Isarparallele

Die Isarparallele über Oettingenstraße & Paradiesstraße


Am 26.Mai 1972 fuhren die letzten Altwagen durch München. Einige davon waren auf der Linie 20 eingesetzt. 

Auf dem 20er konnte man zur Stoßzeit zuverlässig Altwagen antreffen. Am 26. April 1972 erreicht der F/f-Zug 646/1403 die Haltestelle Paradiesstraße am Rande des Englischen Gartens. Aufnahme: Dieter Kubisch

Auf dem 20er konnte man zur Stoßzeit zuverlässig Altwagen antreffen. Am 26. April 1972 erreicht der F/f-Zug 646/1403 die Haltestelle Paradiesstraße am Rande des Englischen Gartens. Aufnahme: Dieter Kubisch

An dieser Stelle könnte die Geschichte enden. doch da werden die Trambahn-Historiker hellhörig. Denn diese Strecke mit der Haltestelle Paradiesstraße ist noch gar nicht so alt. Unser Streckenplan von 1905 rechts zeigt die am 25.November 1906 in Betrieb genommene Strecke als Teil der Isarparallele, die später von hier bis zum Isartalbahnhof gehen sollte. Startpunkt im Norden war die Max-Josephs-Brücke mit Hinterstellgleis in die Mauerkirchnerstraße. 

Wie so oft geht die Geschichte aber noch viel früher los. Anfang des 19. Jahrhunderts finden wir im Stadtplan von München am östlichen Rand des Englischen Gartens das Diana-Bad, eine Kupferfabrik und den Paradiesgarten sowie das Gasthaus „Himmelreich“.

Wie so oft geht die Geschichte aber noch viel früher los. Anfang des 19. Jahrhunderts finden wir im Stadtplan von München am östlichen Rand des Englischen Gartens das Diana-Bad, eine Kupferfabrik und den Paradiesgarten sowie das Gasthaus "Himmelreich".
Das Diana-Bad war eines der größten Bäder Münchens. Bei Münchens Kreisrat Joseph Anton Detouches ist die Lagebeschreibung des Dianabadhauses in der Auenlandschaft im Nordosten Münchens, südlich des Monopteros, nachzulesen . Am I. Mai 1864 empfiehlt der Inhaber des Dianabades Franz Xaver Spirk, sein Haus
im damals modernen Sinne eines Kurbades. Gleich einer Branchenliste sind bereits die chemischen Wasserbestandteile von Salz und Magnesium festgestellt und dokumentieren das Vorkommen natürlicher Qellen an Ort und Stelle.

Das Diana-Bad war eines der größten Bäder Münchens. Bei Münchens Kreisrat Joseph Anton Detouches ist die Lagebeschreibung des Dianabadhauses in der Auenlandschaft im Nordosten Münchens, südlich des Monopteros, nachzulesen . Am I. Mai 1864 empfiehlt der Inhaber des Dianabades Franz Xaver Spirk, sein Haus
im damals modernen Sinne eines Kurbades. Gleich einer Branchenliste sind bereits die chemischen Wasserbestandteile von Salz und Magnesium festgestellt und dokumentieren das Vorkommen natürlicher Qellen an Ort und Stelle. Für die „Bade und Curanstalt für Wasserheilverfahren, Gymnastik und Galvanismus“ wirbt J. G. Frey mit der vorliegenden Graphik. Zehn verschieden große Detailbilder zeigen die Anwendungsräume in Aktion, dazu gärtnerisch angelegte Wintergärten mit Springbrunnen , einen überdachten Kaffeesaal mit Aussicht auf den Kleinhesseloher See.

Das oben abgebildete Gasthaus "Himmelreich" lag unweit der Wirtschaft Paradiesgarten, beiden gerade noch im Münchner Burgfrieden, hinter dem Gasthaus "Himmelreich stand schon das Zollhaus.

Das oben abgebildete Gasthaus „Himmelreich“ lag unweit der Wirtschaft Paradiesgarten, beiden gerade noch im Münchner Burgfrieden, hinter dem Gasthaus „Himmelreich stand schon das Zollhaus.

Das oben abgebildete Gasthaus "Himmelreich" lag unweit der Wirtschaft Paradiesgarten, beiden gerade noch im Münchner Burgfrieden, hinter dem Gasthaus "Himmelreich stand schon das Zollhaus.

Damit haben wir also schon mal den Namensgeber dieser Haltestelle gefunden, der Paradiesgarten an der Paradiesstraße: wie sooft ein Gasthof mit Biergarten und ein Ausflugsziel der Münchner.

Im Jahr 1886 gab es eine erste Initiative, eine Isarparallele mit Schienen zu bauen. Allerdings muss man die damalige Ausbreitung der Stadt berücksichtigen: die Isar war eingesäumt von Sägewerken und Floßländen und anderen Industriebetrieben, die die Isar als Transportmittel und die Stadtbäche als Energiequelle nutzten. Sie waren vor allem am westlichen Isarufer angesiedelt.

Im Jahr 1886 gab es eine erste Initiative, eine Isarparallele mit Schienen zu bauen. Allerdings muss man die damalige Ausbreitung der Stadt berücksichtigen: die Isar war eingesäumt von Sägewerken und Floßländen und anderen Industriebetrieben, die die Isar als Transportmittel und die Stadtbäche als Energiequelle nutzten. Sie waren vor allem am westlichen Isarufer angesiedelt. Die Idee dieser Schienenverbindung parallel zur Isar war es, diese Industriebetriebe zu verbinden und war hauptsächlich als dampfbetriebene Güterbahn geplant, aber Personenverkehr wurde nicht ausgeschlossen. Unser Plan, der nie umgesetzt wurde, zeigt wieder den Paradiesgarten, den geplanten Streckenverlauf, z.B. den Anschluss des Kupferwerkes A. Lismann und weiter nördlich dann der Tivoli-Kunstmühle, der Ludwig-Walzmühle und der Maffei’schen Eisenfabrik in der Hirschau. Es ist auch die Stadtgrenze mit Zollhaus eingezeichnet. Also rein planerisch kam damals 1886 schon die Bahn am Paradiesgarten vorbei, – der Plan wurde aber nicht umgesetzt.

Die Tattenbachstraße in Jahr 1890 war noch unbefestigt.

Die Tattenbachstraße in Jahr 1890 war noch unbefestigt.

Umgesetzt wurde dann der Plan einer isarparallen Trambahnstrecke 1906 mit der Inbetriebnahme einer Pendellinie Nummer 20 von der Mauerkirchner-/ Montgelasstraße zum Maxmonument, bald aber auch die Gesamtstrecke weiter über die Baaderstraße und Auenstraße zur Schäftlarnstraße und dem Isartalbahnhof. Damals wurde die Strecke über die Widenmayerstraße und Emil-Riedel-Straße und weiter über die Oettingenstraße sowie Liebigstraße und Tattenbachstraße geführt, wo sie auf den sogenannten damaligen Nordring von der Ludwigstraße über die Galleriestraße zur Thierschstraße stieß. 

Im Bild von 1911 kommt der A-Wagen aus der Emil-Riedel-Straße gerade in die Oettingenstraße stadteinwärts. Im Hintergrund der Blick nördlich durch die Öttingenstraße zum Paradiesgarten.

Im Bild von 1911 kommt der A-Wagen aus der Emil-Riedel-Straße gerade in die Oettingenstraße stadteinwärts. Im Hintergrund der Blick nördlich durch die Öttingenstraße zum Paradiesgarten.

Unser Streckenplan von ca. 1920 zeigt diese Strecken damals sehr gut im Zusammenhang.

Unser Streckenplan von ca. 1920 zeigt diese Strecken damals sehr gut im Zusammenhang.

Diese Streckenführung des nördlichen Abschnitts der Isarparallele blieb auch noch dem Krieg so erhalten. Der südliche Teil ab Isartorplatz war schwer zerstört und wurde letztlich nicht mehr im Liniendienst befahren.  Treu blieb allerdings die Linie 20 dieser Streckenführung. 

Der Triebwagen der Linie 20 kommt über die Tivolibrücke und biegt in die Widenmayerstraße ab: links der heutige Tucherpark existierte ebenso wenig wie das große Straßen-Kreuzungs-Bauwerk von heute.

Der Triebwagen der Linie 20 kommt über die Tivolibrücke und biegt in die Widenmayerstraße ab: links der heutige Tucherpark existierte ebenso wenig wie das große Straßen-Kreuzungs-Bauwerk von heute.

Dieses Bild an der Einmündung der Emil-Riedel-Straße in die Oettingenstraße entstand am selben Platz wie das oben gezeigte Bild von 1911, nur wechselte der Fotograf die Straßenseite (und Generation).

Dieses Bild an der Einmündung der Emil-Riedel-Straße in die Oettingenstraße entstand am selben Platz wie das oben gezeigte Bild von 1911, nur wechselte der Fotograf die Straßenseite (und Generation).

Hier kreuzt die Oettingenstraße die Prinzregentenstraße und der Wagen der Linie 20 kommt stadteinwärts an diese Kreuzung. Dieses Bild zeigt auch schon die Problematik dieser Streckenführung: wegen des zunehmenden Individualverkehrs wurde die Isarparallele für Autos angepasst: die Widenmayerstraße wurde Einbahnstraße Richtung Norden und die Oettingenstraße Einbahnstraße Richtung Süden: die gegen diese Richtung fahrenden Wagen der Linie 20 wurden zum Problem.

Hier kreuzt die Oettingenstraße die Prinzregentenstraße und der Wagen der Linie 20 kommt stadteinwärts an diese Kreuzung. Dieses Bild zeigt auch schon die Problematik dieser Streckenführung: wegen des zunehmenden Individualverkehrs wurde die Isarparallele für Autos angepasst: die Widenmayerstraße wurde Einbahnstraße Richtung Norden und die Oettingenstraße Einbahnstraße Richtung Süden: die gegen diese Richtung fahrenden Wagen der Linie 20 wurden zum Problem.

Ein Blick Richtung Norden in die Tattenbachstraße und es kommt uns ein Triebwagen der Linie 20 entgegen, der gerade auf den Thierschplatz stadteinwärts fährt.

Ein Blick Richtung Norden in die Tattenbachstraße und es kommt uns ein Triebwagen der Linie 20 entgegen, der gerade auf den Thierschplatz stadteinwärts fährt.

Wir sind auf diesem Bild wieder an der Paradiesstraße im Sommer 1962: noch fährt hier keine Trambahn, aber die Planungen sind fertig und die Bagger rollen bald an.

Wir sind auf diesem Bild wieder an der Paradiesstraße im Sommer 1962: noch fährt hier keine Trambahn, aber die Planungen sind fertig und die Bagger rollen bald an.

Im Herbst 1962 in der Lechenfeldstraße, Blickrichtung Norden: links der Englische Garten und rechts spitzt schon der Turmwagen der Verkehrsbetriebe rein, die ersten Halteverbotsschilder stehen für die Gleis-Baustelle da.

m Herbst 1962 in der Lechenfeldstraße, Blickrichtung Norden: links der Englische Garten und rechts spitzt schon der Turmwagen der Verkehrsbetriebe rein, die ersten Halteverbotsschilder stehen für die Gleis-Baustelle da.

Die Gleise der Strecke stadteinwärts sind in der Lerchenfeldstraße schon verlegt

Die Gleise der Strecke stadteinwärts sind in der Lerchenfeldstraße schon verlegt

In der Oettingenstraße Blickrichtung Nord sind die Bauarbeiten an der neuen Linienführung der Strecke im Sommer 1963 schon fortgeschritten

In der Oettingenstraße Blickrichtung Nord sind die Bauarbeiten an der neuen Linienführung der Strecke im Sommer 1963 schon fortgeschritten

Wir schauen 1960 in die Tivolistraße. Ein Bus der Linie 54 kommt aus dem Englischen Garten über die Brücke des Eisbachs Richtung Osten. Ab 1963 fährt auch die Trambahn über diese Brücke und biegt danach links in die Theodorparkstraße ein.  

Wir schauen 1960 in die Tivolistraße. Ein Bus der Linie 54 kommt aus dem Englischen Garten über die Brücke des Eisbachs Richtung Osten. Ab 1963 fährt auch die Trambahn über diese Brücke und biegt danach links in die Theodorparkstraße ein.

Die Wagmüllerstraße in Richtung Süden von der Prinzregentenstraße aus gesehen im Frühjahr 1963: die Holzschwellen sind schon gelegt

Die Wagmüllerstraße in Richtung Süden von der Prinzregentenstraße aus gesehen im Frühjahr 1963: die Holzschwellen sind schon gelegt

Auf ihrer Strecke Richtung Bogenhausen muss die Trambahn 2x den Eisbach überqueren. Hier wird gerade die innere Eisbachbrücke neu gebaut.

Auf ihrer Strecke Richtung Bogenhausen muss die Trambahn 2x den Eisbach überqueren. Hier wird gerade die innere Eisbachbrücke neu gebaut.

Diese Strecke wurde dann ab dem 07.08.1963 in der neuen Linienführung durch die Theodorparkstraße, Oettingenstraße, Paradiesstraße und Lerchenfeldstraße zur Wagmüllerstraße und zur Thierschstraße betrieben. Und damit sind wir wieder an der Haltestelle Paradiesstraße, an der die Geschichte eigentlich begann.

Diese Strecke wurde dann ab dem 07.08.1963 in der neuen Linienführung durch die Theodorparkstraße, Oettingenstraße, Paradiesstraße und Lerchenfeldstraße zur Wagmüllerstraße und zur Thierschstraße betrieben. Und damit sind wir wieder an der Haltestelle Paradiesstraße, an der die Geschichte eigentlich begann.

Das Who is Who der beteiligten Straßennamen

Oettingenstraße ab 1897 benannt nach Ludwig Fürst zu Oettingen-Wallerstein (1791–1870), bayerischer Staatsmann

Oettingenstraße ab 1897 benannt nach Ludwig Fürst zu Oettingen-Wallerstein (1791–1870), bayerischer Staatsmann

Tattenbachstraße ab 1876 benannt nach den Tattenbachs, ein altbayerisches Adelsgeschlecht

Tattenbachstraße ab 1876 benannt nach den Tattenbachs, ein altbayerisches Adelsgeschlecht

Theodorparkstraße ist seit 1900 benannt nach dem Theodorpark, dem erster amtlicher Name des Englischen Gartens in München

Emil-Riedel-Straße seit 1907 benannt nach Emil von Riedel (1832–1906), bayerischer Staatsminister der Finanzen, seit 1902 Ehrenbürger von München

Emil-Riedel-Straße seit 1907 benannt nach Emil von Riedel (1832–1906), bayerischer Staatsminister der Finanzen, seit 1902 Ehrenbürger von München

Die Thierschstraße ist seit 1890 benannt nach Friedrich Thiersch (1784–1860), deutscher Altphilologe und Pädagoge

Die Thierschstraße ist seit 1890 benannt nach Friedrich Thiersch (1784–1860), deutscher Altphilologe und Pädagoge

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