Goetheplatz
Der Goetheplatz wurde nach dem weltweit bekannten Dichter Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) benannt
Der Goetheplatz wurde schon im 19.Jahrhundert von zwei Trambahnlinie durchfahren: durch die Lindwurmstraße 1882 und 10 Jahre später kreuzt eine weitere Strecke durch die Goethestraße – Häberlstraße. Wir sind im Klinik-Viertel von München:
Die Häberlstraße ist benannt nach Franz Xaver Haeberl, ab 1808 von Haeberl (auch Häberl; * 25. März 1759 in Erlkam; † 23. April 1846 in Bayerdießen), war ein deutscher Arzt. Er konzipierte das Allgemeine Krankenhaus in München.
Die Lindwurmstraße, benannt 1878 nach dem Arzt Joseph von Lindwurm (1824–1874). Die heutige Lindwurmstraße hieß bis 1487 Sendlinger Weg, dann Sendlinger Hauptstraße und Sendlinger Landstraße
Der Goetheplatz im Jahr 1905 auf einer Postkarte.
In unserem ersten Streckenplan von 1891 ist der Goetheplatz noch als „Götheplatz“ verzeichnet und rechts an der Thalkirchnerstraße steht noch das Gaswerk, das später dem Krankenhaus weichen mußte: am 12.11.1882 wird Strecke in der Lindwurmstr. zwischen Sendlinger-Tor-Platz und Goetheplatz der Pferdebahnlinie in Doppelspur eröffnet, Bauzeit für diesen Streckenabschnit war vom 6.10.1882 bis 10.11.1882.
Am 12.11.1882 ging die Strecke in der Lindwurmstraße zwischen Goetheplatz und Herzog-Heinrich-Straße in Betrieb.
Am 23.10.1895 wurde der elektrische Betrieb auf der Strecke Goethestraße zwischen Beethovenplatz und Goetheplatz aufgenommen.
Am 13.7.1898 gab es dann auch elektrischen Betrieb auf der Strecke durch die Lindwurmstraße.
Die Verbindung auf unserem Streckenplan vom der Häberlstraße zur Lindwurmstraße wurde am 18.8.1897 in Betrieb genommen. Darüber konnte man mit einer weiteren Zubringerstrecke von der Kapuzinerstraße über die Maistraße (später aufgelassen und 1912/1913 mit dem „Tröpferlbad“ bebaut) den Betriebshof 1 in der Schäftlarnstraße erreichen.
Stadtplan München 1908
Diese Postkarte von 1908 zeigt gut die kurze Verbindungsstrecke für Trambahnwagen zum Betriebshof in der Schäftlarnstraße.
Bilder der alten Trambahnlinie durch die Lindwurmstraße und über den Goetheplatz kann man sehr leicht an der mächtigen Mittelsäulen der Oberleitung mit verzierten Kandelabern erkennen. Vom 21.3.1898 bis 28.6.1898 gab es in der Lindwurmstraße eine Änderung des Gleisabstandes wegen Bau dieser elektrischen Straßenbeleuchtung im Rahmen der Elektrifizierung dieser Strecke. Die Firma Kustermann in München am Rindermarkt war damals großer Lieferant dieser Masten, aber auch anderer Gusseisen-Stadtmöblierung und machte mächtig Werbung dafür.
Die Lindwurmstraße bleib die einzige Straße in München mit diesen Mittelmasten.
Ab Mai 1938 gab auf der Strecke durch die Lindwurmstraße zwischen Zimsenstraße und Goetheplatz ein Provisorium: die Verlegung der Gleise zuerst seitlich auf doppelgleisige Notgleise, dann auf die abgedeckte Baugrube der U – Bahn-Baustelle.
Im 3. Reich wurde begonnen, den Plan umzusetzen, den Hauptbahnhof als Durchgangsbahnhof mit imposanter Kuppel etwa einen Kilometer weiter westlich zu platzieren und ihn mit unterirdischen S-Bahnstrecken mit dem Umland und der Innenstadt zu verbinden. Um die bestmögliche Bauweise für die beiden U-Bahn-Tunnelstrecken herauszufinden, vergab die Deutsche Reichsbahn 1938 ein Probebaulos. Dieses war Teil der geplanten Nord-Süd-Tunnelstrecke und verlief mit einer Länge von 750 Metern in der Lindwurmstraße. Neben der Tunnelstrecke sollte auch die U-Bahn-Station Goetheplatz errichtet werden. Die Deutsche Reichsbahn wählte ein Baulos auf der Nord-Süd-Tunnelstrecke, um nicht die Zufahrten zum Bau des neuen Hauptbahnhofes zu behindern. Bei einem Baubeginn an der Ost-West-Strecke hätten mehrere Zufahrten gesperrt werden müssen. Im Juli 1941 wurden die Bauarbeiten aufgrund des Zweiten Weltkrieges eingestellt, bis zu diesem Zeitpunkt wurde ein 580 Meter langes Teilstück des Tunnels fertiggestellt.
Die Lindwurmstraße im Jahr 1947: nicht nur die Kriegszerstörungen waren massiv, auch wurde die Trambahn seitwärts versetzt wegen der inzwischen verlassenen Baustelle für die S-Bahn.
1950 erfolgt auf der Strecke Lindwurmstraße zwischen Sendlinger-Tor-Platz und Goetheplatz die Rückverlegung der Gleiskörper nach dem nicht weitergeführten S-Bahnbau durch die Reichsbahn.
Die Linienchronik des Goetheplatz
Die Linie VI (Linienfarbe: Blau) begann am 12.11.1882 vom Stachus kommend zum Südbahnhof mit dem Trambahnbetrieb am Goetheplatz. Rekordverdächtig ist die lange Betriebszeit dieser späteren Linie 6 am Goetheplatz über 90 Jahre bis zum 27.05.1972.
Im Jahr 1892 wurde von der Stadt beschlossen einen „2. gemeindliche Linie“ vom Hauptbahnhof über die Bayerstraße – Goethestraße – Kapuzinerstraße – Baldeplatz zum Kolumbusplatz zu bauen. Nach nur 5-wöchiger Bauzeit war diese Strecke über den Goetheplatz fertig.
Vom 21.09.1892 begann die Linie 12 noch als zweite Gemeindelinie Linie XII (Linienfarbe: Weiß) den Goetheplatz in West/Ost-Richtung zu kreuzen und machte dies bis kurz nach dem Krieg bis zum 06.10.1947 .
Die Linie 8 kam am 06.12.1935 relativ spät zum Goetheplatz und bediente ihn bis zum 22.11.1975.
Ab dem 08.07.1906 bis 22.07.1906 fuhr die Linie 15 über die Kobellstraße zum Bavariaring über den Goetheplatz und später vom 6.05.1908 bis 19.10.1908 vom Marienplatz kommend nochmal.
Die Linie 16 kam hier vom 08.07.1906 bis zum 23.11.1975 vorbei.
Weiterer Stammgast am Goetheplatz war ab dem 11.12.1906 die Linie 17 bis zu ihrer Einstellung auf dieser Route am 28.05.1983.
Nach der Einstellung der Trambahn durch die Lindwurmstraße im Jahr 1975 gab es nur noch ein paar Jahre weiter die einfache Durchfahrung der Linie 17 über die Goethestraße und Häberlstraße.
Des Verkehrsmeisters Leid, des Fotografen Freud: ganz exotisch ein verirrter Wagen der Linie 29 auf dem Goetheplatz.
Highlights am Goetheplatz
Das Postamt und Wohngebäude am Goetheplatz, kurz auch „Goethepost“ genannt, wurde 1932 nach Plänen von Robert Vorhoelzer, Walther Schmidt und Franz Holzhammer im Stil der Neuen Sachlichkeit erbaut. Markant ist die geschwungene straßenseitige Front. Das Bauwerk ist zusammen mit dem Gebäude Lindwurmstraße 6 als Baudenkmal in die Bayerische Denkmalliste eingetragen
Das historische Gebäude beherbergte ursprünglich einen der größten Kinosäle Münchens. Der im Jahr 1957 eröffnete Royal-Palast hatte damals im ersten Stock einen Saal mit 826 Sitzplätzen und einen weiteren im Untergeschoss mit 505 Sitzplätzen. Damit war das Royal das erste Lichtpielhaus in Deutschland, das über zwei Vorführsaale verfügte. Das Kino war 1957 mit einer Philips DP 70 mm-Anlage ausgestattet. Premiere von „OKLAHOMA“ in Todd AO am 14.6.1957 Premiere von „WINDJAMMER“ in Cinemiracle am 22.7.1958 Deutsche Gala Premiere von „BEN HUR“ im Original Camera 65 Format am 14.10.1960.1977 wurde der große Saal in drei kleinere Säle geteilt, aus dem Kino im Untergeschoss wurden zwei Säle.
U-Bahnhof Goetheplatz
Der U-Bahnhof Goetheplatz wurde in seiner Innengestaltung wie die restlichen Bahnhöfe der ursprünglichen U6-Strecke von Paolo Nestler geplant. Er war zur Eröffnung der Münchner U-Bahn im Jahr 1971 südlicher Endpunkt aller damaligen Linien, ehe diese bis Implerstraße verlängert wurden. Mit grüner Keramik verkleidete Stützen sind im Nestler’schen Farbkonzept die Erkennungsfarbe des in gerade Linie erbauten Bahnsteigs am Goetheplatz.
An beiden Enden des Bahnhofs verbinden Fest- und Fahrtreppen den Bahnsteig mit dem Sperrengeschoss, am südlichen Ende führen jedoch nur zwei relativ schmale Festtreppen zur Oberfläche beidseits der Lindwurmstraße, der südwestliche Aufgang befindet sich zudem in einem Gebäude integriert. Das nördliche Sperrengeschoss ist über mehrere Aufgänge mit der Oberfläche des Goetheplatzes verbunden, darunter auch Fahrtreppen sowie ein Aufzug. In beiden Sperrengeschossen befindet sich ein Kiosk, im nördlichen zudem noch ein Backshop.
In frühen Planungen eines U-Bahnnetzes war am Goetheplatz die Kreuzung zweier Strecken geplant, diese Idee wurde aber noch vor Baubeginn wieder verworfen und eine direktere Streckenführung der U8-Strecke über Sendlinger Tor vorgesehen.
Er ist mit seinen insgesamt etwa 135 Meter Bahnsteiglänge als einziger U-Bahnhof deutlich länger als die üblichen 120 Meter, da er ursprünglich für einen anderen Zweck und in einer anderen Zeit gebaut wurde: der Tunnel der heutigen U3 und U6 zwischen Sendlinger Tor und Goetheplatz – einschließlich des Bahnhofs – wurde bereits in den Jahren 1938-41 im Rohbau fertiggestellt, allerdings noch als Teil einer Nord-Süd-S-Bahntrasse.
© FMTM e.V.
Diese Dokumentation entstand mit der Unterstützung von Peter Hübner, Klaus Onnich, Dieter Kubisch, Florian Schütz und Frederik Buchleitner sowie dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv, dem Staatsarchiv München und besonders dem Stadtarchiv München. Zusammengetragen & umgesetzt hat diese Seite Reinhold Kocaurek.