Viktualienmarkt

Der Viktualienmarkt findet seit 1807 täglich, außer an Sonn- und Feiertagen, statt. Damals sah er noch ziemlich anders aus: er teilweise bebaut und zwei Türme der ehemaligen Stadtbefestigung bildeten das Zentrum. Dazwischen ging die sogenannte „Roßschwemme“ durch.

Links der Fischerturm, rechts der Scheibling (ein Geschützturm in der Zwingermauer des mittelalterlichen Münchens)

Der Viktualienmarkt am heutigen Ort entstand aus der Verlegung des alten Münchner Stadtmarktes am Schrannenplatz, dem heutigen Marienplatz, der als Handelsort für Getreide und andere Agrarerzeugnisse zu klein geworden war. Daher verfügte König Max I. Joseph am 2. Mai 1807, einen Teil des Marktes in das Gebiet zwischen Heilig-Geist-Kirche und Frauenstraße zu verlegen und trug dem Magistrat auf, die von der Stadt erworbenen Benefizhäuser von Heiliggeist abzubrechen. 

Ein großer Bauabschnitt für die Erweiterung des Viktualienmarkt war 1860 der Bau der Schranne auf dem Gelände der abgerissenen Stadtmauer und der Wassergraben für den Getreide-Markt, der bisher äußerst beengt auf dem Schrannenplatz, dem heutigen Marienplatz stattfand.

Für den Bau der Trambahn über den Viktualienmarkt wurde dann 1882 der Fischerturm und der Scheibling rechts im Bild abgerissen. 

Seit dem 03.10.1882 kommt die Linie V (Linienfarbe: Grün) vom Mariahilf-Platz durch die Reichenbachstraße bis zur Frauenstraße am Viktualienmarkt. Nach einer Bauzeit vom 26. bis 31.10.1896 der zweigleisige Strecke über den Viktualienmarkt weiter zum Marienplatz wird am 08.11.1896 diese Strecke für die Pferdetrambahn eröffnet.

Der TW 19, ein 5-fenstriger Union-Wagen Typ Z 1.22 Baujahr 1895 kommt im Jahr 1900 durch die Reichenbachstraße auf dem Viktualienmarkt an. Die Strecke ist seit dem 24.11.1897 elektrisch betrieben.

A-Tw 159 , ein A 2.2 Triebwagen Baujahr um die Jahrhundertwende  1908 am Viktualienmarkt auswärts auf der Linie 5 zur Freibadstraße. Erst ab dem 13.08.1908 wurde die Strecke zum Candidplatz verlängert.

Linie 15 mit dem A-Tw 188 an der Endhaltestelle Heilig-Geist-Kirche im Jahr 1911. Er fährt von hier zur Humboldtstraße.

Der Viktualienmarkt 1910: das schmucke Haus neben dem Rathausturm war das Standesamt und wurde im Krieg zerstört und nicht mehr aufgebaut. Vor der Heilig Geist Kirche steht gerade ein A-Wagen.  

Am 9.März 1928 fährt ein Wagen der Linie 5 quer über den Viktualienmarkt zum Candidplatz.

Vom Juli bis August 1934 wurden auf der Strecke Im Tal zwischen Marienplatz und Maderbräustraße durch das Alte Rathaus eine Gleiserneuerung des nördliches Gleis im Bereich altes Rathaus bedingt durch den Umbau der Durchfahrt durchgeführt und ebenso wie die Erneuerung südlichen Gleises zwischen Burgstraße und Maderbräustraße.

Der Fotograf hat am 9.April 1934 ein letztes Bild der alten Torbögen unter dem alten Rathaus geschossen. Auch ein letztes Mal zu sehen die zweigleisige Abzweigung vom Marienplatz zum Viktualienmarkt.

Ein Jahr später am 7.Mai 1935 sind die Tore durch das alte Rathaus erweitert worden und die Abzweigung zum Viktualienmarkt ist verschwunden. 

1934/35 wurde die heutige Durchfahrt in Formen des gotischen Baustils über das ganze Erdgeschoss hin ausgedehnt, was die Erdgeschoßzone endgültig zerstörte. Bild vom 29.11.1934.

Zuvor wurde am 16.9.1926 die Schleife Heilig Geist Kirche / Viktualienmarkt nach einer Bauzeit 23. Juli – 14. Aug. 1926 um die Bankmetzgerhalle eröffnet. Erst 1951 werden die verbleibenden Gleisrest vor der Kirche entfernt.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Platz bei Luftangriffen schwer beschädigt. Man überlegte, den Markt ganz aufzugeben und auf diesem wertvollen Grund in bester Lage Hochhäuser zu errichten, doch die Stadtverwaltung erweckte den Viktualienmarkt unter erheblichem finanziellem Aufwand wieder zu neuem Leben.

Kaum zu glauben heute, dass hier man eine Trambahn fuhr: Szenen aus den 50er-Jahren von der Schleife an der Heilig-Geist-Kirche. Aber wahr ist, dass der TW 673, ein waschechter G-Wagen, heute noch im MVG-Museum steht, unser Pufferwagen TW 2973 

Der geschmückte A-Tw 278 auf der Linie 5 am Viktualienmarkt am 7.1.1955 feiert die letzte Stangerl-Fahrt bei der Münchner Trambahn.

E-Tw 579 am Viktualienmarkt hat natürlich schon einen neuen Scherenstromabnehmer, als er am 6.6.1960 ein letztes Mal vor der Einstellung dieser Trambahnlinie über den Viktualienmarkt fährt. 

Ab und zu bei der Archivarbeit stolpert man über Dinge, die sich nicht verändern: das Bild von 1895 zeigt die „Nordsee-Fischhalle“

Dieses Bild ist aus dem Jahr 1967, ein Jahr nachdem die Trambahn verschwunden ist: Die „Nordsee“ steht bis heute hier.

Linienchronik Viktualienmarkt

Diese Treue ist selten bei Trambahnlinien: vom 24.11.1897 bis ihrer Einstellung am 06.06.1960 fuhr die Linie 5 immer mit Kriegsunterbrechungen über den Viktualienmarkt, was ihr auch den Spitznamen „Kolrabi-Express“ einbrachte.

Ab dem 19.10.1908 mit ein paar kurzen Jahren Unterbrechungen bis Kriegsende fuhr die Linie 15 auch über den Viktualienmarkt.

F-Tw 642 mit Beiwagen auf der Linie 15 an der Endhaltestelle Viktualienmarkt am 30.5.1945 mit ausgebrannter Heilig Geist Kirche und zwischen Ruinen.

© FMTM e.V.

Diese Dokumentation entstand mit der Unterstützung von Peter Hübner, Klaus Onnich, Dieter Kubisch ✟, Florian Schütz und Frederik Buchleitner sowie dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv, dem Staatsarchiv München und besonders dem Stadtarchiv München. Recherchiert, zusammengetragen & umgesetzt hat diese Seite Reinhold Kocaurek.

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