Wartehalle Pilgersheimerstraße

Das ist so ein Standort, der in den Akten der Ämter München ziemlich umfassend und ausführlich dokumentiert ist, da muss man etwas Lesezeit einplanen.

Ein Z-Wagen der Linie 5 an der Kreuzung Pilgersheimerstraße und Humboldtstraße auf dem Weg zur Freibadstraße im Jahr 1905. Damals gab es an dieser Kreuzung noch kein Wartehäuserl oder Stationshaus, aber man plante schon was.

Ende Mai 1901 plante das Stadtbauamt eine wuchtige Toilettenanlage an der Ecke Humboldtstraße und Pilgersheimerstraße. Damals stand hier noch die große städtische Schule und somit war es problemlos, auf dem städtischen Grund an der Straßenkreuzung und Kreuzung der Trambahn einen Bauplatz auszuweisen.

Wie es aber immer so mit Planungen ist, die handkolorierten Zeichnungen bestechen durch ihre Schönheit, aber die bedenkenträger erscheinen und wollen zum einen eine genaue Analyse, ob hier überhaupt Bedarf für so eine Toilettenanlage ist und dann wird es den Stadträten zu teuer. So geschehen mit diesem schönen Gebäude: ab in die Schublade, – und in dieser Schublade wühlen wir nun heute wieder. 

Am 27.November 1905 kommen neue Pläne für eine Bedürfnisanstalt auf die Tische der Planer und Entscheidungsträger: eine etwas abgespeckte Version einer Toilettenanlage an der Ecke Humboldt- und Pilgersheimerstraße. Auch diese Pläne verschwinden wieder in der Schublade, weil der Stadtrat eher eine Kombination aus Stationshaus und Toilettenanlage favoritisiert.

Am 3.September 1908 wird dann ein Warteraum mit Toiletten an der Kreuzung Pilgersheimer-/Humboldtsraße in gefordert.

Dieser Plan der Trambahngesellschaft vom 15.Dezember 1908 zeigt eine recht bescheidene Aufteilung eines einfachen Hauses in Warteraum und Stationsmeisterei.

Die Pläne vom April 1909 kommen dann sehr gut an: ein Toilettengebäude mit Trambahn-Betriebsräumen, Im Keller Abstellräume für das Gartenbauamt und ein Warteraum. 

Die Anlage wurde erstaunlich großzügig gestaltet. Das Gebäude stand auf städtischem Grund der Schule am Kolumbusplatz.

Auch damals gab es schon so etwas wie Essemble-Schutz: das Gebäude sollte auf alle Fälle auch gut zum dahinter liegenden Schulgebäude passen, bekamen die Planer in die Ausschreibung diktiert. 

Auf der Hausnummer Pilgersheimer Straße 5 wurde 1910 an der Pilgersheimerstraße Ecke Humboldtstraße das von den Stadt-Architekten Schwiening und Schachner erbaute Stationshaus mit Toilettenanlage gebaut. Es stand auf dem Grund der Schule. 

Diese Kreuzung war eine wichtige Kreuzung der Ost-West-Strecke Hauptbahnhof – Giesing ab 11.12.1906 mit der Linie 17 und der Nord-Süd-Strecke vom Viktualienmarkt (Reichenbachstraße) Linie V (Linienfarbe: Grün) (später Linie 5) ab 09.01.1883 zur Freibadstraße und ab 13.08.1908 zum Candidplatz .

So geht Personalpolitik 1910: zur Eröffnung der neuen Bedürfnisanstalt wird eine Toilettenfrau von der Thalkirchnerstraße abgeordnet. Der Beruf hieß damals „Wärterin“ .

Für alle LeserInnen, die gerne von der „guten alten Zeit“ schwärmen: ein kleiner Einblick in die Arbeitsbedingungen dieser Tage, das ist nichts für Sozialromantiker.

Im Juni 1940 entstand dieses Bild aus unserem Archiv von dem Stationshaus an der Pilgersheimer-/Humboldtstraße.

Bei einem Luftangriff wurde das Stationshaus 1944 zerstört und brannte aus ebenso wie das dahinter liegende Schulgebäude der Humboldtschule. Das Bild stammt vom 26.4.1944.

Im Jahr 1950 wurde es ähnlich, aber vereinfacht neu gebaut und in Betrieb genommen.

Die Wartehalle an der  Pilgersheimer-/Humboldtstraße am 9. September 1959

Keine Trambahn, kein Stationshaus: die gleiche Ecke im gleichen Blickwinkel 2021.

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