Ausstellungen auf dem alten Messegelände Theresienhöhe
Die Vorgeschichte
Wie überall auf der Welt waren Ausstellungen immer ein Blick in andere Bereiche wie Kunst, Kultur, Technik und Gewerbe. Münchens Aufstieg zum internationalen Messeplatz setzte um die Mitte des 19. Jahrhunderts ein. Den Auftakt bildete die Allgemeine deutsche Industrie-Ausstellung 1854. Eigens für diese Schau hatte man den Glaspalast errichtet. Für die Kühlung der großen Halle sorgten drei Springbrunnen.
Internationale Elektrizitäts-Ausstellung vom 16. September bis 15. Oktober 1882: Im Glaspalast kann das geneigte Publikum anlässlich der Internationalen Elektrizitätsausstellung lauter technische Sensationen bestaunen: Dynamos, Akkumulatoren, Telephone, elektrische Lampen usw.
Auch eine Eisenbahnen wurde gezeigt sowie Telegraphie-Einrichtungen.
Die Organisator der ersten Internationale Elektrizitäts-Ausstellung vom 16. September bis 15. Oktober 1882 in Deutschland war Oskar von Miller, der spätere Gründer des Deutschen Museums. Im Rahmen der Internationalen Elektrizitätsausstellung wurden mehrfach Anlagen zur elektrischen Energieübertragung gezeigt, wobei auch stets ein auf dem Ausstellungsgelände befindlicher Wasserfall gehörte, der durch die Gleichstromfernübertragung Miesbach–München angetrieben wurde. Dies war eine 57 km lange Telegrafenleitung, die den elektrischen Strom, der von einer dampfbetriebenen 1,5 PS Dynamomaschine erzeugt wurde, von Miesbach nach München transportierte. Damals war es noch Gleichstrom, der übertragen wurde und die Pumpe für den 2,5 m hohen Wasserfall mit Strom versorgte. Der Wirkungsgrad betrug nur 25 %.
Zu dieser Zeit gab es in München noch keine elektrische Versorgung, da die Straßenlaternen mit Gas betrieben wurden und ein Gasgarantievertrag es im Burgfrieden Münchens verbot, Strom zu produzieren und Geräte damit zu betreiben. Manche umliegenden Gemeinden wie Neuhausen und Schwabing bauten eigene Elektrizitätswerke. Dieser Vertrag verzögerte die Elektrifizierung der Münchner Haushalte und Industrie deutlich. Manche Firmen wie Maffei bauten eigene Kraftwerke auf eigenem Gelände, die von dem Vertrag nicht berührt waren und die Bayerische Staatsbahn beleuchtete bereits den Bahnhofsplatz elektrisch mit einer Bogenlampe, gespeist von einem Dampfkraftwerk im Inneren des Bahnhofs.
Die Halle für die Stromerzeugung mittels Dynamomaschinen auf dieser Ausstellung 1882.
Im Glaspalast fanden regelmäßig große Kunstausstellungen statt, die wir hier mal der Ordnung halber nennen. Allerdings war der Glaspalast räumlich begrenzt und für viele kommende Ausstellungstypen wenig geeignet. So musste man andere Lösungen finden. Die verschiedenen Weltausstellungen waren dann das Vorbild dafür, für größer ausgelegte Ausstellungen mit einer Laufzeit von mehreren Monaten extra Gebäude zu errichten, die nur aus Holz und Leinwand gezimmert waren, aber hübsch verziert mit Farbe und Gips schon was hermachten. Dazu suchte man Orte für diese zeitlich begrenzten Ausstellungen. Für die Kunstgewerbeschau 1888 gab es schon einen Vorschlag aus 1887, die Theresienwiese/Höhe zu nutzen. Dennoch wurde dieser Vorschlag verworfen und eine andere Lösung gefunden.
Allmählich setzte sich die Idee durch, ständige Bauten für alle künftigen Ausstellungen zu schaffen. Das Gelände der Kohleninsel, auf dem die Kraft- & Arbeitsmaschinenausstellung stattfand, wurde 1903 als Bauplatz für das Deutsche Museum erkoren.
Ein Bild aus dem Eröffnungsjahr 1908 des Messeparks oberhalb der Bavaria. Heute ist hier das Verkehrszentrum des Deutschen Museums, – fast unverändert.
Zunächst hieß der Bavariapark „Theresienhain“. Er wurde zwischen 1825 und 1831 auf Veranlassung durch König Ludwig I. vor den Stadttoren Münchens durch den Hofgärtner Seitz als hainartige Parkanlage mit Eichen bepflanzt und bildete den gestalterischen und ideellen Rahmen für die Ruhmeshalle, die nach Entwürfen von Leo von Klenze bis 1853 über der Theresienwiese gebaut wurde. Als 1850 die Bavaria-Statue eingeweiht wurde, erhielt der „Theresienhain“ seinen heutigen Namen.
Zum 750-jährigen Stadtjubiläum wurde im Mai 1908 auf dem neu gebauten Messegelände auf der Theresienhöhe unter dem Titel „München 1908“ eine „Kunsthandwerks-, Industrie-, Gewerbe- und Handels-Ausstellung“ eröffnete. Dank einer modernen Öffentlichkeitsarbeit fand sie das Interesse von rund drei Millionen Besuchern.
Aufbau, Grundriss und Ansicht der Hauptrestauration an der Ganghoferstraße.
Aus: „München und seine Bauten“ vom Bayerischer Architekten- und Ingenieursverein 1912
1909 wurde ein Vergnügungspark als Sommernutzung eröffnet, der 1934 wieder geschlossen wurde.
- 1922 wurde hier die Deutsche Gewerbeschau München durchgeführt.
- 1925 Deutsche Verkehrsausstellung und
- 1953 fanden große deutsche Verkehrsausstellungen auf dem Gelände statt,
- 1965 die erste Weltausstellung des Verkehrs.
Klar, dass man die vielen Besucher am besten mit einer Trambahn dorthin befördern sollte. Seit 1908 gibt es daher schon eine gute Trambahn-Anbindung des Messegeländes.
Kleines Vereinsdetail am Rande: am 10 Juli 2016 fuhren wir mit unserer Pferdetram genau an diesem Platz vor dem jetzigen Verkehrszentrum des Deutschen Museum unsere Runden, um einen Vortag unseres Archiv-Chefs Klaus Onnich zur Pferdetram im Saal des Verkehrszentrum zu unterstützen.
Die Erschließung des 1908 eröffneten Ausstellungsgeländes war zwar unverzichtbar, aber über die Strecken & Schleifen dazu wurde viel diskutiert: es gab die Version einer Schleife an der Ganghoferstraße und einer an der Bavaria, die man auch für den Oktoberfestverkehr und das Bundesschießen auf der Theresienwiese nutzen könnte.
Es gab sogar durchkalkulierte Planungen, diese beiden Schleifen miteinander zu verbinden, was aber aus Kostengründen verworfen wurden. Nicht vernachlässigen darf man, dass soeben die MTAG in die städtische Trambahn übergegangen war und es Unsicherheiten gab.
Unsere Streckenkarte von 1920 zeigt ein enges Trambahnnetz rund um das Messegelände: vor der Bavaria besteht eine Trambahnschleife und die erste Messeschleife entsteht am 16.5.1908 in der Ganghoferstraße Ecke Ridlerstraße als Neubau mit Hinterstellgleis.
Am 23.3.1920 beginnt der Betrieb der Linie 22 durch die Gangoferstraße und daher muss die Schleife an der Ganghoferstraße / Ridlerstraße umgebaut werden mit Durchfahrtsgleisen wie in dem Gleisplan eingezeichnet.
Diese Schleife besteht dann noch bis zum 4.5.1964 und wird dann aufgelassen wegen der Umgestaltung der Straße und der Inbetriebnahme der neuen größeren Schleifenanlage zur 1. Weltausstellung des Verkehrs im Jahr 1965.
Blick aus dem Ballon mit Fotoapparat auf das Messegelände und die Theresienwiese davor: Teile der Theresienwiese sind Schrebergärten noch aus der Zeit des 1.Weltkriegs, deutlich die Trambahnschleife vor der Bavaria zu erkennen und oben kann man die Schleife an der Ridlerstraße / Ganghoferstraße erahnen.
Zur Ausstellung München 1908 wurde auch Künstlertheater gebaut von Heilmann & Littmann, dem angesagten Architekten und Baufirma dieser Zeit. Es wurde im Krieg zerstört.
Sonderlinien Deutsche Gewerbeschau
13.05.1922
Die Deutsche Gewerbeschau eröffnet in München und brachte für die Straßenbahn eine Verkehrserweiterung. Die Linie 3 fuhr bis 31. Oktober vom Feilitzschplatz bzw. Nordfriedhof über den Stachus – Prielmayerstraße – Arnulfstraße – Unterfahrt – Martin Greif Straße – Theresienhöhe zur Ganghofer-Schleife. Außerdem wurden Sonderlinien mit Buchstabenkennung von 12°° bis 21°° eingesetzt.
- A Ostbahnhof oder Talschleife – Ausstellung
- D Sendlingertorplatz – Bavariaschleife
- E Schwabing – Ausstellung
Ein Wagen Linie A von der Talschleife zum Messegelände führt im Jahr 1922 durch das Karlstor auf den Stachus.
Lageplan der Deutschen Gewerbeschau 1922 mit der Trambahnstrecke und Ganghoferschleife mit Hinterstellgleisen.
Deutsche Verkehrsausstellung München 1925
Vom Mai bis Oktober 1925 fand auf der Theresienhöhe die deutsche Verkehrsausstellung statt. Das war eine Bewährungsprobe für die Münchner Trambahn. Der Mathias-Pschorr-Ring, heute im Ostteil teilweise die Heimeranstraße, ist deutlich als Allee mit der Trambahnstrecke zu erkennen, die von der damaligen Strecke durch die Kazmairstraße, die am Messeplatz westlich führt, abzweigt.
Ein attraktiver Bestandteil des Vergnügungsparks und der Ausstellung insgesamt war die Liliputbahn. Auf etwa 1300 m Gleis mit 381 mm Spurweite (15 Zoll) fuhren zwei Züge mit offenen Personenwagen. Dafür konstruierte und baute die Münchner Lokomotivbaufirma Krauss & Co. drei Liliput-Lokomotiven.
Das Bild zeigt den künstlich errichteten Tunnel für die Liliputbahn am westlichen Rand des Vergnügungsparks. Bei Rundfahrten mit der Liliputbahn konnten bis zu 80 Personen mit einem Zug befördert werden.
Die über 8 t schweren Loks erregten bei ihrer Premiere auf der Verkehrsausstellung sowohl bei den Besuchern als auch beim Fachpublikum großes Aufsehen. Sie waren im Maßstab 1:3,33 optisch den neuen Einheits-Schnellzugloks der Baureihe 01 nachempfunden und nach vergleichbaren technischen Richtlinien konstruiert sowie mit selbsttätiger Scharfenberg-Kupplung ausgestattet.
Die drei Liliputloks wurden im darauffolgenden Jahr 1926 bei der Ausstellung GeSoLei in Düsseldorf eingesetzt und danach an einen Leipziger Unternehmer verkauft. Alle drei Exemplare existieren nach wechselvoller Geschichte heute noch und sind bei den Parkeisenbahnen in Dresden und Leipzig regelmäßig im Einsatz.
In der Halle 1 gab es eine große Modelleisenbahnanlage.
Auf der Deutschen Verkehrsausstellung 1925 gab es eine eigene Ausstellungshalle VIII für Strassenbahnen.
Noch ein Schmankerl für uns Trambahn-Historiker: Der neue Probe-Posttriebwagen Nummer 1 wird vorgestellt: da der Vertragsumfang auch passende Post-Transportwagen und Postkarren-Transport-Hebewagen umfasste, ist in diesem Werbebild von der Verkehrsausstellung auch alles zu sehen. Vorangegangen waren lange Verhandlungen um die Ausstattung dieser Posttrambahn-Wagen für München. Die Technik war klar und baugleich mit den parallel bestellten E-Typ-Wagen, aber MAN bastelte viel mit den Einschüben für die ebenfalls neu passgenau konstruierten Post-Behälterwagen und die ebenfalls dazu bestellten Hubfahrzeuge, denn in der Residenzpost war kein Entladen an einer Rampe möglich. Weiter gab es erhebliche Lieferprobleme und die rechtzeitige Fertigstellung war lange Zeit ungewiss. Es dauerte dann noch etwas zeit, bis die restlichen Posttrambahn-Trieb- und Beiwagen geliefert wurden und der Posttrambahnbetrieb mit diesen neuen Wagenmaterial begann, der die alten umgebauten Z-Posttrambahnen ablöste.
In den fünf Monaten der Ausstellung wurden 2 831 963 Besucher gezählt, davon das Maximum am 8. August mit 65 149 Personen. Die Gesamtbilanz der Ausstellung lag bei 4 133 748,44 RM, es wurde ein Überschuss von 370 540,11 RM erwirtschaftet.
Verkehrsausstellung 1953
Die legendäre Linie 22 in der Ganghoferstraße mit dem K1-Tw 688 an der Haltestelle Messe West im Jahr 1953
Auf der Verkehrsausstellung 1953 wurden die legendären neuen Dieseltriebwagen und die neue deutsche Diesellokomotive V200 vorgestellt. Dampfloks spielten nun keine Rolle mehr.
Stolz präsentierten die Münchner Verkehrsbetriebe auf dieser Messe auch den neuen M 2 Triebzug. Und standesgemäß wurde auch der Messe-Zubringerverkehr überwiegend mit den neuen Großraumwagen M 1 auf der Linie V betrieben.
Die internationale Verkehrsausstellung 1965
25. Juni bis 03. Oktober 1965
Die Schleife an der Ganghoferstraße / Ridlerstraße wird 1965 zur 1, Weltausstellung des Verkehrs in München nach größeren Umbauten mit der Inbetriebnahme der neuen Messeschleife / Heimeranschleife ersetzt. Es erfolgt der Einbau eines Doppelgleisdreiecks als Zufahrt. In dem Wendeschleifenbereich mit Überholgleis werden Hinterstellgleise in Betrieb genommen.
Die UFA-Wochenschau gibt uns einen kurzen Überblick über den Stand der Verkehrstechnik 1965