Ostbahn

Die Ostbahn in Bayern


Die Bayerische Ostbahn wurde parallel zur Bayerischen Staatsbahn quasi als Privatbahn 1854 gegründet und 1876 verstaatlicht. Für uns Trambahn-Historiker ist sie deshalb interessant, weil mit Ostbahnhof neben dem Centralbahnhof, Bahnhof München-Ost und anderen Details oft Verwirrung entsteht. BOB stand für Bayerische Ostbahn, heute für Bayerischen Oberland Bahn.

Zur Verbesserung ihrer eigenen geschäftlichen Lage und der Errichtung einer Eisenbahn-Erschließung des bayerischen Ostraums engagierten sich 1856 neben Privatleuten, Kaufleuten, Fabrikbesitzern und Brauern aus diesem Landesbereich auch Fürst Maximilian Karl von Thurn und Taxis aus Regensburg, vier Kreditinstitute aus diesem Raum und die Fabrikanten Theodor von Cramer-Klett, Nürnberg, und Josef Anton von Maffei, München. Sie stellten ein Startkapital von 60 Millionen Gulden für den Bahnbau in Ostbayern und die erforderlichen Fahrzeuge zur Verfügung. Noch im gleichen Jahr gründeten sie die Königlich privilegierte Actiengesellschaft der bayerischen Ostbahnen. König Maximilian II von Bayern genehmigte am 12. April 1856 die Gründung der Gesellschaft und erteilte ihr die beantragte Konzession zum Baue und Betriebe der Eisenbahnen von Nürnberg über Amberg nach Regensburg, von München über Landshut an die Donau, von Regensburg über Straubing und Passau an die Landesgrenze, von der Amberg-Regensburger Linie bei Schwandorf an die Landesgrenze bei Furth gegen Pilsen. Direktor der Gesellschaft wurde der bekannte Eisenbahnfachmann Paul Camille von Denis (1795–1872), der nicht nur die erste deutsche Eisenbahnstrecke von Nürnberg nach Fürth, sondern auch in anderen deutschen Ländern erste Bahnstrecken erbaut hatte. Ihm gelang es, innerhalb von nur fünf Jahren die in der Konzession genannten Strecken betriebsfertig zu bauen und dabei um 17 Millionen Gulden unter den mit 60 Millionen Gulden veranschlagten Kosten zu bleiben. Mitverantwortlich für die erfolgreiche Durchführung dieses Bahnprojekts war Heinrich von Hügel (1828–1899), welchem als „Direktions-Architekten“ die Bauplanung und -Aufsicht oblag.

Die von der Bayerischen Ostbahn bis zum 10. Mai 1875 eröffneten Bahnstrecken

Auf der ersten Strecke von der Landeshauptstadt München über Freising zur niederbayerischen Hauptstadt Landshut (71 km) begann der Personen- und Güterverkehr am 3. bzw. am 15. November 1858. In München hatte die Ostbahn einen eigenen Bahnhof an der Stelle des heutigen Starnberger Flügelbahnhofs.

In der Architektur-Zeitung dieser Jahre wurden die Skizzen des ersten 1859 erbauten Ostbahnhofs neben dem Hauptbahnhof in München veröffentlicht.
© Sammlung Gert v. Rosen

Die Halle des Ostbahnhofs neben dem Hauptbahnhof hatte durchaus große Dimensionen schon alleine wegen des Dampfbetriebs, der zum besseren Abzug der Abgase die Höhe brauchte.
© Sammlung Gert v. Rosen

Die Dampfloks der Reihe D I , vom Mitbegründer- & -eigentümer der Ostbahn H. Maffei gebaut, versahen Verschubdienst bei der Ostbahn auf kleinen und mittleren Bahnhöfen, so z. B. in Schwandorf, Straubing oder Neumarkt i. d. Oberpfalz. 
© Sammlung Gert v. Rosen

Kleinviehtransportwagen der BOB, der Bayerischen Ostbahn aus dem Jahr 1871.
© Sammlung Gert v. Rosen

Infolge des Gründerkrachs von 1873 verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage der Ostbahn, sodass 1874 eine Inanspruchnahme der staatlichen Zinsgarantie drohte. Daraufhin beschloss der bayerische Staat eine Übernahme der Privatbahn. Mit Gesetz vom 15. April 1875 erwarb er die Ostbahn am 10. Mai 1875 und führte sie am 1. Januar 1876 mit den Bayerischen Staatsbahnen zusammen. Die Bayerische Ostbahn verfügte zu diesem Zeitpunkt bereits über ein Bahnnetz von 905 Kilometern Länge. Sie hatte ein Grundkapital von 80 Millionen Gulden. Zur Finanzierung der Übernahme begab der bayerische Staat Obligationen im Betrag von umgerechnet 167 Millionen Mark. Ferner übernahm er von der Gesellschaft deren Prioritätsobligationen im Gegenwert von rd. 40 Millionen Mark. Die Aktionäre erhielten für eine Aktie im Nennwert von 200 Gulden diese vierprozentige bayerische Staatsobligation im Nennwert von 400 Mark. © Sammlung Gert v. Rosen

Ein Steintransportwagen der BOB aus dem Jahr 1871 © Sammlung Gert v. Rosen

1857/58 beschaffte die Ostbahn bei Maffei die Schnellzugloks A 1 bis A12 der Bauart Crampton mit der Achsfolge 2A (zwei im Hauptrahmen gelagerte Laufachsen und eine hintere Treibachse). Sie hatten einen Außenrahmen mit außenliegenden Triebwerk und Steuerung. © Sammlung Gert v. Rosen

Ein geschlossener Güterwagen der Bayerischen Ostbahn BOB.
© Sammlung Gert v. Rosen

Noch ein Blick in den Wagenpark der Personenwagen der Bayerischen Ostbahn: die Wagen für die erste und die 2. Klasse.
© Sammlung Gert v. Rosen

In der Anfangszeit fuhr man noch keine reinen Güterzüge, sondern hängte die Güterwagen an die Personenzüge. Für diese gemischten Züge und späteren reinen Personenzüge wurden über viele Jahre insgesamt 85 Lokomotiven der Klasse B mit der Achsfolge 1B angeschafft. © Sammlung Gert v. Rosen

Herzlichen Dank an Gert v. Rosen aus unserem Verein, dem absoluten Spezialisten der Bayerischen Bahnen Ende des 19.Jahrhunderts, in dessen Archiv wir etwas wühlen durften. Weitere Artikel zum Thema gibt es im Länderbahn-Forum zum Thema Tiertransportwagen der BOB und Torf- & Kohletransportwagen der BOB. Gert hat auch alle Wagen akribisch in Messing in H0 nachgebaut, – unbedingt sehenswert!

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