Rotkreuzplatz
Die erste Erwähnung Neuhausens ist 1170 als Niwenhusen, namensgebend der Gutshof des Rudolfus de Niwenhusen.
Der Rotkreuzplatz hat seinen Namen erst 1903 bekommen. Vorher war er eine Straßenkreuzung des Fürstenwegs (später Nymphenburgerstraße) mit dem Neuhauser Fahrweg (Winthirstraße seit 1890) und der Dorfstraße im Süden des Ortes, in dessen Spitz das Jagdschlössl stand.
Datiert auf das Jahr 1794 zeigt ein erster Lageplan das Dorf Neuhausen weit vor den Toren der Stadt und des Burgfriedens von München. Damals war das Schloss Nymphenburg schon voll ausgebaut und der Weg der Könige und Prinzregenten führte durch den Ort von der Residenz zum Schloss durch den Fürstenweg (heutige Nymphenburger Straße), der damals nicht von allen Fuhrwerken benutzt werden durfte.
- 2.11.1882 Karlsplatz – Sendlinger-Tor-Platz – Goetheplatz – Goetheplatz (Südbahnhof)
- 16.11.1883 Karlsplatz – Sendlinger-Tor-Platz – Goetheplatz – Lindwurm-/Aberlestraße
- 28.06.1894 Karlsplatz – Sendlinger-Tor-Platz – Goetheplatz – Sendlinger Bergstraße
- 01.07.1894 Karlsplatz – Sendlinger-Tor-Platz – Goetheplatz – Am Harras – Plinganserstraße – Neuhofen
Nochmal 100 Jahre älter ist das Bild des Jagdschlössl aus dem Jahr 1696, als das Schloss Nymphenburg noch nicht ausgebaut war. Im Hintergrund sieht man das Dorf Neuhausen. Links wo die beiden Pferde springen wird 200 Jahre später der Rotkreuzplatz sein.
Ein wahrer Schatz ist diese Karte mit der Planung des Belgiers Otlet, dem ersten Konzessionärs der Münchner Pferdebahn, für die Trasse einer Pferdebahn nach Nymphenburg. Die Strecke geht durch die Nymphenburgerstraße, an dem Knick rechts ist heute der Rotkreuzplatz und weiter zur südlichen Auffahrtsallee und am Kanal entlang auf den Schlossplatz. Das war auch der Weg des Hofes zwischen Residenz und Schloss. Es gab noch keinen Romanplatz, Romanstraße oder andere Verkehrswege im heutigen Bereich Neuhausen/Nymphenburg.
Gleicher Ort, die selbe Perspektive und es ist der 9.6.1883: die Strecke durch die Nymphenburger Straße wird als Dampftrambahn ab Burgfrieden (ca. Maillingerstraße) bis Nymphenburg eingleisig mit einigen Ausweichgleisen a‘ 100 m nach der Bauzeit vom 7.5.1883 bis 6.6.1883 eröffnet. Der Rotkreuzplatz heißt noch „Ortsstraße“, die Leonrodstraße „Neue Straße“.
Die Planung der Verlängerung der Trambahnstrecke vom Burgfrieden über den späteren Rotkreuzplatz vom 20.Januar 1883.
Die 1890 gegründete bayerischen Kraftfahrer- und Luftschiffer-Abteilung machten am 27.07.1892 dieses Luftbild von Neuhausen.
Der Volksgarten
Die Strecke nach Nymphenburg war nicht in erster Linie für Besucher des Nymphenburger Schlosses, die ihrer Hoheit huldigen wollten, gedacht, sondern dem 1890 eröffneten Volksgarten, der sich besonders an Wochenenden höchster Beliebtheit erfreute.
Ein Zug der Dampftrambahn steht abfahrbereit mit angehängten geschlossenen Wagen vor der Neuwittelsbacher Kuranstalt stadtauswärts in der Romanstraße.
Das Jagdschlössl
Das aus dem 17. Jahrhundert stammende Jagdschlössl war ganz am Anfang schon ein Thema, es ist ja ein gewisser Vorläufer des Nymphenburger Schlosses, wurde ab Anfang des 19. Jahrhundert nicht mehr von den Kurfürsten und königlichen Herrschern genutzt. Es drohte zu verfallen und wurde nur noch als normales Wohnhaus genutzt wie auf dem Bild von 1895.
Gegenüber der Nymphenburgerstraße entstand die Gaststätte „Zum Jadgschlössl“, die im 2.Weltkrieg komplett zerstört wurde und bis heute in einem einstöckigen Notbau besteht.
Der alte Glanz war 1905 schon schwer verfallen und dennoch war das Jadschlössl bis zum 2. Weltkrieg mit seinem großen Garten ein Mittelpunkt am Rotkreuzplatz. Städtebaulich wurde das Jagdschlössl immer mehr eingezwängt: nördlich davon entstand Im Mai 1892 das neue Krankenhaus, aus dem später das Rotkreuz-Krankenhaus wurde. Der große Garten wurde 1928 für die Erweiterung des Rotkreuzplatzes für die neue Wendeschleifenanlage geopfert. Im 2.Weltkrieg wurde es beschädigt und brannte aus und wurde 1952 abgerissen und der für den Rotkreuzplatz so markante Hochhauskomplex des Schwesternheims entstand.
Die Dampftrambahn-Trasse durch die Nymphenburgerstraße kreuzte die Ostbahn-Strecke vom Centralbahnhof nach Landshut ebenerdig. Daher musste ein erster Bahnübergang mit der Eisenbahn geschaffen werden, den die naheliegende Firma Krauss baute. 1891 wurde diese Bahnstrecke aufgelassen, später demontiert und ist heute die Landshuter Allee.
Die Allgemeine Zeitung zum Dampftrambahn- Bahnübergang in ihrer Sonntagsausgabe vom 21.April 1889.
Ab dem 1.11.1890 wird die Strecke der Dampftrambahn in die Blutenburgstraße verlegt und vom Rotkreuzplatz über die Winthirstraße bis Romanstraße eingleisig mit Ausweichen, in Neuhausen gibt es eine Ausweiche in der Winthirstraße.
Grund für diese Verlegung aus der von König und Kurfürsten genutzten Nymphenburgerstraße bei ihrer Fahrt von der Residenz zum Schloss Nymphenburg war ein Unfall im Frühjahr 1890 eines Begleitfahrzeugs der königlichen Karossen mit einer Dampftrambahn. Hochwohlgeboren hatte sich dabei so erschreckt, dass die Dampfrösser von seiner Fahrroute verbannt wurden.
Kein Vorgang ohne Amtsstempel und großem Briefwechsel: Zustimmung der königl. bayerischen Staatsbahn zur Strecken-Verlegung in die Blutenburgstraße.
Dampftrambahnzug in der Blutenburgstraße stadteinwärts mit 3 geschlossenen Wagen.
Damit wird am 1.11.1890 auch die Gleis-Strecke in der Nymphenburger Straße ab Waisenhausstraße über die Romanstraße bis Winthirstraße stillgelegt.
Ab dem 3.5.1891 gibt es auf der alten Dampftrambahn-Strecke durch die Nymphenburger Straße zwischen Maillingerstraße und Rotkreuzplatz bis zum Grünwaldpark wieder eine Pferdebahnlinie mit einer Länge von 1400 m. In der Umbauzeit vom 1.4.1891 bis 2.5.1891 wurde in die eingleisige Dampftrambahnlinie ein 2.Gleis eingebaut.
Wie im Stadtplan von 1896 zu sehen, verfügt jetzt Neuhausen und der Rotkreuzplatz sowohl über eine Pferdebahn-Verbindung (blau) und eine Dampftrambahn-Verbindung (rot).
Kleines Zwischenspiel: vom 10.07.1895 bis 28.09.1895 wird am Rotkreuzplatz als Provisorium während der Kanalisierungsarbeiten in der Blutenburgstraße ein Doppelspurgleis zur Verbindung der Nymphenburgerstraße über den Rotkreuzplatz zur Winthirstraße gebaut. Darüber verkehrte die Dampftrambahn während der Baustelle über die Nymphenburger Straße.
Elektrischer Betrieb an der Endhaltestelle am Volksgarten 1908. Der Volksgarten, der größte Vergnügungspark Europas zu dieser Zeit, ging 1914 insolvent und verschwand.
Als man im Juli 1898plante man in der Romanstraße vom Romanplatz bis zum Stiglmaierplatz eine neue Gleislage für die elektrische Trambahn abseits der Dampftram-Gleise. Im Plan ist damals die Trasse der Dampftrambahn gelb eingezeichnet und die neue mittige Gleislage ist blau vermerkt.
Ein weiterer Ausschnitt aus dem Plan von 1898 zur Legung neuer Gleise für den elektrischen Betrieb. die Gleislegungen waren damals nötig, weil man gleichzeitig zu dem neuen Schienentyp „Phönix“ umstieg. Die 1880 auf den Markt gekommenen Phönix-Schienen waren aus einem Stück und hatten konstruktionsbedingt schmälere Rillen. Außerdem mussten für den elektrischen Betrieb die Schienen elektrisch leitend verbunden werden. Weiter konnten Pferdebahn-Schienen oft nicht das Gewicht der neuen Triebwagen tragen und der gesamte Unterbau musste ersetzt werden. Die bisher verwendeten Hartwich-Schienen, die aus zwei Schienen verschraubt werden mussten, wurde allerdings oft für wenig genutzte Hinterstellgleise wiederverwendet, wo nur leichtere Beiwagen abgestellt waren.
Am 17.7.1900 wird die Strecke durch die Nymphenburger Straße ab Waisenhausstraße über die Romanstraße bis Romanplatz doppelgleisig als Ersatz für die Dampftrambahn in Betrieb genommen. Baubeginn für diese Strecke war der 17.4.1900 und sie wurde von Anfang an vom Hauptbahnhof über die Nymphenburgerstraße elektrisch betrieben.
Ab dem 17.7.1900 wurden die Gleise der Strecke der Dampftrambahn durch die Blutenburgstraße und Winthirstraße entfernt.
Elektrischer Betrieb über die Nymphenburgerstraße über den Rotkreuzplatz im Jahr 1908.
Schleife Grünwaldpark
Am 8.11.1900 geht die nördlich vom Rotkreuzplatz gelegene Strecke ab Grünwaldpark durch die Waisenhausstraße und Dantestraße bis Westfriedhof mit einer Länge von 1506 m in Betrieb. Ab dem 13.11.1901 kommt dann noch die Schleife am Grünwaldpark um das neue Stationsgebäude herum dazu.
Allgemeine Zeitung Ausgabe vom 05.07.1907
Not-Lazarette im 1.Weltkrieg
Der 1.Weltkrieg hatte neben umfangreichen materiellen Auswirkungen auch Auswirkungen auf den Münchner Trambahnverkehr: viele Schulen und andere Bildungseinrichtungen werden in Notlazarette umgebaut und so entsteht für die Krankentransporte per Trambahn mit speziell umgebauten Sommerwagen 1914 ein Lazarett-Notanschlußgleis vom Rotkreuzplatz zur Schulstraße. Erst am 30.11.1918 wurde das Lazarettnot-Anschlussgleis Rotkreuzplatz – Schulstraße eingestellt nach dem Waffenstillstand von Compiegne am 11.11.1918
Gruppenbild mit Personal aus dem Hilfslazarett C in der Schulstraße mit 255 Betten.
Für den Transport der Verwundeten wurden die Sommerwagen in Krankentransportwagen umgebaut, die den Transport vom Bahnhof in die verschiedenen Hilfslazarette vornahmen.
Der Rotkreuzplatz hatte natürlich auch eine Bus-Verkehrsgeschichte, die wir hier nicht unterschlagen wollen: ein Doppeldeckerbus der Linie 31 steht 1913 am Rotkreuzplatz abfahrbereit nach Sendling. Diese Linienführung der Linie 31 der Allgemeinen Automobil Gesellschaft mbh (ein privates Unternehmen in Konkurrent zur Städtischen Straßenbahn) bestand nur zwischen 18.1.1913 und 19.3.1913.
Der Rotkreuzplatz bekam 1915 sein erstes eher schlichtes Wartehäuschen. Zur Orientierung: im Hintergrund steht jetzt der Kaufhof, das große Haus rechts ist auch heute noch das Eckhaus Wendl-Dietrich-Straße/Winthirstraße. Die Halle bestand bis 1929.
Am 23.3.1920 wird eine neue Strecke zum Rotkreuzplatz durch die Donnersbergerstraße zur Arnulfstraße in Betrieb genommen, erbaut vom Oktober 1919 bis März 1920.
Die neue Strecke durch die Donnersbergerstraße endet mit einer ersten einfachen Wendeschleife auf dem Rotkreuzplatz und einer doppelgleisigen Weiterführung in die Äussere Nymphenburgerstraße. Ein erstes Hinterstellgleis in der Winthirstraße entseht. Diese Gleisanlage bleibt bis 1928 aktuell.
Das Kriegerdenkmal am Rotkreuzplatz
Das Kriegerdenkmal erscheint in vielen unserer Zeichnungen und hat eine Geschichte:
die Grundsteinlegung des Denkmals war am 11.03.1888, den Vorabend des Geburtstages des Prinzregenten, die Denkmalenthüllung fand dann am 08.07.1888 statt. Es stand dort, wo heute das Gebäude ist mit den Läden, Venezia und Bohne & Malz, aber am Eck. Dort stand nämlich damals das kgl. Jagdschloss und davor baute man das Kriegerdenkmal. Es wurde vom Münchner Bildhauer Anton Kaindl (1849 – 1922) entworfen. Die Figuren waren sogar aus Metall. An der linken Seite des Denkmals befand sich eine Tafel mit dem Text: „Zum Gedächtnis an die in den Jahren 1870-71 gefallenen Krieger aus der Gemeinde Neuhausen“. Während des 2. Weltkriegs, als die Rohstoffe für die Herstellung von Granaten und Bomben knapp wurden, wurden diese Figuren eingeschmolzen und zwar im Jahr 1942. Ein Luftangriff am 07.10.1945 zerstörte damals das Jagdschloss sowie die Reste des Denkmals.
Text nach Ulrich Mößlang
Vom 14. Mai bis 4. Juli 1928 gibt es eine Grossbaustelle auf dem Rotkreuzplatz: eine umfangreiche Schleifenanlage wird gebaut um die neuen Strecken durch die Donnersbergerstraße und die Leonrodstrasse verkehrsgerecht einzubinden. Am 20.6.1928 geht diese neue Schleife am Rotkreuzplatz in Betrieb.
Am 15.8.1928 geht auch die Strecke durch die Leonrodstraße zwischen Rotkreuzplatz und Nikolaistraße durch die Hohenzollernstraße in Betrieb für die Linie 22.
Im Rahmen der umfangreichen Erweiterung der Schleifenanlage auf dem Rotkreuzplatz entseht auch ein Hinterstellgleis in die Winthirstraße, deren Weiche im Vordergrund zu sehen ist.
Die Verlegung des Betriebshofes an der Nymphenburger Straße in den Neubau an der Dachauerstraße förderte nicht nur den weiteren Ausbau der Linie 22, sondern auch eine weitgehende Umgestaltung des Rotkreuzplatzes.
Die aus dem alten Betriebshof aus- und einrückenden Wagen der Linie 3 und 2 mußten die Gleisschleife in Neuhausen (Grünwaldplatz) nutzen, um über den Rotkreuzplatz die Donnersbergerstraße zu erreichen. Durch die Verlegung des Neuhauser Betriebshofes in die Dachauerstraße war eine verbindung durch die Leonrodstraße nötig. Die neugeschaffene Abzweigung zur Nymphenburgerstraße stadteinwärts aus dem Südteil der Schleife war vor der Neugestaltung des Platzes in der Hauptsache als Einrückgleis zum Betriebshof bis zu seiner Verlegung zur Dachauerstraße gedacht.
Eine schöne Serie von Werksfotos der Trambahngesellschaft von der neuen Schleife am Rotkreuzplatz: Blick aus der Donnersbergerstraße direkt auf das Jagdschlössl.
Blick auf den Rotkreuzplatz Richtung Leonrodstraße mit dem prächtigen burgähnlichen Gebäude der Apotheke.
1929 kommt noch eine große Wartehalle nach Plänen von Beblo und Meitinger auf dem Rotkreuzplatz dazu. Die wurde erst 1979 abgerissen.
Der Rotkreuzplatz, diesmal aus dem Apothekengebäude in Richtung Westen gesehen.
1928 kommt der Rotkreuzplatz noch etwas kahl daher.
1928 kommt der Rotkreuzplatz noch etwas kahl daher.
1936 ist der Rotkreuzplatz ein großer Trambahn-Knotenpunkt und das Herz von Neuhausen geworden, im Volksmund nun auch „Rio“ genannt.
Die Winthir Apotheke gibt es seit 1878 am Rotkreuzplatz ist die älteste Apotheke Neuhausens und das älteste bestehende Unternehmen am Rotkreuzplatz. Vor dem 2. Weltkrieg war das Burg-ähnliche Gebäude fast ein Wahrzeichen des Rotkreuzplatzes. Es wurde 1944 zerstört.
Auf seiner Fahrt vom Romanplatz nach Berg-am-Laim kommt der Wagen der Linie 1 gerade auf den Rotkreuzplatz: eine der ersten Farbaufnahmen der Münchner Trambahn, die wir den KollegInnen der Geschichtswerkstatt Neuhausen zu verdanken haben.
Nachkriegszeit am Rotkreuzplatz
Luftaufnahme vom Rotkreuzplatz am 8. Juni 1945. Das Trambahnstationshaus (in der Bildmitte) hat kein Dach mehr. Der gesamte Platz ist am 7.1.1945 zerstört worden. Detail am rechten Rand: dort erkennt man zwei Dampflokomotiven und einen Reichsbahn-Steuerwagen der von der Reichsbahn betriebenen Hilfsbahn Linie IV vom Stiglmaierplatz kommend, die hier am Anwesen 158 der Nymphenburgerstraße ihr Kohlelager hatten.
Rund um den Rotkreuzplatz gab es nach und nach eine große Anzahl an Behelfsbauten und Baracken, aus denen verkauft wurden. An Zettelwänden suchten die Überlebenden nach Familienangehörigen.
Der Rotkreuzplatz wurde im 2.Weltkrieg schwer zerstört, kein Haus blieb ohne einen Treffer oder war ausgebrannt. Den Rotkreuzplatz, wie man ihn kannte, gab es nicht mehr. Aber Trambahn fuhr wieder.
Auf diesem Bild vor dem Ausgebrannten Jagdschlössl und dem Kriegerdenkmal davor sieht man deutlich die auf Aufnahmen dieser Zeit immer wieder erscheinenden Bäume, denen die Äste abgeschnitten wiuden, um wenigstens etwas Brennholz für die kalten Kriegsnächte zu bekommen.
Auch das alte Jagdschlössl war zerstört und ausgebrannt und wurde am 12.06.1951 abgerissen. An seiner Stelle entstand ein großes Geschäftshaus und dahinter der markante Hochhausbau des Schwesternheims. Dieses Jadschlössl war nicht der Ort der heutigen Restauration gleichen Namens, sondern die lag gegenüber auf der Ostseite der Nymphenburgerstraße und führte den Namen.
Bild vom März 1951 am Rotkreuzplatz: die Versorgung in der Nachkriegszeit erfolge hauptsächlich aus den Hilfsbauten der Einzelhändler am Rotkreuzplatz.
Im Westteil des Rorkreuzplatzes im April 1951 sind Läden in die Erdgeschoße der ausgebomten Ruinen eingezogen: heute steht hier der Kaufhof am Rotkreuzplatz.
K2-Tw 712 auf der Linie 22 am Rotkreuzplatz am 21.10.1951. Die Girlanden waren zur Feier „75 Jahre Trambahn in München“ damals an allen Fahrzeugen angebracht.
Linie 21 mit dem E-Tw 605 + e-Bw 1300 + 1142 am Rotkreuzplatz auswärts am 13.7.1953
Die Linie 4 kreuzt den Rotkreuzplatz mit e-Bw 1232 + D6-Tw einwärts im Jahr 1960.
D6-Tw 437 als Einsatzwagen am Rotkreuzplatz auswärts im Jahr 1960
D2-Tw 471 + zwei e-Bw auf der Linie 4 am Rotkreuzplatz auswärts im Jahr 1960
Blick auf den Rotkreuzplatz mit M-Zug der Linie 21 im Jahr 1963
Zunächst bleibt nach dem 2.Weltkrieg die Gleislage auf dem Rotkreuzplatz unverändert erhalten. 1961 wird aber bei der Gleiserneuerung der Nordwestkurven das Hinterstellgleis im Bereich Winthirstraße abgehängt.
Zu den nun folgenden Gleisplänen müssen wir eine Anmerkung machen: sie wurden von den Stadtwerken/Verkehrsbetrieben nicht immer komplett neu gezeichnet. Die weiteren offiziellen Gleispläne des Rotkreuzplatz basieren aus diesen damals schon geltenden Sparmaßnahmen bis in die 80er-Jahre auf alten Vorkriegsplänen, die nur radiert, überzeichnet und mit TippEx bearbeitet wurden. Daher passen weder die Baulinien der Vorkriegsbebauung wie auch die Existenz des im 2.Weltkrieg zerstörten Kriegerdenkmals dazu.
Das Hinterstellgleis wurde bei den nun eingesetzten M-Grossraumwagen überflüssig.
Nachdem man noch 1966 die Gleise der kompletten Donnersbergerstraße vom Rotkreuzplatz bis Arnulfstraße erneuert hat, kam am 1.3.1970 das Aus für die Strecken Leonrodstraße zwischen Rotkreuzplatz und Landshuter Alleesowie der Donnersbergerstraße mit der Einstellung der Linie 22 und sie wurden stillgelegt für Linienverkehr. Durch den Wegfall der Streckenführung über die Donnersbergerbrücke, die nun für den Mittleren Ring komplett neu & trambahnfrei gebaut wurde, musste die Einmündung der Donnersbergerstraße in die Arnulfstraße als Gleisdreieck gebaut werden.
Linie 22 mit dem M3-Tw 821 auf dem Rotkreuzplatz im Jahr 1969
Linie 21 mit dem M3-Tw 784 am Rotkreuzplatz einwärts im März 1973
Der Kupferschmied Peter Paul Sarcletti (* 1857) stammte aus Banco im Nonstal, das damals als Teil von Welschtirol zu Österreich-Ungarn gehörte. Aufgrund der Agrarkrise in seiner Heimat wanderte er aus. 1875 gelangte er in die Niederlande; dort erlernte er die Kunst des Eismachens. 1879 ließ Sarcletti sich in München nieder, wo er in der Parkstraße eine Eisfabrik einrichtete. Die Produkte wurden bald in 70 Eiswagen verkauft.
Auf ein Eis zu Sarcletti…
Ab 1906 besaß Peter Paul Sarcletti außerdem ein Eiscafé in der Sendlinger Straße. Kurz darauf war Sarcletti auch in einem Eispavillon im Ausstellungspark auf der Theresienhöhe präsent. Ab 1908 hatte die Familie Sarcletti auch einen Eisstand auf dem Oktoberfest.Auch die vier Söhne machten sich in der Eisbranche selbstständig. Ludwig Sarcletti etwa eröffnete 1921 den Kiosk „Zur süßen Ecke“ am Rotkreuzplatz. Das hölzerne Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, aber später aus Stein wieder aufgebaut und 1974 durch ein Eiscafé ersetzt, welches zunächst Ludwig Sarcletti jun. führte, der es 1998/1999 seinem Sohn Michael übergab. Dieses Café existiert noch immer.
Die U-Bahn kommt zum Rotkreuzplatz
Durch den Bau der U-Bahn-Linie 1 zum Rotkreuzplatz kommen auf den Rotkreuzplatz trambahntechnisch große Veränderungen zu.
U-Bahn-Baustelle in der Nymphenburgerstraße Ecke Volkartstraße im Februar 1980.
Ab dem 10.3.1979 wird die Strecke durch die Donnersbergerstraße zwischen Rotkreuzplatz und Arnulfstraße komplett aufgelassen wegen dem Bau der U-Bahnlinie U1 Bahnhof Rotkreuzplatz.
Wegen der U-Bahnstrecke in offener Bauweise wird auch die Trambahn-Strecke durch die Nymphenburgerstraße von der Innenstadt kommend ab Landshuter Allee bis Rotkreuzplatz eingestellt.
Nun gibt es eine Umleitung der Trambahn aus der Nymphenburgerstraße über die Landshuter Allee und Leonrodstraße zum Rotkreuzplatz und eine Baustellenschleife auf dem Rotkreuzplatz.
Linie 4 mit dem M3-Tw 2357 + m-Bw fährt in die provisorische Schleife Rotkreuzplatz im November 1979 ein.
Der Rotkreuzplatz Anfang 1980 mit seiner Schleife in Betrieb während der Bauarbeiten und dem Kaufhaus dahinter.
Ab dem 19.10.1980 fährt nur noch eine Strecke über den Rotkreuzplatz mit einer geschwungenen Kurve von der Nymphenburgerstraße zur Leonrodstraße.
Dieser Streckenplan von 1980 ist insofern interessant, da man bei den Stadtwerken wohl recht sparsam war und die neue Strecke 1980 in einen Plan von 1920 eingezeichnet hat: deutlich sieht man die Umrisse des längst abgerissenen und mit dem Schwesternheim überbauten Jagdschlössels, nur schnell Namen wegradiert und „Schwesternheim“ drübergetuscht und das ebenfalls längst verschwundene Kriegerdenkmal. Ebenso stimmt die restlich Bebauung überhaupt nicht zur Gegenwart, z.B das alte Apothekengebäude.
Der Fotograf hatte im Dezember 1981 einen Farbfilm eingelegt, als er den M4-Tw 2402 + m4-Bw 3405 auf der Linie 4 an der Haltestelle Rotkreuzplatz auswärts auf der neuen Gleisanlage ablichtete.
Linie 12 mit dem M5-Tw 2506 in der Leonrodstraße kurz vor dem Rotkreuzplatz im Juni 1990
M5-Tw 2655 als Linie 12 am Rotkreuzplatz Richtung Neuhausen im Juni 1990
Im Schneegestöber biegt am 14.1.2019 auf der Linie 12 der T2-Wagen 2705 in die Leonrodstraße zur Haltestelle Rotkreuzplatz ein
U-Bahn am Rotkreuzplatz
Der U-Bahnhof Rotkreuzplatz im Stadtteil Neuhausen ist gekennzeichnet durch eine breite und säulenlose Bahnsteighalle. Direkt nordwestlich des U-Bahnhofes befindet sich das Rotkreuzkrankenhaus, nach dem der Platz seinen Namen trägt.
Der U-Bahnhof war von 1983 bis 1998 für 15 Jahre lang der nördliche Endbahnhof des Linie U1, ehe sie vom Stadtteilzentrum Neuhausens weiter bis zum Westfriedhof verlängert wurde. Zudem endete zwischen 1999 und 2006 hier die Verstärkerlinie U7. Die Hintergleiswände sind mit einem Muster aus ockerfarbenen Streifen versehen, die von schmal bis breit rhythmisiert sind. Die Konzeption der Streifenmuster stammt von Hansfried Münchberg, die Ausführungsplanung des Bahnhofs stammt vom Büro Brückner in Zusammenarbeit mit dem städtischen U-Bahn-Referat.
Gestalterisch muss er zusammen mit seinen Nachbarn Maillingerstraße und Stiglmaierplatz betrachtet werden, da dort die selben Grundmuster der Bahnhofsgestaltung benutzt wurden. Sie sind verglichen mit moderneren Bahnhöfen der Folgejahre vergleichsweise einfallslos und in ihrer Farbgebung ein Produkt ihrer Zeit.,Am Rotkreuzplatz wurden im Jahr 2008 ockerfarbene Bleche unter den Wandverkleidungen der Hintergleiswände nachgerüstet. Von Mitte 2014 bis 2019 befand sich auf dem Bahnsteig ein Kiosk.
Die Bodenflächen sind mit Kunststeinplatten im Isarkiesel-Motiv ausgelegt, die Decken sind mit Aluminium-Lamellen versehen, die quer zu den in Fahrrichtung angebrachten Lichtbändern angeordnet sind. Über dem Gleisbereich ist keine Deckenverkleidung angebracht, hier wurde die Betondecke dunkel gestrichen und somit aus dem Sichtbereich entfernt. Das südöstliche Sperrengeschoss ist vergleichsweise weitläufig, in ihm befindet sich neben einem Kiosk auch ein Blumengeschäft.
© Text & Bilder: Florian Schütz | www.u-bahn-muenchen.de
Linienchronik für den Rotkreuzplatz
Am 01.11.1890 kommt die Linie I (Linienfarbe: Weiß) zum Rotkreuzplatz. Das ändert sich erst in der Kriegszeit, als am 25.07.1944 der letzte Tag für die Linie 1 am Rotkreuzplatz ist.
Die Linie 1 mit dem A-Tw 324 am Siglmeierplatz auswärts biegt 1909 in die Nymphenburgerstraße zur Fahrt zum Rotkreuzplatz ein.
Ab dem 01.05.1925 bis zum 27.07.1937 kommt die Linie 3 aus Schwabing zum Rotkreuzplatz.
Auf der Linie 3 fährt am 7.6.1935 ein E-Triebwagen an der neuen Endstation Rotkreuzplatz
Die Linie 4 hatte vom 16.03.1902 bis 21.07.1944 eine Haltestelle am Rotkreuzplatz und wieder vom 23.09.1946 bis zu ihrer Einstellung am 28.05.1983.
M5-Tw 2501 + m5-Bw auf der Linie 4 in der provisorischen Schleife Rotkreuzplatz im März 1980
Gast der ersten Stunden war die Linie X (Dampftrambahn) ab dem 09.06.1883 durch die Nyphenburgerstraße und ab 01.11.1890 über die Winthirstraße am Rotkreuzplatz. Ab dem 15.07.1900 war Schluß mit Dampf und der Linie 10.
Dampftrambahn Lok Nummer 2 mit 3 Anhängern abfahrbereit zur Fahrt über den Rotkreuzplatz. Liniennummern sucht man vergeblich: es gab nur eine Dampftrambahn-Linie in München.
Die Linie 11 durchfuhr den Rotkreuzplatz vom 11.12.1906 bis 03.08.1914 und vom 02.12.1919 bis 03.11.1935 vom Ostbahnhof kommend nach Neuhausen.
Ein E-Tw + e-Bw auf der Linie 11 kommt am 7.6.1935 von der Endhaltestelle Neuhausen über die Nymphenburgerstraße einwärts auf den Rotkreuzplatz
Je später die Gäste, so länger bleiben sie: die Linie 12 kam erst am 19.10.1980 zum Rotkreuzplatz und fährt dort heute immer noch.
Die Linie 12 heute mit dem M5-Tw 2506 in der Leonrodstraße kurz vor dem Rotkreuzplatz im Juni 1990
Lang vergangener Kurzbesuch der Linie 14 vom 01.11.1906 bis zum 24.07.1909 vom Mariahilfplatz zum Westfriedhof.
Linie 21 hielt am Rotkreuzplatz vom 04.11.1935 bis zur kriegsbedingten Aufgabe der Strecke am 21.09.1944. Ab dem 18.10.1948 bis 28.05.1983 war die Linie 21 von hier zur Amalienburgstraße unterwegs.
Linie 21 mit dem E-Tw 534 startet am 29.10.1955 in Neuhausen zum Rotkreuzplatz.
Als erste Linie auf der 1920 neu gebauten Schleifenanlage startete die Linie 22 am 23.03.1920 ab hier, ab dem 4.12.1928 ab Nikolaiplatz zum Harras bis zum 29.01.1945. Ab dem 06.07.1945 bis zu ihrer letzten Fahrt auf dieser Route am 28.02.1970 blieb sie dem Rotkreuzplatz treu.
K1-Tw 689 auf der Linie 22 am Rotkreuzplatz im Jahr 1964
Mal ehrlich: wer hätte drauf gewettet, dass auch die Linie 23 am Rotkreuzplatz mal fuhr? Vom 06.12.1935 bis 20.08.1937 ist die Antwort.
Die Linie 24 kennt den Rotkreuzplatz von ihrer Zeit vom 04.11.1935 bis zum 31.03.1940 hier.
Zum Ende des 2.Weltkrieg befuhr die Linie 26 den Rotkreuzplatz am 28. und 29.04.1945 und in der folgenden Friedenszeit nochmal vom 06.06.1945 bis 05.07.1945 für einen Monat.
© FMTM e.V.
Diese Dokumentation entstand mit der Unterstützung von Peter Hübner, Klaus Onnich, Dieter Kubisch ✟, Florian Schütz und Frederik Buchleitner sowie dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv, dem Staatsarchiv München und besonders dem Stadtarchiv München. Recherchiert, zusammengetragen & umgesetzt hat diese Seite Reinhold Kocaurek.