Moosach

Die Schleife in Moosach


Moosach zählt zu den ältesten Orten im heutigen München. Eine Vielzahl von archäologischen Funden lässt auf eine kontinuierliche Siedlung im Bereich der Flur „Moosbichl“ westlich der Quellen des Flüsschens „Moosach“ von der Steinzeit über die Bronzezeit, die Urnenfelder-Kultur, die Hallstattzeit und die Kelten- bzw. Latènezeit, aus der in Moosach sogar Siedlungsreste entdeckt wurden, bis in die Römerzeit schließen.

Das heutige, 807 n. Chr. zum ersten Mal urkundlich erwähnte Moosach ist eine bajuwarische Gründung im 6. Jahrhundert n. Chr. Die 815 erstmals bezeugte Kirche mit ihrem romanischen Bau aus dem 12. Jahrhundert ist heute die älteste Kirche in München. Der „Alte Wirt“ geht auf eine bereits Mitte des 15. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnte Tafern zurück, womit auch er eine der ältesten Wirtschaften in München ist.

Wenn Sie vermuten, wir haben oben und unten verwechselt, – der Kartenzeichner 1809 hat die Karte auf den Kopf gezeichnet, – also haben wir sie umgedreht, damit unser „Norden muss oben sein“-Gefühl wieder stimmt.

Die Karte erhalten in der Landesbibliothek München wurde zur Steuereintreibung erstell: 45 Häuser und jedes mit einer Nummer, in anderen Karten stehen sogar die Eigentümer namentlich erwähnt. Wir haben mal den heutigen Stadtplan darübergelegt: die Grundrisse passen exakt und die Dachauerstraße war damals die unbefestigte „Chaussee nach Dachau“. 

Am 3. November 1858 eröffnete die Königlich privilegirte Actiengesellschaft der bayerischen Ostbahnen die Bahnstrecke München–Landshut, die ein Jahr später bis Regensburg verlängert wurde. Die damals noch selbstständige Gemeinde Moosach erhielt keinen Bahnhof. Am 28. September 1892 wurde die zuvor durch die Landshuter Allee geführte Trasse südlich von Moosach über den Bahnhof München-Laim östlich des Nymphenburger Parks verlegt. Die Trasse wurde zweigleisig ausgeführt und ein neuer Bahnhof in Moosach bei München 1. Dezember 1892 eingerichtet.

Die Eingemeindung Moosachs erfolgte 1913.

Josef Rathgeber war Hufschmied und kam aus Ering am Inn. 1839 erwarb er in der Marstallstraße in München eine Schmiede und fertigte schon für die 1840 eröffnete Eisenbahn München-Augsburg die ersten Eisenbahnwagen. Daher benannte er seine Firma ab 1852 Waggonfabrik Josef Rathgeber und eröffnete 1855 sein neues Werk in der Marsstraße. Dort weitete er den Eisenbahnwaggonbau stark aus. Nach ersten Aufträgen für Pferdebahnwagen für München weitete die Fa. Rathgeber den Bau von Straßenbahnen ab 1900 stark aus. Daher wurde das Werk in der Marsstraße bald zu klein und das neue, heute noch existierende Werk in Moosach neben dem Bahnhof wurde zwischen 1908 und 1911 errichtet. Rathgeber war bis zum Bau der P-Trieb- und Beiwagen am Bau von Trambahnen beteiligt. 

Die Postkarte von 1905 zeigt die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Gemeinde Moosach damals. Da wird es Zeit, dass auch mal die Trambahn vorbeikommt.

Erste Planungen einer Überlandlinie nach Moosach sind vom Februar 1908 dokumentiert. Nachdem das Gaswerk Moosach gerade groß ausgebaut wurde und man dort eine Schleife plante, gingen die Gedanken natürlich auch gleich weiter in Richtung Nord-Westen. Die Dachauerstraße nach Moosach muss man sich eher wie eine gemütliche Allee über die Felder vorstellen.

Die Dachauerstraße Blick stadteinwärts, links mündet die Hanauerstraße ein.  Hier hörte München auf, der nächste Ort war Moosach. Die Erschließung durch die Trambahn küsste diese Gegend aus dem Dornröschenschlaf.

Wie immer perfekt dokumentiert ist auch diese Strecke nach Moosach im Stadtarchiv. So haben die Bürger Moosachs schon sehr früh nach einer Trambahn gerufen. In mehreren Briefen und Petitionen haben sie ihre Wünsche geschrieben. Dieser Wunsch war nachvollziehbar, nachdem schon 1902 die Strecke zum Westfriedhof in Betrieb ging und 1906 auch schon verlängert wurde, aber eben nicht bis Moosach. Die ersten Planungen sind auch schon mit 1913 datiert, aber mit dem ersten Weltkrieg und der Hyperinflation sind viele Projekte damals mehrmals nach hinten geschoben worden. Außerdem gab es verschiedene Versionen der Streckenführungen: entweder über die Baldurstraße oder über die Dachauerstraße weiter nach Moosach. Schließlich wurden quasi beide Wege gebaut, – der Leonrodplatz wurde sowieso gerade umgebaut und die Strecke durch die Dachauerstraße was somit fix, verbunden an der Hanauerstraße mit der Gern-Linie.

Der 23.11.1930 war der Startschuss für die Strecke durch die Dachauer Straße ab Orpheusstraße durch die Bunzlauer Straße zum Bunzlauer Platz (Moosach Bhf.) Die Strecke wurde vom  4. August  – 27. September 1930  bis Breslauer Straße gebaut, im Oktober bis 21.11.1930 folgte der Rest in der Bunzlauer Straße und -Platz, insgesamt ca. 2100 m.

Gleichzeitig entstand am Moosacher Bahnhof ein Hinterstellgleis parallel zum Einfahrtsgleis vor dem Bahnhof. Diese Gleisanlage prägte unverändert diese Schleife für die nächsten fast 4 Jahrzehnte.

Der „Würmtalbote“ feierte am 30.11.1930 die neue Expresslinie nach Moosach, die nach Pasing verbunden war, also zwei „Freilandlinien“.

Im Winter 1940 wartet ein Wagen der Linie 29 auf seine Abfahrt nach Pasing.

Im Juni 1940 wurde die Wartehalle in Moosach abgelichtet.

Der Gleisplan in Moosach blieb weitgehend unverändert. 1969 begann der Umbau des vorhandenen Hinterstellgleises durch Einbau einer Weiche zu einem Überholgleis.

E-Dreiwagenzug der Linie 1 am Moosacher Bahnhof im Sommer 1950

Der Bahnhof Moosach ist 1972 S-Bahnhof geworden und wird regelmäßig mit den S-Bahn-Zügen bedient:  Generationen-Treffen des TW 885 631 mit dem nagelneuen TW 420 010 (orange)

Hier wartet am 14. Juli 1972 auf Gleis 3 der 485 022 als Personalpendel vom AW Freimann auf die Abfahrt um 16.58 als Lt 52299 nach Milbertshofen, wo es als Dstp 2899 weiter nach München Ost geht. Bis Ende 1972 versahen die beiden ET 85 Garnituren ihren Dienst als Mitarbeiter-Zubringer auf verschiedenen Strecken zum Ausbesserungswerk Freimann.

1980 wartet am Moosacher Bahnhof M3-m3-Zug 2354-3354 auf seine Abfahrtszeit, danach geht es durch die Innenstadt nach Steinhausen

Der M3-Tw 2306 + Bw 3330 der Linie 1 im Jahr 1977 am Moosacher Bahnhof vor der Abfahrt nach Steinhausen mit dem Ziel Vogelweideplatz.

Vor dem Bahnhof liegt der Bunzlauer Platz mit der Trambahnwendeschleife 1990

M3-Tw 2321 der Linie 1 + M5-Tw 2605 der L11 am Moosacher Bahnhof im Oktober 1980

Auch wenn die Bildqualität zu wünschen übrig lässt: ein kurzer Clip von der Eröffnung der beschleunigten Linie 20 vom 29.Mai 1994 mit sehenswerter Ankopplung A-Wagen an R-Wagen und Schlepp-Fahrt nach Moosach.

U-Bahnbau Bahnhof Moosach

Die U-Bahn kommt nach Moosach. Moosach ist der 100. U-Bahhof im Streckennetz der Münchner U-Bahn und der Baubeginn war der 14.9.2004. Da die Trambahnstrecke genau parallel zur geplanten Strecke verlief, wurde an der Kreuzung  Pelkoverstraße  eine provisorische Umkehrschleife eingebaut. 

Wie so eine Großbaustelle immer anfängt: ab dem 14.9.2004 wird die Strecke durch die Bunzlauer Straße zwischen Bunzlauer Platz und Dachauer Straße vorübergehend während der Bauzeit stillgelegt wegen für die U-Bahnverlängerung der U3 nach Moosach Bahnhof. Dann rücken die ersten Bagger an. Die Trambahn bekam eine Notschleife, die hier Peter Hübner fotografiert hat.

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Für die provisorische Wendeschleife an der Dauchauerstraße Kreuzung Pelkovenstraße wurden die Gleise zum Moosacher Bahnhof abgetrennt.

Auf dem Planungs-Gleisplan von 2005  ist die Lage der provisorischen Umkehrschleife gut zu erkennen.

Schleife Dachauerstr

Ein großer Teil der U-Bahnstrecke wurde in offener Bauweise erstellt. Nachdem die Schlitzwände erstellt wurden wie auf unserem Bild vom 16.6.2016, kommt der ein Deckel drauf und die Rohbauarbeiten gehen unterirdisch weiter.

Im Rohbau wurden wie auf unserem Bild vom 19.04.2007 dann erste Versorgungsgleise im Tunnel verlegt

Teilstrecken, die unter Bauwerken durchführen, wurden im Schildvortrieb erstellt.

Eine Herausforderung waren die Bauarbeiten unter der Bahnstrecke ohne Betriebsunterbrechung der Stecke.

Im Frühjahr 2010 ist dann der Rohbau fertig und die Schienen und Stromschienen schon verlegt. Die Wandelemente werden angebracht und die ersten der für diesem U-Bahnhof so markanten Lampen aufgehängt.

Der hundertste Bahnhof der Münchner U-Bahn ähnelt im Rohbau sehr seinem östlichen Nachbarn: er ist ebenso säulenlos, teilweise fällt Tageslicht durch Oberlichter, die selben Einzelleuchten sind an der Sichtbetondecke angebracht. Allerdings unterscheidet sich die Gestaltung der beiden Bahnhöfe: in Moosach werden ebenfalls Elemente der Moosacher Natur gezeigt, allerdings nicht in großer Stückzahl und kleinem Format sondern in stark vergrößerten Abbildungen, die an den weißen Wandpaneelen der Hinterglaswände angebracht sind. Der Münchner Künstler Martin Fengel kombinierte hier verschiedene Pflanzenabbildungen, die er in Übergrößen und teilweise auch auf dem Kopf stehend in bis zu 7,80 Meter Höhe abbildet. Eine Reminiszenz an die alte Gärtnerstadt Moosach Anfang des 20.Jahrhunderts. Das Bild entstand am 11.12.2010 am Eröffnungstag.

© Text & Bilder Florian Schütz | www.u-bahn-muenchen.de
& Recherche FMTM e.V.

Das Satellitenbild vom 4.8.2006 zeigt noch die alte Gleislage bzw. die als Parkplatz genutzten Schienen sowie Kiosk und Güterhalle.

In GoogleEarth von 2020 kann man gut die neue Bebauung und das verlängerte Parallelgleis sehen.

Vom 26.5.2008 bis 17.10.2008 wird das Überholgleis in Moosach / Bunzlauer Platzungebaut: das bisherige Überholgleis wird aufgelassen, stattdessen mündet das neue Überholgleis nach einer Viertel Kurve in die Schleife ein. Ab dem 1.12.2008 wird die Schleife Moosach / Bunzlauer Platz wieder in Betrieb genommen nach dem U-Bahnbau U3.

Bunzlauer Platz  im April 2009: P-TW 2021  als Linie 20 beim Wenden an der Endhaltestelle Moosach Bahnhof in der neuen Schleife.

Der Anlass war das 100-jährige Jubiläum der Eingemeindung von Moosach nach München: unsere beiden Oldtimer TW 2412 und TW 490 am 30. Juni 2013 in der Schleife Bunzlauer Platz am Bahnhof Moosach.

Update 2022: auf der Linie 20 wenden nun auch die Doppeltraktionen in der Schleife in Moosach.

Die Linienchronik der Schleife Moosach

Nach dem 2.Weltkrieg kam die Linie 1 vom 10.07.1945 bis zur Linieneinstellung am 18.10.1980 durch die Schleife in Moosach.

M3-Tw 2339 + Bw 3422 der Linie 1 am Moosacher Bahnhof am 21.11.1975

Umkehrschleife vom 06.10.1969 bis zur Linieneinstellung der Linie 11 am 18.10.1980.

M4-Tw 2605 mit Zug der Linie 11 zum Maximiliansplatz in Moosach im Juli 1980

Linie 14 wendete hier vom 03.05.1934 mit Kriegs-Unterbrechungen bis zum 09.07.1945 

D-Tw im Jahr 1938 an der Haltestelle Pelkovenstraße auf der Linie 14 einwärts zum Stiglmaierplatz.

Kurzbesuch der Linie 15 vom 19.10.1980 bis 05.10.1981 am Bahnhof Moosach.

Die Linie 20  kehrte in Moosach vom 19.10.1980 bis 07.09.2004 um bis zur U-Bahn-Baustellen-Umleitung und dann wieder vom  01.12.2008 bis heute.

Zwei M4-Tw 2432 der Linie 15 und M4-Tw 2412 der Linie 20 in Moosach im Dezember 1980

Kurzzeitgast war die Linie 21 von 26.06.2017 keinen Monat lang bis 19.07.2017

Zuerst vom 28.05.1972 bis 21.11.1975 und in der Hauptverkehrszeit vom 28.05.1989 bis 17.05.1992 drehte hier die Linie 27.

Die Linie 27 mit dem Tatzelwurm, dem P1-Tw 101 an der Endhaltestelle Moosach Bahnhof am 28.9.1972

Auch das gab es mal: die Eil-Linie 29 fuhr ohne Halt ab Hanauerstraße nach Moosach vom Eröffnungstag am  23.11.1930 bis 03.05.1934, Endziel auf der anderen Seite war Pasing.

Eröffnung der Strecke nach Moosach mit F-Tw 653 an der Hanauer Straße am 23.11.1930

Auch das noch…

Der Chronist weist noch kommentarlos der Vollständigkeit halber auf das Projekt einer Seilbahn zwischen Moosach & Dachau hin.

Nachzulesen auf Tramreport.

© FMTM e.V.

Diese Dokumentation entstand mit der Unterstützung von Peter Hübner, Klaus Onnich, Dieter Kubisch ✟, Florian Schütz und Frederik Buchleitner sowie dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv, dem Staatsarchiv München und besonders dem Stadtarchiv München. Recherchiert, zusammengetragen & umgesetzt hat diese Seite Reinhold Kocaurek.

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