Stachus: PINI-Haus (Imperialhaus)

Das Haus wurde von dem Pasinger Architekten Joseph von Schmaedel als Massivbau in Mauerwerk mit Holzbalkendecken entworfen und 1877 fertiggestellt. Bereits 1885 wurde es zum Waren- und Kontorhaus Hertie. 1907 wurde es erstmals saniert und die Holzbalkendecken durch Decken aus Stahlbeton ersetzt, Stahlstützen wurden mit Beton ummantelt und ein Flachdach anstelle des bisherigen Satteldachs aufgesetzt.

Seinen ursprünglichen Namen Imperial-Haus erhielt das Gebäude nach dem Café Imperial, das dort bewirtschaftet wurde. Später wurde es in Pini-Haus umbenannt, nachdem das Optikergeschäft Pini Optik dort eingezogen war. Es gab im Haus seit Anfang des 20. Jahrhunderts ein Kino, das Imperial-Kino genannt wurde. Während des Zweiten Weltkriegs war es Münchens größtes Soldatenkino und hatte 24 Stunden am Tag geöffnet. Aufgrund der vielen Leuchtreklamen sagte man, dass das Haus Times Square feeling nach München bringe.

Nach dem Krieg nutzte die Nachrichtenagentur Associated Press zeitweise die Räume im sechsten Obergeschoss. Nach einem Brand wurde das Gebäude um die Jahrtausendwende aufwändig restauriert. Seitdem ist das Anna Hotel in dem Haus untergebracht. Betreiber des Hotels ist die Familie Geisel, der auch der nahe gelegene Hotel Königshof gehört.

Das Imperial-Kino

Seit dem Umbau 1907 bis zum Kriegsende 1945 beherbergt das Imperialhaus das Imperial-Kino (Edison-Theater) Hausnummer Schützenstraße 1a mit 440 Plätzen, 380 davon Sitzplätze. Eintrittspreise: 0,50-1,70 M im Jahr1917, Spieltage waren täglich  und der Programmwechsel war immer Samstag.

In München wurde Schützenstr. 1a ein vornehmes Kinematographen-Theater ,,Imperial-Theater“ begründet. Das neue Theater ist das schönste der in München in der letzten Zeit so beliebt gewordenen Kinematographen-Theater. Das Innere ist geschmackvoll und solide ausgestattet. Etwa 450 Sitzplatze befinden sich in dem leicht aufsteigenden Saal. Das Theater, das der Süddeutschen Kinenatographengesellschaft gehört und von Direktor Hermann Pingel geleitet wird, bring jeden Samstag ein neues Programm. Die reichhaltigen Programms finden beim Publikum grossen Anklang und Anerkennung, so dass das Theater einen sehr guten Ruf geniesst und stets gut besetzt ist. 

Aus: Der Kinematograph 41/1907

Ein wirklich hochinteressantes Programm hat Herr Direktor Pingel im Imperial-Theater an der Schützenstrasse in dieser Woche in Szene gesetzt, weshalb der Besuch des Unternehmens, das mit seinen Vorstellungen nachmittags 2 Uhr beginnt, ein ausserordentlich starker ist« denn dort suchen viele Personen die Stunden angenehm zu verbringen. So ist besonders interessant und lehrreich für unsere Jugend eine Naturaufnahme „Ein Fischfang in Sizilien“, dem eine besonders gelungene, humoristische Aufnahme „Der fidele Künstler“, das reichen Beifall findet, folgt. Dann kommt zum Vortrag ein Duett aus dem Metropoltheater in Berlin „Willst du mein Cousinchen sein“, das die Besucher in Spannung hält. Staunenswert ist eine zweite Naturaufnahme „Hagertbecks Tierpark“, dann ein äusserst humoristisches Bild „Das Juckpulver44, das ebenso wie Idas Bild „Auguste ist wütend“ die Lachmuskeln besonders bewegt. Eine ernste dramatische Szene zaubert uns das Bild „Die beiden Waisen“ vor Augen und endlich die grosse „Arie aus Rigoletto“, gesungen von Kammersänger Werner-Alberti. 

Aus: Der Kinematograph 1/1907

Der Direktion ist es gelungen, an jeden Sonnabend nachmittag zwischen 2 bis 4 Uhr Militär-Extra-Vorstellungen einzurichten und zwar für die hiesigen Regimenter; es erscheinen zu jeder Vorstellung ca. 450 Mann mit ihren Führern und Vorgesetzten, Es werden nur Bilder militärischen Charakters vorgeführt« z. B. Schlacht bei Casablanca. Berliner Parade am 2. September 1907, Swinemünder Kaiserbegegnung. Flottenmanöver, Leichenparade Sr. kgl. Hoheit des Grossherzogs von Baden etc. 

Aus: Der Kinematograph 48/1907

Am 30.April 1945 marschieren die Amerikaner ein und richten  vor dem Imperial-Haus einen Panzern-Posten ein. Links im Bild Reste der schmalspurigen Schuttbahn durch die Schützenstraße.

Das war dann auch das Aus für das Imperial-Kino. Traurig, dass diese Bilder die einzigen bekannten Bilder von diesem Kino sind.

Juni 1945: das Pini-Haus ist ausgebrannt und ein amerikanischer Panzer überwacht die Lage

Dabei scheint das Imperial-Haus insgesamt noch Glück gehabt zu haben, denn die Bayerstraße ist bis zum Hauptbahnhof fast komplett zerstört.

Foto Optik Pini

Bereits in den 50er-Jahren zog Foto Optik PINI wieder in dieses Gebäude und wer drin war, erinnert sich noch an die engen Treppen zur Optikabteilung in den 1.Stock und hinunter in den Keller, die Rechnungen, die der Verkäufer auf seinem Durchschlag-Block handschriftlich erstellte und mit der man dann zur Dame im halbrunden Holz-Erker an der Kasse gehen musste, die abheftete und kassierte. Ich habe dort 2 Objektive für meine Exacta gekauft, das 135mm und das 50mm Tessar-Objektiv, – so war das damals.

Das Bild rechts ist ein Ausschnitt aus einem Werbefilm, den PINI 1958 anfertigen ließ und von dem noch 35mm-Fragmente erhalten sind. Die technischen Foto- & Filmkataloge waren damals die Bibel für die technische Entwicklung auf dem Sektor der analogen Welt. Die Kataloge wie auch der Ausschnitt unten aus dem 1960/1961er-Katalog sind inzwischen begehrte Objekte im antiquarischen Handel.

Ende der 90er-Jahre schloss dann PINI mit dem Ende der analogen Welt und verschwand und was bleibt ist der Internethandel. 

Einen schönen Ausblick bietet das PINI-Haus auch: Der Regisseur Schamoni drehte einen Film auf dem Dach des PINI-Hauses und so kann man auch mal die Konstruktion des Dachaufbaus genauer studieren….

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