Die Triebwagen vom Typ F
Der weitere Ausbau des Münchner Trambahnnetzes zu Ende der zwanziger Jahre erforderte erneut eine Ergänzung des Fuhrparks. Im großen und ganzen war man mit den zuvor gelieferten E-Wagen zufrieden, daher wurde deren Baukonzept – geräumige Fahrzeuge mit großen, geschlossenen Plattformen und Maximumdrehgestellen – mit den von der Firma Hawa gelieferten Triebwagen 627 – 666 der Serie F 2.10 fortgesetzt. Zuvor hatte man bei den Firmen Autokasten und MAN noch einen Prototyp F 1.9 mit der Wagennummer 626 beschafft.
Nachdem die Städtischen Straßenbahnen sich mit der dunkelgrau-dunkelblauen Farbgestaltung der E-Wagen keine Freunde in der Bevölkerung gemacht hatten, fanden diese – erstmals seit 1908 – wieder weißblau lackierten Züge überall freuderfüllte Betrachter und manche fuhren eigens aus ihren Stadtvierteln zur Linie 1, auf der diese Prachtexemplare der Münchner Straßenbahn zuerst verkehrten. Auch die eingebauten Quersitze mit je zwei gegenüberliegenden Bänken, die dazwischen angebrachten Ablagetischchen, die grünen Sonnenschutzvorhänge und die bei den Eingängen liegenden kurzen Längsbänke fanden große Zustimmung. Die Einteilung der Seitenfenster war gegenüber der Serie E ebenfalls anders. Die F-Wagen waren die letzten bis zum Krieg gelieferten Münchner Trambahnwagen.
Ein F Wagen auf der Linie 17 an der Einfahrt zur Paul-Heise-Unterführung Südrampe.
Vierachsiger Maximumwagen
- Typ: F 1.9
- Betriebsnummer: 626
- Stückzahl: 1
- Hersteller Aufbau: Autokasten München
- Hersteller Fahrgestell: MAN Nürnberg
- Baujahr: 1929
Der 1929 von der sonst beim Trambahnbau nicht in Erscheinung getretenen Firma Autokasten gebaute F 1.9 Triebwagen Nr. 626 war wegen seines besonderen Fahrgestells ein Einzelgänger. Die Drehgestelle des Typs 9 waren MAN-Pressblechdrehgestelle mit Rollenachslagern und erstmalig mit einer Magnetschienenbremse ausgestattet. Der Triebwagen wurde in den 50er Jahre analog den anderen F-Triebwagen modernisiert und erhielt 1958 dann ein Typ 8-Fahrgestell eines ausgemusterten E-Triebwagens, wodurch er zum F 1.8-Triebwagen wurde.
Vierachsiger Maximumwagen
- Typ: F 1.8
- Betriebsnummer: 626
- Stückzahl: 1
- Hersteller Aufbau: Autokasten München
- Hersteller Fahrgestell: MAN Nürnberg
- Baujahr: 1929
- Umbau: 1958 in F 1.8
Der 1958 zum F 1.8 umgebaute F 1.9-Triebwagen 626 wurde erst 1971 ausgemustert und erlebte daher als Einzelgänger fast noch das Ende des Maximumwageneinsatzes.
Der Triebwagen 628 Typ F mit zwei Beiwagen im Münchner Schnee im Winter 1930. Noch Monate am 15.November 1929 vorher war er in Bau und das wurde von den Stadtwerken bei einem Fabrikbesuch dokumentiert. Solche Dokumente kann man nach langer Suche finden und auf einer Seite wie unserer hier wunderbar wieder verknüpfen, damit die Geschichte auch vollumfassend erzählt werden kann.
Vierachsiger Maximumwagen
- Typ: F 2.10
- Betriebsnummer: 627-666
- Stückzahl: 40
- Hersteller: HAWA Hannover
- Baujahr: 1929/1930
1929/1930 wurde die Serie von 40 F 2.10-Triebwagen beschafft. Es waren bis zur Beschaffung der M-Wagen (von den sehr einfachen KSW abgesehen) die modernsten Münchner Triebwagen mit sehr ähnlichen Fahrgestellen, wie bei den E-Triebwagen. Allerdings wurden alle F 2.10 bei HAWA in Hannover gebaut. Nachdem sie wieder weißblau lackiert waren, wurden sie von den Münchnern freudig angenommen.
Dem Krieg fielen allerdings zwischen 1943 und 1944 schon 17 Wagen zum Opfer. Auf zehn brauchbaren Rahmen und 20 Fahrgestellen wurden 1945/1946 die zehn K 2.10- Triebwagen bei Rathgeber neu aufgebaut.
1947/1948 wurden die Wagen 630, 632 und 636 bei Westwaggon mit den für München damals neuen Lenkdreiachsfahrgestellen ausgestattet. Der Wagen 632 wurde zuerst ohne Motoren als Beiwagen L 1.61 Nr. 747 genutzt, aber schon 1948 wieder in einen Triebwagen zurück gebaut. Die Wagen 630 und 636 wurden sofort in Triebwagen L 1.61 Nr. 748 und 749 umgebaut. Nach erfolgreichem Einsatz und der daraufhin getätigten Bestellung der ersten M 1.62-Prototypen wurden die drei L 1.61-Triebwagen dann 1953 wieder in die ursprünglichen F 2-10 Maximumtriebwagen zurück gebaut.
Der Triebwagen 636 wurde 1953 wieder in den ursprünglichen F 2.10-Maximumtriebwagen zurückgebaut.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden 17 F-Wagen zerstört; zum Teil wurden auf deren Untergestellen neue Aufbauten aufgesetzt, diese Fahrzeuge wurden als Typ K 2.10 bezeichnet.Nach dem Krieg wurden die erhalten gebliebenen 24 F-Wagen zum Einrichtungsbetrieb umgebaut und erhielten in den fünfziger Jahren notwendige Sicherheitseinrichtungen wie Schienenbremsen und Fenster mit Sicherheitsverglasung sowie Einheitsfahrerstände mit neuen verstellbaren Fahrersitzen. Leider ersetzte man auch die Quersitze durch Längsbänke. Die F-Triebwagen verkehrten als Zwei- und Dreiwagenzüge mit zweiachsigen Beiwagen der Serien c, e, f, g, h, k und l.
Nach Auslieferung der Großraumzüge des Typs M wurden die F-Wagen nur noch auf Neben- und Verstärkungslinien eingesetzt. Der reguläre Linieneinsatz der Type F endete mit der Aufnahme des Verbundbetriebes am 28. Mai 1972.
Der Triebwagen 642 präsentiert sich in diesem Erhaltungszustand. Seinen letzten großen Auftritt hatte er mit den dazu gehörigen Beiwagen 1351 (Typ f 1.54) und 1401 (Typ f 2.54) am 23. Oktober 1976 anlässlich des Fahrzeugkorsos zur Hundertjahrfeier der Münchner Trambahn.
Danach wurde er noch vereinzelt bei Filmaufnahmen eingesetzt (z.B. „Die Sehnsucht der Veronika Voss“ von R.W. Fassbinder). Rekonstruktionszustand: 1972.
© 1982 Rialto Film
Technische Daten Typ F Wagen
- Gesamtlänge: 10,60 m;
- Breite: 2,10 m;
- Höhe: 3,29 m;
- Radstand: 3,00 m;
- Gewicht: 15,0 t;
- Antrieb: Zwei Motoren á 40 kW (Typen SL 50m der Bergmann Elektrizitätswerke, Berlin);
- 28 Sitzplätze, 46 Stehplätze
TW 642 ist heute im Deutschen Museum im Verkehrszentrum auf der Theresienhöhe zu sehen.