An der Kreuzung der Brudermühlstraße mit der Thalkirchnerstraße, dem späteren Resi-Huber-Platz wurde 1971 Behelfsüberführung errichtet.
„Wer erinnert sich noch an die alte, einspurige Stahl-Hochbrücke durch die Brudermühlstraße, mit deren Hilfe man von 1971 bis Anfang der achtziger Jahre ampellos die Thalkirchner Straße in Fahrtrichtung Westen überqueren konnte?“
Aus der Zeitschrift „Taxikurier“ Januar 2008
Das Rauschen im Blätterwald
Archivarbeit ist zum einen das Sichten von Akten, Plänen, Vermerken und Briefwechseln. Allerdings kommt meistens das echte Münchner Lokalkolorit erst beim Durchforsten der Zeitungsarchive nach Themen zu Tage.
Die Ausgangsgeschichte: beim Bau der Münchner U-Bahn in der Ludwigstraße von 1966 bis 1968 wurde eine provisorische Stahlhochbrücke von der von-der-Tann-Straße zum Oskar-von-Miller-Ring über die Ludwigstraße gebaut. Im Juli 1968 wurde diese Brücke wieder abgebaut. Allerdings hatte sie sich in den Augen der Stadtväter soweit bewährt, dass man Überlegungen anstellte, diese nur gemietete Brücke anzukaufen unter Anrechnung der geleisteten Mietkosten und aufgeteilt an anderen Orten aufzustellen, um den zukünftigen Olympiaverkehr zu bewältigen. Es boten sich mehrere Optionen an: die Dachauerstraße am Leonrodplatz, der Frankfurter Ring an der Ingolstädterstraße, zwei weitere Stellen unmittelbar am Oberwiesenfald oder die hier als Thema aktuelle Überquerung der Brudermühlstraße über die Thalkirchnerstraße im Zuges des neu geschaffenen Mittleren Rings. Der Zeitungsausschnitt vom 5.Febrau 1967 ist der Anfang eines langen Streits.
Der neue Mittlere Ring hatte damals eine Unmenge an ampelgeregelten Kreuzungen. Unser Bild zeigt die Einmündung der Brudermühlstraße rechts in die Plinganserstraße (Blickrichtung einwärts) dieser Tage.
Am 20.Juni 1968 wird die Entscheidung dringender, wohin die im Juli 1968 abzubauende Stahlhochbrücke von der Ludwigstraße nach dem Abbau wieder aufgebaut wird. Der Favorit des Stadtrats ist der Standort an der Brudermühlstraße. Aus verkehrstechnischer Sicht scheint das nachvollziehbar, allerdings kommt enormer Gegenwind von den Anwohnern der Brudermühlstraße. Eine Brücke ein paar Meter vor den Wohnungen im 1.Stock mit dem Verkehr des Mittleren Rings vor der Nase, – nein danke! Die wichtige Bezirksausschuss-Versammlung findet am 1.Juli 1968 statt.
Die verschiedenen Zeitungsausschnitte aus den Tagen nach der Bezirksausschuss-Sitzung zeigen den erbitterten Wiederstand der Anwohner an der Brudermühlstraße gegen die Versetzung der Stahlhochbrücke von der Von-der-Tann-Straße zur Brudermühlstraße.
Die Proteste haben soweit Erfolg, dass zumindest vorläufig keine Stahlhochbrücke hier gebaut wird und die Brücke von der Von-der-Tann-Straße zum Leonrodplatz und Frankfurter Ring aufgeteilt wird.
An der Kreuzung mit der Thalkirchnerstraße, dem späteren Resi-Huber-Platz wurde 1971 eine stählerne Behelfsüberführung errichtet, um den Durchgangsverkehr des Mittleren Rings kreuzungsfrei zu führen. Ebenso wurde die Schäftlarnstraße über ein gleichartige Brücke über die Brüdermühlstraße geführt. Diese Provisorien blieben bis 1988 erhalten, als der Straßentunnel unter der Brudermühlstraße eröffnet wurde, der diesen Abschnitt des Rings von der Heckenstallerstraße bis nach Giesing kreuzungsfrei machte.
Unser Bild ist aus dem Juli 1971, München war im Olympiafieber und man brauchte schnelle Lösungen für die Münchner Verkehrsprobleme. Unser Bild zeigt den Blick von Westen auf die Baustelle der Stahlhochbrücke.
Das Bild von 1971 zeigt die in Bau befindliche Ost-Rampe der Brücke auf der Höhe der Bruderhofstraße Ecke Brudermühlstraße. Die Verkehrssituation war damals auch für Fußgänger nicht ungefährlich.