Im heutigen Englischen Garten im Bereich zwischen dem Biergarten Hirschau und der Isar befand sich die Lokomotivenfabrik Maffei. Das Bild zeigt einen Blick nach Nord-Ost: links unten mündet die Dietlindenstrasse, heute der Mittlerer Ring zur Kennedybrücke. Oben in der Mitte ist das kleine E-Werk zu sehen, das auch heute noch steht und in Betrieb ist. Dahinter ist die Isar noch ohne Föhringer Stauwehr, das wurde erst später gebaut.
Luftbild von Schwabing 1917: Blick über die Sylvesterkirche, das alte Seehaus zur Maffei´schen Lokomotivenfabrik in der Hirschau.
Da die Lokomotivenfabrik keinen Gleisanschluß hatte, mußten die Lokomotiven per Fuhrwerk abtransportiert werden.Das musste oft nachts passieren, Maffei setzte dazu zwei große Zugmaschinen und riesige Tieflader ein. Hunderte Loks wurde so zur Fabrik an der Arnulfstrasse gebracht, wo sie zusammengebaut wurden.
Doch dieser Transportweg quer durch Schwabing, meistens nachts bewerkstelligt, war unbefriedigend. Maffei suchte nach dem nächsten zu seiner Fabrik gelegenen Gleisanschluss, das war damals der Südbahnhof, der Moosacher Bahnhof war einen Kilometer weiter entfernt.
Das Projekt der Verbindung zum Südbahnhof platze wegen überzogener Grundstücksablösesummen der Anwohner dieser Trasse im Lehel. Also nahm Maffei den Bahnhof Moosach ins Visier.
Am 9.März 1902 berichten die „Münchner Neuesten Nachrichten“ von dieser neuen Güterbahn von Moosach bis zur Hirschau: Herr Maffei bekommt einen eigenen Schienenanschluss für seine Lokomotiv-Ablieferungen.
Baustellenbesuche sind keine Damensache: der Zeitungsartikel vom 9.Januar 1902 beschreibt die Baustelle zu diesem Zeitpunkt.
Am 11.April 1902 erscheint in den „Münchner Neuesten Nachrichten“ eine Anzeige Maffeis zur Planeinsicht seines Projekts einer Bahnstrecke durch den Englischen garten, hier die Brücke über die „Schwarze Lacke“, das ist der Bach neben der heutigen Osterwaldstraße.
Diese Strecke durch den Englischen Garten musste 3 Bäche überqueren: den Oberjägermeisterbach, den Schwabingerbach und die sogenannte „Schwarze Lacke“, für die J.A.Maffei am 2.Mai 1902 die Genehmigung zum Brückenbau durch den Magistrat bekam.
Am 15.Februar 1902 rollt eine erste Lok über die Strecke des Industriegleises durch den Englischen Garten, am 9.März erfolgte die Anbindung an die Staatsbahn.
Auf dieser Strecke kreuzte die Industriebahnstrecke die Trambahn in der Ungererstraße.
Auslieferung von Loks durch den Englischen Garten: die J.A.Maffei als Zuglok mit der S 3/5 3317 und einer Schmalspurlok Steinbeis Mallet FNr. 2438 unterwegs nach Moosach. Bei Dipl. Ing Hoffmann steht 1927 nachzulesen: „Es sei angeführt,daß Züge auf dem Maffei’schen Industriegleis, welches den äußeren, also schwach besuchten Englischen Garten durchschneidet, nur im Schritt fahren dürfen und gleichwohl von ununterbrochenen Glockenzeichen begleitet werden müssen.“
Bild: Firmenarchiv Krauss-Maffei, Sammlung Helge Hufschläger
Dieses Bild zeigt die Lederwarenfabrik Hesselberger 1911. Sie lag zwischen der Biedersteinerstraße (hier schon die Brabanterstraße) rechts mit der Färberei Götz und links der Osterwaldstraße. Links im Vordergrund kann man die Maffei’sche Industriebahnstrecke sehen. Wer aufmerksam den heute hier entlanggeführten Mittleren Ring fährt, kann noch das bis heute bestehende Giebel-Industriegebäude in der Bildmitte gleich neben der Fußgängerbrücke sehen.
Die Schienenkreuzung mit der Trambahnlinie 6 in der Ungererstrasse wurde erst zum U-Bahnbau mit der ganzen Linie 6 entfernt (Ungererstrasse in Höhe der Gärtnereien). In der Genterstrasse kann man noch einen Bahndamm erahnen, in meinen Kindertagen in den 60er-Jahren war er noch deutlicher zu sehen und der Weg war für uns Fahrradkinder so angenehm hoppelig wegen der entfernten Schwellen. Auch bis in die 60er-Jahre bestand noch die Eisenbahnbrücke über den Oberjägermeisterbach im Englischen Garten nahe dem heutigen „kleinen Hofbräuhaus“. Sie ist inzwischen ersetzt.