Der Kolumbusplatz
Der Namensgeber für den Kolumbusplatz ist wohl hinreichend bekannt. Der Platz ist offiziell erst seit 1916 nach dem berühmten Entdecker benannt, allerdings erscheint der Platzname schon deutlich früher in den Trambahnplanungen.
Am 1. September 1895 fuhr die erste Pferdetram bis zum Kolumbusplatz am Fuße des Giesinger Berges. Die Bauzeit der Verlängerung von der Pilgersheimerstraße ging vom 5.August bis 22.August 1895.
Schon am 25.August 1895 begann die Elektrifizierung dieses Streckenabschnitts. Am 23. Oktober des gleichen Jahres konnte der elektrische Betrieb der Strecke vom Hauptbahnhof über den Goetheplatz zum Kolumbusplatz beginnen.
In atemberaubender Schnelligkeit erfolgt die Verlängerung der Strecke Strecke Kolumbusplatz – Giesinger Berg – Silberhornstraße bis Ostfriedhof mit ihrer Inbetriebnahme am 1.September 1896 sofort als elektrische Bahn. Die Bauzeit dafür dauerte gerade mal 3 Wochen vom 9.Juni 1896 bis 30.Juni 1896.
„Das 1.Stationshaus der Münchner Trambahn mit Wartehäuschen am Giesinger Berg im Jahr 1898 mit Stellmeister Finsinger mit Frau“. Diese Beschriftung in mehreren Archiven darf zumindest zeitlich bezweifelt werden, da schon die Damptrambahn 1882 ein Stationshaus an der Briennerstraße hatte. Das Münchner Wetter und die damals noch recht lockeren Zugfolgen führen damals oft zu Bitten von Anwohnern für geschützte Wartehäuschen.
Der Kolumbusplatz war seit 11.12.1906 für lange Zeit der Endpunkt der Linie 17. Im Jahr 1915 wartet der A2-Tw 211 mit Personal am Kolumbusplatz fertig zur Abfahrt auf der Linie 17 nach Schwabing.
Quasi GoogleEarth aus dem Jahr 1918: die Schleife auf dem Kolumbusplatz über die Giesinger Kirche gesehen. Im Hintergrund sieht man sogar noch einen Wagen auf der Strecke in der Falkenstraße. Die Schleife am Kolumbusplatz wurde im Oktober 1915 in Betrieb genommen.
Der Generalverkehrsplan von München aus dem Jahr 1896 zeigt die Linie XII „Weisse Linie“ vom Hauptbahnhof über Goetheplatz, Baldeplatz und Kolumbusplatz über den Giesinger Berg zum Ostfriedhof und die Linie V zur Freibadstraße.
Nur nicht irritieren lassen, der obere Plan hat oben Norden und der rechte Plan hat Süden oben. Aber beide und noch einige andere Pläne zeigen, wie variabel die Planungen der Abzweige-Möglichkeiten an der Kreuzung der Linie XII und V an der Pilgersheimerstraße/Humboldtstraße waren. Rechts im Plan von 1906 ein Gleis von der Humboldtstraße stadtauswärts in die Pilgersheimerstraße zur Freibadstraße und oben datiert mit Februar 1896, also zehn Jahre früher, stadteinwärts vom Kolumbusplatz kommend zum Mariahilfplatz. Im Linienbetrieb wurden diese Strecken nicht genutzt, es ging um eine bessere Abwicklung des Ein- und Ausrückverkehrs.
Der Gleisplan der Stadt München zeigt dann den Stand von 1920: umfangreiche Abbiegemöglichkeiten an der Kreuzung Pilgersheimerstraße und Humboldtsraße beim Verkehr zum Kolumbusplatz.
Zur bewegten Geschichte des Kolumbusplatz gehört auch die Nutzung der Schule am Kolumbusplatz als Reservelazarett. Im 1. Weltkrieg wurden viele Schule zu Reservelazaretts umgewidmed und mit Buchstaben bezeichnet. Eines hatten alle Reservelazarette gemeinsam: sie hatten einen Trambahnanschluss, denn die Krankentransporte wurden vornehmlich mit Triebwagen und angehängten zu Verwundeten-Transportwagen modifizierten Sommerwagen der Pferdebahn durchgeführt. Oft mussten dazu Hilfsschienen zu den umgewidmeten Schulhäusern gelegt werden, hier am Kolumbusplatz war schon eine Schleife mit Hinterstellgleis in die Dollmannstraße vorhanden.
Seit dem 15. März 1871 über die Jahrzehnte bis heute ist der Kolumbusplatz geprägt durch die Eisenbahnbrücke des Münchner Südrings. Hier sehen wir den Dampflokbespannten Orientexpress auf dieser Brücke und nach der Elektrifizierung ab dem 3. Januar 1927 dieser Bahnstrecke einen Schnellzug nach Wien.
Die Schleife am Kolumbusplatz mit dem Hinterstellgleis in die Dollmannstraße.
Im Bild von 1934 fährt gerade der Schienenschleifwagen in die Schleife ein.
Im Jahr 1934 gibt es große Umbauten auf der Strecke Giesinger Berg zwischen Kolumbusplatz und Silberhornstraße bis Ostfriedhof: die Gleiserneuerung wegen Verbreiterung der Giesinger Bergstrecke bringt Änderung der Gleislage und damit auch Anpassung der Schleife auf dem Kolumbusplatz.
Ein sehr interessanten Bild mit einer Menge Zeitgeschichte. Der Blick geht durch die Humboldtstraße über die Kreuzung mit der Pilgersheimerstraße zum Kolumbusplatz. Links sehen wir das Haus, das von 1926–1967 das Kino Primus-Palast war. Anschließend zog dort der Sicherheitsdienst ZSD Carl Wiedmeier GmbH („Schwarze Sheriffs“) ein und zuletzt dann eine Balettschule. Im Erdgeschoß befindet sich heute ein Supermarkt. Anschließend dahinter die Humboldt-Schule mit Turm, die in den Jahren 1895 bis 1897 nach Plänen von Karl Hocheder gebaut wurde. Im Krieg wurde diese Schule zerstört und nicht wieder aufgebaut, sondern 1951 abgetragen.
Rechts im Bild die Gaststätte „Zur elektrischen Eisenbahn“.
Der Kolumbusplatz war damals nicht nur durch die Trambahn erschlossen, sondern hatte auch in der tiefe einen Kreuzungspunkt mit dem Auermühlbach, der hier die Humboldtstraße unterhalb des Giesinger Bergs kreuzt. 1941 wurden hier erhebliche Bauarbeiten durchgeführt und im Rahmen dieser Bauarbeiten, die ein komplettes Abtragen des Oberbaus erforderten, wurden auch die Gleise der Schleife am Kolumbusplatz entfernt. 1935 neu gebaut wird am 1.April 1936 die von der Linie 17 genutzte Schleife Kolumbusplatz für den Linienverkehr stillgelegt.
Der Krieg trifft den Kolumbusplatz schwer und viele alte Häuser werden zerstört.
Die letzte Trambahn fuhr an 28.05.1983 über den Giesinger Berg: die U-Bahnlinie U2 übernimmt ab 18. Oktober 1980 den Personentransport auf diesem Verkehrsast . Die Gleise werden im Jahr 1993 entfernt.
Die Linienchronik des Kolumbusplatz
Linie XII (Linienfarbe: Weiß) (zweite gemeindliche Linie) kam vom 01.09.1896 am Kolumbusplatz vorbei bis 29.04.1945. Nach dem Krieg gab es nochmal eine Fahrt über den Kolumbusplatz vom 23.06.1947 bis 06.10.1947.
Die Linie 17 drehte am Kolumbusplatz vom 11.12.1906 bis zum 01.04.1936 an Werktagen, sonn- und feiertags ging es oft weiter zum Wettersteinplatz und Grünwald. Danach wurde diese Schleife 1936 aufgelöst und die Linie 17 fuhr bis zum zum Betriebsschluss am 28.05.1983 mit Kriegsunterbrechungen.
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Diese Dokumentation entstand mit der Unterstützung von Peter Hübner, Klaus Onnich, Dieter Kubisch ✟, Florian Schütz und Frederik Buchleitner sowie dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv, dem Staatsarchiv München und besonders dem Stadtarchiv München. Recherchiert, zusammengetragen & umgesetzt hat diese Seite Reinhold Kocaurek.