Neuhausen

Die Schleife am Grünwald-Park


Dieser Ort in München ist an einem Meilenstrein der Münchner Trambahngeschichte gelegen, der ersten Dampftrambahn nach Nymphenburg war zu dieser Zeit nur eine Ausweichstelle der damaligen eingleisigen Verbindung von München nach Nymphenburg. Der Name Grünwaldpark für den Spitz zwischen der damaligen Äusseren Nymphenburgerstraße und dem Weg nach Gern wurde nach der Restauration mit Biergarten benannt. Doch als dieser Anfang des 20.Jahrhunderts verschwand, kam immer mehr der Name „Schleife Neuhausen“ für diesen Platz auf. Da auf den Zielschildern der Trambahnen lange die Ortsnamen standen wie „Schwabing“, Giesing“ aber auch „Sendling“ und „Gern“, stand für die Wagen zur Schleife hier „Neuhausen“.

Der Grünwaldpark ist benannt nach seiner Eigenschaft, – ein grüner Park im Wald. Hier stand auch die Restauration „Grünwaldpark“ mit großem Biergarten, die später sogar einen Ableger im Volksgarten beim Romanplatz hatte, als die Trambahn dort hin fuhr. Aber 1882 ist diese Überland-Trambahnstrecke noch in der groben Planungsphase: es wird die direkte Strecke der königlichen Kutschen von der Residenz zum Schloss Nymphenburg gewählt, weil auch schlicht kein anderer Verkehrsweg vorhanden ist.

Situation auf einer Planung vom 25.Oktober 1882 über die möglichen alternativen Wege einer  Erweiterung Nymphenburgerlinie vom Burgfrieden nach Nymphenburg: Neuhausen ist ein Dorf weit vor der Stadt München und über die Nymphenburgerstraße und südliche Auffahrtsallee war der Fahrweg des Hofes von der Residenz zum Schloss Nymphenburg. Eine Romanstraße gab es noch nicht, aber die Planer hatten mit Neuhausen viel Großes vor und so wurde die Planung der Trambahnstrecke auch ein Auslöser für die Städteplanung in Neuhausen und Nymphenburg, unabhängige Gemeinden weit vor den Toren der Stadt München.

Dieser Plan vom Grünwaldpark ist eine Konstruktion aus Pergamentpapier, das auf einen Karton-Untergrund geklebt wurde und uns die Situation am 20.Januar 1883 zeigt, als die Planungen der Verlängerung nach Nymphenburg vom Burgfrieden aus begannen. 

In diesen Zeiten wurden Strecken der Trambahn noch schnell geplant & umgesetzt: bereits am 9.6.1883 beginnt der Betrieb auf der Strecke Nymphenburger Straße  ab Burgfrieden (heute ca. Mailingerstraße) und Grünwaldpark als Dampftrambahn. Diese Strecke bis Nymphenburg ist eingleisig mit Ausweichgleisen a 100 m bei Dorfstraße in Neuhausen heute ungefähr Grünwaldpark. Die Bauzeit dieser Strecke ging vom 7.5.1883 bis 6.6.1883. Dabei muss man aber berücksichtigen, dass die gesamte Strecke der Nymphenburgerstraße damals als einfache „Makadam“-Fahrbahn gestaltet war, das bezeichnet eine spezielle Bauweise von Straßen, bei der drei Schichten mit jeweils unterschiedlich großen, gebrochenen und gut verdichteten Gesteinskörnungen den Straßenoberbau bilden. 

Dampftrambahnzug unterwegs auswärts nach Nymphenburg an der Kuranstalt Neuwittelsbach, der ersten Haltestelle nach dem Grünwaldpark.

Ab dem 1.11.1890 wird die Strecke der Dampftrambahn in die Blutenburgstraße verlegt und vom Rotkreuzplatz über die Winthirstraße bis Romanstraße eingleisig  mit Ausweichen, in Neuhausen gibt es eine Ausweiche in der Winthirstraße.

Grund für diese Verlegung aus der von König und Kurfürsten genutzen Nymphenburgerstraße bei ihrer Fahrt von der Residenz zum Schloss Nymphenburg war ein Unfall im Frühjahr 1890 eines Begleitfahrzeugs der königlichen Karossen mit einer Dampftrambahn. Hochwohlgeboren hatte sich dabei so erschreckt, dass die Dampfrösser von seiner Fahrroute verbannt wurden.

Kein Vorgang ohne Amtsstempel und großem Briefwechsel: Zustimmung der königl. bayerischen Staatsbahn zur Strecken-Verlegung in die Winthierstraße.

Damit wird am 1.11.1890 auch die Gleis-Strecke in der Nymphenburger Straße ab Waisenhausstraße über die Romanstraße bis Winthirstraße stillgelegt.

Ab dem 3.5.1891 gibt es auf der alten Dampftrambahn-Strecke durch die Nymphenburger Straße zwischen Maillingerstraße und Rotkreuzplatz bis zum Grünwaldpark wieder eine Pferdebahnlinie mit einer Länge von 1400 m. In der Umbauzeit vom 1.4.1891 bis 2.5.1891 wurde in die eingleisige Dampftrambahnlinie ein 2.Gleis eingebaut.

Wie im Stadtplan von 1896 zu sehen, verfügt jetzt Neuhausen nun sowohl über eine Pferdebahn-Verbindung (blau zum Grünwaldpark) und eine Dampftrambahn-Verbindung (rot nach Nymphenburg).

Allgemeine Zeitung: Ausgabe vom 2.April 1896

In der Ausgabe der Allgemeine Zeitung 14.03.1900 wird bei den Berichten aus dem Stadtrat erstmalig die neue Strecke vom Grünwaldpark weiter zum Westfriedhof erwähnt. 

Ab dem 17.7.1900 gab es auf der Strecke in der Nymphenburger Straße von der Innenstadt bis Grünwaldpark elektrischen Betrieb auf der Trambahnstrecke.

Allgemeine Zeitung Ausgabe vom 5.11.1900 über die Testfahrt vom Grünwaldpark zum Westfriedhof.

Vier Monate nach der Elektrifizierung wird am 8.11.1900 die 1506 m lange Strecke vom Grünwaldpark – Waisenhausstraße – Dantestraße bis Westfriedhof / Aussegnungshalle in Betrieb genommen.

Die erste Schleife am Westfriedhof liegt noch recht großzügig ausgelegt neben dem soeben neu geschaffenen Westfriedhof.

Da der nahegelegene Rotkreuzplatz nur ein einfaches Durchfahrtgleis hat, wird es betriebstechnisch notwendig, am 13.11.1901 die erste Schleife am Grünwaldpark um das Stationsgebäude herum zu bauen und in Betrieb zu nehmen, der erste Weg des Grünwaldparks zum Verkehrsknotenpunkt.

Stationshaus Grünwaldpark

Das markante Stationshaus am Grünwaldpark ist weit über 100 Jahre alt und hat erstaunlicherweise überlebt. Im Jahr 1907 wurde das Wartehäuschen in der Mitte der Anlage vom Architekten Richard Schachner erbaut, der unter anderem in München auch das Schwabinger Krankenhaus und die Großmarkthalle plante sowie das Klinikum Thalkirchnerstraße und die Frauenklinik.

Im Juni 1940 wendet gerade ein Triebwagen um das Stationshaus herum.

Das Stationshaus überlebte den Krieg und diente am 1.Dezember 1950 als Plakatwand.

Aus dem 12 Teiligen Schriftenteil, “Münchner städtische Baukunst aus den letzten Jahrzehnten II. Öffentliche Gesundheitsanlagen’’ Brausebäder und Bedürfnisanstalten, Lieferung 5, bei Callwey erschienen. Danke an die Sammlung von Richard.

Unser Gleisplanarchiv zeigt im Plan von 1920 schon eine Erweiterung der Gleisanlagen am Grünwaldpark um ein Hinterstellgleis in die Ruffinistraße.

Linie 4 im Jahr 1960 unterwegs mit einem  E-Tw 615 + e-Bw in der Nymphenburger Straße kurz nach der Haltestelle Grünwaldpark/Neuhausen.

Das Stationshaus Neuhausen/Grünwaldpark mit einem D/e-Zug der Linie 4 im Jahr 1960

Dieser Gleisplan ist wie immer mit etwas Vorsicht zu genießen: die Stadtwerke verwendeten für ihre Gleisplan-Udates immer alte Pläne meiste weit vor dem Krieg gezeichnet und ergänzten sie nur, radierten drin rum und verwendeten später TippEx.

Dieser auf 1965 datierte Gleisplan zeigt nun die neue Schleife am Grünwaldpark. Gleichzeitig wurde das Hinterstellgleis in der Ruffinistraße aufgelassen und abgehängt, das hier noch eingezeichnet ist. Auch die alte kurze Schleife um das Stationshaus hat nicht gleichzeitig bestanden, sondern wurde von der großzügigeren Schleife durch den Grünwaldpark ersetzt. Past & present in einem Plan.

Für uns ist das wieder mal eine gute Gelegenheit, die heutige Lage mit der von damals in einer Animation zu verknüpfen: 1965 meets 2020

1965 wird die Abzweigung von der Nymphenburger Straße zur Waisenhausstraße umgebaut: die Gleise vom Rotkreuzplatz in die Waisenhausstraße wandern von der Ostseite auf Westseite des Stationshaus.

Der M5-Tw 2534 auf der Linie 4 spitzt aus der neuen Wendeschleife Neuhausen am 10.9.1972

Am 22.9.1979 wird die Strecke vom Grünwaldpark – Waisenhausstraße – Dantestraße Baldurstraße bis Orpheusstraße stillgelegt wegen des Bau U 1 Bhf. Rotkreuzplatz. Der Betrieb durch die Waisenhausstraße für die Linie 4 wurde am 19.10.1980 wieder aufgenommen.

M5-Tw 2509 + m5-Bw 3517 in der Waisenhausstraße auf der Linie 4 einwärts kurz vor der Schleife Neuhausen im Januar 1979 vor den Bauarbeiten.

Am 29.5.1983 ist dann endgültig Schluß für die Strecke Grünwaldpark – Waisenhausstraße –  Dantestraße – Baldurstraße bis Orpheusstraße wegen der Inbetriebnahme der U 1 Innsbrucker Ring – Rotkreuzplatz. Die Weiche 270 geht außer Betrieb, Weiche 272 wird blockiert. 

Grund für die Fotografen nochmal den M5-Tw 2514 + m5-Bw 3521 an der Haltestelle Neuhausen auswärts auf der Linie 4 im April 1983 zu fotografieren

M4-Tw 2424 mit m4-Bw 3415 an der Haltestelle Neuhausen als Linie 4 einwärts im April 1983

Ab dem Dezember 1993 wird die Schleife Grünwaldpark (Neuhausen) wegen der Arge U-Bahn Baulos Gern zurückgebaut wegen der Kanalverlegung und dem Zielschacht für den U-Bahnbau Richtung Westfriedhof. Dabei werden auch die Gleisstücke in der Waisenhausstraße entfernt.

Vom 18.9.1997 – Dezember 1997 wird der Umbau der Schleife Grünwaldpark (Neuhausen) bis Jahresende beendet, es fehlt noch die komplette Fertigstellung der Oberleitung. Ab dem 24.5.1998 erfolgt auf der Schleife Grünwaldpark (Neuhausen) die Wiederinbetriebnahme der Schleife, die bis heute so befahren wird.

Linienchronik für den Grünwaldpark | Schleife Neuhausen

Linie I (Linienfarbe: Weiß) war ab dem 03.05.1891 und später als Linie 1 bis in die Kriegszeit bis 25.07.1944 am Grünwaldpark präsent.

Ein Wagen der Linie 1 biegt in die Nymphenburgstraße ein auf seinem Weg zum Grünwaldpark.

Linie IV (Linienfarbe: Gelb-Rot) war erstmalig am 16.03.1902 am Grünwaldpark zusehen bis zum Krieg am 21.07.1944. Danach gings weiter vom 23.09.1946 bis ihrer Einstellung am 28.05.1983 mit Baustellenunterbrechungen.

Linie 4 mit dem M5-Tw 2503 wendet in Neuhausen am 10.9.1972

Mit der Linie X (Dampftrambahn) begann der Verkehr am Grünwaldpark am 09.06.1883. Der endete am 01.11.1890. Als Linie ,Linie X (Linienfarbe: Weiß) gab es dann bereits elektrisch ab 08.11.1900 von Neuhausen zum Westfriedhof Pendelbetrieb, ab 12.10.1906 als Linie 10 mit dem letzter Betriebstag 15.10.1906.​

Start für die Fahrt einwärts mit der Dampftrambahn über den Grünwaldpark war der Volksgarten in Nymphenburg.

Starttag 25.07.1909 gilt für die Linie 11 vom Ostbahnhof nach Neuhausen bis zum 03.08.1914 und später nochmal vom 02.12.1919 bis zum 01.11.1924. Ab dem 10.03.1924 war die Linie 11 dann  bis zum  03.11.1935 hier in Neuhausen.

Die Linie 11 kommt gerade vom Grünwaldpark und fährt am 7.6.1935 mit E-Tw + e-Bw am Rotkreuzplatz einwärts ein

Spät, dafür aber hartnäckig: ab dem 19.10.1980 bis heute fährt die Linie 12 am Grünwaldpark vorbei oder wendet bei Baustellen sogar hier.

Da sieht man nicht gerne: ein T2 Wagen der Linie 12 verfehlt die Kurve in die Grünwaldpark-Schleife am 29.Oktober 2019.

Nur kurz hatte die Linie 14 vom 01.11.1906 bis zum 24.07.1909 ein Stelldichein hier am Grünwaldpark. Bonustrack dann vom 24.10.1955 bis zum 22.04.1956 für die Linie 14. Zur gleichen Zeit auch als Verstärker die Linie E14 zur Hauptverkehrszeit.

Ein seltener Fang: der D-Tw 497 auf der Linie 14 in der Waisenhausstraße einwärts am 29.10.1955 kurz vor dem Grünwaldpark.

Die Linie 21 gastierte ab dem 02.11.1922 bis zum  21.09.1944 und nach dem Krieg vom 18.10.1948 bis zum 28.05.1983 vom Ostbahnhof kommend in Neuhausen.

M4-Tw 918 + m4-Bw 1745 auf der Linie 12 in Neuhausen einwärts am 23.7.1961

Wer hätte das gedacht: die Linie 22 fuhr hier für ein gutes halbes Jahr vom 01.12.1924 bis zum 01.06.1925 vorbei.

Rangierender Zug der Linie 22 an der Trappentreu-/ Landsbergerstraße am 18.02.1935

Vorkriegsverkehr am Grünwaldpark mit der Linie 24 vom 04.11.1935 bis zum 31.03.1940.

Rangierender D-Tw in der Hinterstellanlage Orpheusstraße

Noch so ein Kurzzeitgast für die Hauptverkehrszeit und Samstage und Sonntage: die Linie 30 vom 06.03.1967 bis zum 20.04.1968 in Neuhausen.

E-Tw 613 im Betriebshof Steinhausen  startklar für die Fahrt zum Grünwaldpark am 4.6.1967

Der direkte Weg nach vom Grünwaldpark zum Namensvetter nach Grünwald war die Linie 35 vom 12.08.1910 bis zum 14.10.1913

Ein Typ A-Wagen abfahrbereit in Grünwald zur Fahrt zum Grünwaldpark.

Und was bleibt…

Auf alle Fälle das wohl schönste Stationshaus der Münchner Trambahn, das erhalten blieb.

© FMTM e.V.

Diese Dokumentation entstand mit der Unterstützung von Peter Hübner, Klaus Onnich, Dieter Kubisch ✟, Florian Schütz und Frederik Buchleitner sowie dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv, dem Staatsarchiv München und besonders dem Stadtarchiv München. Recherchiert, zusammengetragen & umgesetzt hat diese Seite Reinhold Kocaurek.

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