Eine lange Tradition in der Herstellung von Schienenfahrzeuge besaß die Maschinenfabrik Augsburg Nürnberg MAN. In Nürnberg wurde nur 2 Jahre nach Eröffnung der ersten Eisenbahn in Deutschland eine Maschinenwerkstatt von Johann Friedrich Klett gegründet. Ab 1847 nahm sie unter Theodor von Cramer-Klett den Bau von Eisenbahnwaggons auf. Die Firma wuchs stark und wurde 1873 in eine AG mit dem Namen Maschinenbau-Actiengesellschaft-Nürnberg weiterhin im Besitz der Familie von Cramer-Klett umgewandelt.
Parallel dazu hatte in Augsburg Ludwig Sander 1840 ein Maschinenbauunternehmen in Augsburg gegründet. 1844 wurde diese Fabrik von Carl August Reichenbach und Carl Buz übernommen und in C. Reichenbach’sche Maschinenfabrik umbenannt. 1857 wurde das Unternehmen ebenfalls in eine AG mit dem Namen Maschinenfabrik Augsburg AG umgewandelt. Berühmt wurde diese Firma, weil Rudolf Diesel dort seinen ersten Dieselmotor serienreif entwickelte. Diese bedeutende Erfindung führte dann die beiden Firmen aus Nürnberg und Augsburg zusammen, da die Maschinenbau-Actiengesellschaft-Nürnberg auch Dieselmotoren in Lizenz von Augsburg fertigen wollte. So kam es 1898 zu Fusion zuerst mit dem etwas sperrigen Namen Vereinigte Maschinenfabrik Augsburg und Maschinengesellschaft Nürnberg, woraus dann 1908 endgültig die Maschinenfabrik Augsburg Nürnberg MAN entstand. MAN fertigte nicht nur Schienenfahrzeuge und Dieselmotoren, sondern auch Kältemaschinen von Carl Linde, war im Stahl- und Brückenbau tätig und nahm später auch LKW und Omnibusse in die Fertigung auf.
Werk der Maschinenbau-Actiengesellschaft in Nürnberg 1895.
Für die Münchner Tram wurde MAN Nürnberg erstmals 1910 mit der Fertigung der Wagenkästen von 10 C 4.5 Triebwagen tätig. 1911 lieferte dann MAN die ersten selbst entwickelten Maximumdrehgestelle der C 1.6 Triebwagen, deren Rahmenwagen erstmals aus den typischen MAN-Pressblech-Wangen bestanden. Da die Münchner jedoch mit der eingebauten Achsfederung durch Blattfedern nicht zufrieden waren, wurden die anschließenden Lieferungen wieder mit den typischen BSI Guss-Drehgestellen beschafft. Erst 1925 gelang MAN bei der Münchner Tram der Durchbruch mit den 20 E 1.8 Triebwagen. Ab da wurden alle folgenden Triebwagen mit den MAN-Pressblechdrehgestellen mit Rollenlagern, teilweise auch in MAN-Lizenz, beschafft. Diese Drehgestelle waren bis zum Ende der Maximumwagen nach der Olympiade 1972 unter den E-, F- und G-Triebwagen und unter dem Fahrleitungskontrollwagen FK 1.8 2942 bis heute im Einsatz. An Beiwagen wurden von MAN nur die Typen e 1.48 und e 5.49 geliefert.
Letztlich verdankt die Münchner Tram ihre endgültige Rettung nach den jahrzehntelangen Stilllegungsabsichten auch der MAN. Die von MAN zusammen mit AEG entwickelten GT6N Niederflurwagen waren die ersten 100 % Niederflurwagen, die sich im Einsatz auch bewährten. Allerdings wurden unter MAN Führung nur noch die drei Prototypen R 1.1 2701 – 2703 gefertigt. Schon die Herstellung der Serienfahrzeuge R 2.2 erfolgte unter der Regie von AEG/Adtranz, da MAN zu diesem Zeitpunkt aus der Fertigung von Schienenfahrzeuge ausgeschieden war.