Der Westfriedhof wurde 1902 angelegt & eröffnet.
Damals bewiesen die Stadtväter großen Weitblick, als sie große Friedhofsanlagen weit vor der Stadt anlegten wie den Ostfriedhof, den Nordfriedhof und eben auch den Westfriedhof. Auf der Luftansicht sieht man gerade mal eine Zufahrtsstraße. Im Hintergrund kann man die Allee der Dachauerstraße in das nächstliegende Dorf Moosach sehen.
Die Friedhofsbesucher brauchten eine Trambahn, um diese Friedhöfe zu erreichen. Die Zulassungszahlen der Personenkraftwagen hatte gerade erst die 100 Überschritten. Die erste Endschleife der Trambahn in Verlängerung aus Neuhausen kommend bestand links in der Baldurstraße, wurde aber schnell zu klein und eine größere Wendeschleife mit Abstellanlage musste gebaut werden.
Der Gleisplan des Westfriedhofs nach dem Krieg: ein Abstellgleis ist bereits stillgelegt. Herzstück der Anlage ist die Abstellanlage und die Wendeschleife, die praktisch die ganze Orpheusstraße zwischen der östlichen Friedhofsmauer und der Kleingärten belegt.
Vorher
Nachher
1929 wurde die Wendeschleife in der Baldurstraße für den wachsenden Trambahnverkehr zu klein. Die Verkehrsbetriebe hatten gerade 40 neue Trambahnwagen vom Typ F und 60 Beiwagen Typ f bei der HAWA in Hannover bestellt und so gab es den großen Umbau im Bereich des Westfriedhofs und der Orpheusstraße mit zwei neuen Verbindungen bis zur Dachauerstraße. Es wurden großzügige Abstellanlagen errichtet und eine Wendeschleife am Ende der Orpheusstraße sowie wurde eine Wendemöglichleit über die Baldur-/Dachauer-/Orpheusstraße geschaffen.
Die Dachauerstraße Blick stadteinwärts, links mündet die Hanauerstraße ein. Hier hörte München auf, der nächste Ort war Moosach. Die Erschließung durch die Trambahn küsste diese Gegend aus dem Dornröschenschlaf.
Nach den Bauarbeiten wurde die neue Trambahn-Anlage als größte Abstellanlage außerhalb eines Depots fertiggestellt.
Die Anlage umfasste 5 Abstellgleise und ein Durchfahrtgleis sowie die neue Schleife, jahrelang Heimat der Linie 4.
Eine zeitgenössische Postkarte von der Borstei zeigt die Trambahn in der Dachauerstraße.
Von hier aus bestand nun eine zweigleisige Verbindung durch die Baldurstraße zur Orpheusstraße oder direkt zurück zum Rotkreuzplatz.
Nach dem Krieg verlor diese Anlage ihre Bedeutung und wurde verkleinert.
Die Verbindung durch die Baldurstraße von der Dachauerstraße zum Westfriedhof wurde nur noch eingleisig betrieben.
Linienchronik der Schleife Westfriedhof
Die Linie 1 kam hier am Westfriedhof auf dem Weg nach Moosach nach dem Krieg vom 10.7.1945 bis 18.10.1980 vorbei.
Unangefochtener Platzhirsch auf dieser Anlage war die Linie 4 von Betriebseröffnung 16.10.1906 bis zur Einstellung 28.5.1983.
Die Linie 15 befuhr die Gleisanlagen am Westfriedhof nur von Moosach kommend vom 9.10.1980 bis 6.6.1985.
Vom 23.5.1993 bis 10.6.2003 kam die Linie 21 hier vorbei .
Die Linie E27 konnte man nur ein paar Monate vom 27.5.1974 bis 4.10.1974 hier sichten und nur in der Hauptverkehrszeit.
Für die Olympischen Spiele 1972 in München war der Westfriedhof die Wendeschleife für die Olympia-Linie Z.
Nach dem U-Bahnbau des U-Bahnhofs Westfriedhof und der Verlängerung der U1 zum Olympia-Einkaufszentrum wurde eine abgespeckte Gleisversion im Bereich der Orpheusstraße eingerichtet.
Am 2.September 1997 fotografierte Peter Hübner am Westfriedhof die Bauarbeiten an den neuen Gleisanlagen. Wenig später begann hier wieder der regelmäßige Trambahnverkehr.
U-Bahnhof Westfriedhof
Der Bahnhof Westfriedhof liegt an der Grenze der Stadtteile Neuhausen-Nymphenburg und Moosach. Er war von 1998 bis 2003 nördlicher Endbahnhof der Linie U1. Geplant wurde er vom Architekturbüro Auer+Weber und dem städtischen U-Bahn-Referat, das Lichtkonzept stammt von Ingo Maurer und seinem Team. Er wurde zwischen September 1993 – Juli 1996 im Rohbau errichtet.
Der Bahnhof Westfriedhof ist wegen seiner von Ingo Maurer entworfenen Beleuchtung ein beliebtes Fotomotiv auch für Werbeagenturen. 11 große Leuchten mit 3,80 Meter im Durchmesser hüllen den Bahnhof in die Farben blau, rot und gelb und gliedern die Bahnsteigfläche damit in verschiedene Farbschattierungen.
Die Wände und die Decke werden von blauem Licht eingehüllt und verleihen dem Bahnhof einen gewissen „Höhlencharakter“, die Bahnsteigflächen selber sind jedoch äußerst hell. Trotz der punktuellen Beleuchtung ergeben sich keine dunklen Ecken.
Die rau belassenen Wände stammen von den nur wenig behandelten gefrästen Schlitzwänden, zwischen denen der Bahnhof ausgehoben wurde. Die raue Oberfläche ist quasi das Negativ des Bodens, in den die Wände hineinbetoniert wurden.
Ursprünglich hinter einer matten Glasschicht vorgesehen, gefiel die Struktur dem Architekten aber so gut, dass die Wand so belassen wurde. Sie musste allerdings im Jahr 2003 zusätzlich noch durch ein davor installiertes Stahlnetz gesichert werden, da sich immer wieder einzelne Brocken aus der Wand gelockert hatten.
Im südlichen Bahnsteigbereich dringt durch luftige Öffnungen in der Decke Tageslicht durch das Treppenhaus des Bahnhofes herein. Direkt darüber besteht Anschluss zur Tram 20 Richtung Moosach, die hier in der Orpheusstraße verläuft, unter der der U-Bahnhof liegt. Über das Sperrengeschoss des U-Bahnsteigs, das hier über Fahr- und Festtreppen sowie einen Aufzug erreicht werden kann, gelangt man entlang der kreuzenden Baldestraße ebenfalls an die Oberfläche. Nördlich des Bahnhofs liegt über dem Streckentunnel eine Park+Ride-Anlage mit 221 Stellplätzen. Sie ist über das nördliche Sperrengeschoss zu erreichen, von wo aus auch eine Treppenanlage zur Oberfläche führt.
© Bilder & Text: Florian Schütz | u-bahn-muenchen.de
© FMTM e.V.
Diese Dokumentation entstand mit der Unterstützung von Peter Hübner, Klaus Onnich, Dieter Kubisch ✟, Florian Schütz und Frederik Buchleitner sowie dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv, dem Staatsarchiv München und besonders dem Stadtarchiv München. Recherchiert, zusammengetragen & umgesetzt hat diese Seite Reinhold Kocaurek.