserungswerk an der Lilienthalallee wurde, die Bayerische Flugzeugwerke AG, ein Vorläufer von BMW, die Bergmann Elektrizitätswerke AG, die Lokomotivfabrik J. A. Maffei, die Lederfabrik am Biederstein Hesselberger, die auch Transmissionsriemen für die anderen Firmen produzierte, und die Aktienbrauerei zum Löwenbräu gründeten gemeinsam mit dem Verein zur Verbesserung der Wohnungsverhältnisse 1918 die „Gemeinnützige Baugesellschaft Alte Haide“. Deren Ziel war es, kleine, einfache, bezahlbare Wohnungen für die Industriearbeiter zu errichten. Die Unternehmen stellten dafür etwa 9,5 Millionen Mark zur Verfügung. Ab 1919 wurde gebaut.

Bild für’s Familienalbum von 1924 vor einem neuen Eisenbahnwaggon.

Ein Wagen des Eisenwerks Hirschau als Trix Bestellnummer 33913 / Trix EXPRESS Club-Jahreswagen 2013 Spur H0.

Unser Vereinsmitglied  & passionierter Modellbauer Claus stieß bei seinen Recherchen nach Vorlagen zum Bau einer Dampftrambahn auf dieses unscheinbare Bild der Maffei-Werke in der Hirschau von 1910.

Am unteren linken Bildrand entdeckte er bei genauem Hinschauen die Münchner Dampftram-Lok VII auf dem Werkgelände. Die bei Krauss gebaute Lok arbeitete als Rangierlok bei Maffei in der Hirschau nach ihrem Dienst bei der Münchner Dampftrambahn also weiter.

Danke für diese Entdeckung!

25.April 1925 berichtet die Beilage „Ost & West“ der „Münchner neuesten Nachrichten“ über den Bau von E-Loks bei Maffei.


Am 21.Januar 1931 berichteten die „Münchner neuesten Nachrichten“ über das Ende der Firma Maffei nach ihrer jahrzehntelangen Markführerschaft.

Artikel vom 25.Februar 1932 aus den „Abendzeitung“.

Am 16.Juli 1932 kommen die Gerätschaften aus der Lokomotivfabrik unter den Hammer, bevor das Gelände bis 1935 komplett von allen Gebäuden geräumt wird.

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